Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

I n welcher Welt sind Zölle über 30 Prozent eine gute Nachricht? In einer, in der Donald Trump Präsident der USA ist. Bei Redaktionsschluss Mitte Mai 2025 hatte der US-Präsident nämlich in Sachen Handelskrieg eine komplette Eskalations- und Deeskalations-Volte hingelegt. Begonnen hat alles am sogenannten „Liberation Day“, an demDonald Trump seine Zollliste in die Kamera hielt. Eine – exemplarische – erste Vermessung dieses Marktschocks nahm unter anderem die UBS über ihren Sentiment-Indi- kator „Tari Fear Gauge“ vor ( siehe Chart „Zu wenig gefürch- tet?“ ). Dieser verläuft auf einer Skala von 0 bis 100 und lag bei Börsenschluss am 2. April bei 11 für US-Aktien und bei 46 für europäische Aktien. Dieser Angstindikator berechnet die Kursveränderungen von Unternehmen in den USA und Europa, die stark von Zöllen betro en sind und sich nicht durch makroökonomische Variablen wie Wachstum, Real- zinsen, Credit Spreads oder In ationserwartungen erklären lassen. „ImGrunde genommen spiegelte dieser Wert damals wider, dass die Märkte Zölle ausschließlich als Verhandlungs- instrument betrachteten – nicht als Ausdruck einer ideolo- gischen Agenda“, hieß es dazu aus demGlobal Research von UBS. Und weiter: „Allerdings deutet die Einführung eines allgemeinen Zollsatzes von zehn Prozent klar darauf hin, dass die aktuelle US-Regierung Zölle als zentrales wirt- schaftspolitisches Mittel ansieht, um globale Handels- und Wirtschaftsbeziehungen grundsätzlich neu zu ordnen.“ Die Schlussfolgerung der UBS-Analysten: Die US-Zölle waren zu dem Zeitpunkt nicht im Aktienmarkt eingepreist. Was folgte, waren hektische Wochen, in denen multilateral mit diversen Gegenzöllen gedroht wurde. Besonders eska- lierte die Situation zwischen den USA und China, die sich bis Anfang Mai auf Importzölle von 145 respektive 130 Pro- zent hochschaukelte. Turbulenzen und Hintergründe Das wirbelte kurzfristig nicht nur die Aktien-, sondern auch die Anleihenmärkte durcheinander. Adam Marden, Port- foliomanager Fixed Income bei T. Rowe Price, erinnert sich an die Turbulenzen zurück: „Kurz gesagt führte die Kom- bination aus schlechter Liquidität und sich schnell ändern- den Narrativen, die die Stimmung antrieben, zu übermä- ßigen Renditeschwankungen bei US-Staatsanleihen.“Einige dieser Narrative betrafen Hedgefonds, die Geschäfte auf- lösten, um von kleinen Preisunterschieden zwischen Kassa- Treasuries und Terminkontrakten zu pro tieren, sowie ausländische Inhaber von Treasuries, die ihre Positionen verkauften. Der eigentliche Grund für die Volatilität der Renditen von Staatsanleihen war laut Marden jedoch, dass „das Finanzministerium jährlich neue Schulden in Höhe von etwa 2,3 Billionen US-Dollar aufgenommen hat. Gleichzeitig haben die Aufsichtsbehörden den Anleihen- händlern nicht erlaubt, ihre Market-Maker-Kapazitäten für Anleihen zu erweitern. Dies hat zu einer Situation geführt, die sich in etwa so darstellt, als würde man den Verkehr auf einer viel befahrenen vierspurigen Autobahn auf nur eine Spur leiten.“ Bei Redaktionsschluss dann plötzlich die relative Ent- warnung in Form der Meldung, dass die USA und China beschlossen hätten, ihre Zölle für 90 Tage zu senken, wäh- rend die Gespräche fortgesetzt werden. Die Abgabe auf die meisten chinesischen Wareneinfuhren in die USA werden von 145 auf 30 Prozent gesenkt. China wird seine Zölle auf US-Importe von 125 auf zehn Prozent verringern.Nach die- sem Handelsabkommen könnten Exporte von seltenen Erden an US-Kunden reibungsloser genehmigt werden. Reuters berichtete jedoch, dass es laut chinesischen Bran- Trump zu traden stellt sich in jeder Hinsicht als schwierig heraus. Mit ständig neuen Paradigmen wirbelt er Märkte und Erwartungen durcheinander. Neuerdings gilt es als gute Nachricht, wenn Zölle bei 30 Prozent liegen – statt bei 145. 115 Prozentpunkte Erleichterung KONGRESS 2025 INSPIRED BY 198 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Investmentstrategien unter Trump FOTO: © T. ROWE PRICE » Als würde man den Verkehr auf einer viel befahrenen vierspurigen Autobahn auf nur eine Spur leiten. « Adam Marden, Portfoliomanager Fixed Income bei T. Rowe Price

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