Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
J apans Aktienmarkt als „komplex“ zu charakterisieren, ist wahrscheinlich nicht die inkorrekteste aller Einschätzun- gen. Geogra sche Distanz, makroökonomische Beson- derheiten und sprachliche Barrieren sind nur einige der Gründe, weshalb ein Markt mit einer Kapitalisierung von rund 6,4 Billionen US-Dollar von internationalen Investoren wie ein Nischenmarkt gemanagt wird. Zumindest lässt sich das aus den Daten und Fakten schließen, die SimonMorton- Grant,Client Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle, am Institutional Money Kongress in seinem Vortrag „Winds of change sweeping across Japan“ präsentiert hat. Demnach werden „mehr als 60 Prozent der Unternehmen in Japan kaum oder gar nicht von Analysten gecovert“ (siehe Gra k „Aktiv im ‚Nischenmarkt‘ Japan“) . Steckt man entsprechend mehr Manpower in einen aktiven Ansatz, erzielt man also entsprechend schnell und relativ leicht einen Informations- und somit Wettbewerbsvorteil. Für langfristig orientierte Investoren biete sich laut Morton-Grant die „exzellente Gelegenheit, qualitativ hochwertige Unternehmen mit soli- den Fundamentaldaten zu entdecken“. Langfristiger Trend Der japanische Leitindex Nikkei 225 zeigt seit Einführung der „Abenomics“ eine strukturelle Erholung, die den Markt aus den de ationären Jahren seit dem Platzen der Blasen- ökonomie herausgeführt hat.Dies deutet darauf hin, dass die wirtschaftlichen Reformen tiefgreifend und nachhaltig wir- ken (siehe Chart „Rettung durch Abenomics“) . Morton-Grant betont in diesem Zusammenhang: „Japanische Unterneh- men sitzen auf enormen Bargeldreserven, die fast 40 Prozent des BIP ausmachen. Dieses überschüssige Kapital wird nun durch Reformen in der Corporate Governance e zienter eingesetzt, was die Eigenkapitalrenditen nachhaltig ver- bessern wird.“ In der Tat steigen Dividendenausschüttungen und Aktien- rückkäufe – Letztere haben sich seit Einführung der Abeno- mics sogar verneunfacht und im ersten Jahresdrittel ein Re- kordniveau erreicht. Die Dividendenausschüttungen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und in den letz- ten 25 Jahren sogar vervierfacht. Mikro von Makro entkoppelt Zudem stellte Morton-Grant klar, dass Japans Aktienmarkt seit dem Beginn der Abenomics weltweit führend im Ge- winnwachstum ist: „Das Gewinnwachstum in Japan liegt höher als in Europa, den Schwellenländern und sogar den USA. Dies verdeutlicht, dass hohe Wirtschaftsleistung nicht zwangsläu g zu hohen Aktienrenditen führt – eine wichtige Lektion für Anleger.“ Tatsächlich stammen etwa 72 Prozent der japanischen Aktienrenditen der letzten zehn Jahre aus dem Gewinnwachstum, was die Stärke der Fundamental- daten weiter unterstreicht (siehe Chart „Strukturelle Stärke“) . Dieser aktuelle fundamentale Hintergrund bleibt laut Mor- Der Aktienmarkt in Japan erscheint „unteranalysiert“, was zu Informationsverzer- rungen bei passiven Investments führen kann. Mit einer engagiert-aktiven Strategie kann dieses Manko in einen Wettbewerbsvorteil umgemünzt werden. Japanisches Alpha Rettung durch Abenomics Indexhöchststände führten zu verstärktem Interesse an Japan. Das „verlorene Jahrzehnt“ wurde in Japan später zum Plural. Erst ab dem Jahr 2013 führte der 2022 ermordete Premier Shinzo¯ Abe das Land mit einem ambitionierten Restrukturierungsprogramm aus der Krise. Quelle: Columbia Threadneedle Okt. 1989 Dez. 1980 Jun. 2007 Aug. 1998 Jan. 2025 Apr. 2016 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 Blasenbildung Deflationsjahre Strukturelle Erholung nach Einführung der „Abenomics“ KONGRESS 2025 INSPIRED BY 192 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Japan
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=