Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

strukturellen Schwächen der EU, insbesondere derzeit in Deutschland und Mitteleuropa, lindern: eine zu teure, in a- tionstreibende und wettbewerbsschädliche Energieversor- gung. „Eine potenzielle Lösung des Ukrainekon ikts würde beispielsweise zu niedrigeren Energiekosten und höheren Infrastrukturausgaben führen“, sagt Francis Ellison, Client Portfolio Manager, European Equities bei Columbia Thread- needle Investments. „Neben den positiven humanitären Auswirkungen, die ein Frieden in Europa mit sich bringt, würden sich auch die wirtschaftlichen Aussichten verbes- sern. Die Wachstumschancen würden steigen, was wieder- um Reinvestitionen sowie das Kreditwachstum ankurbeln dürfte.Das ermöglicht es der EZB auch, die Zinssätze weiter zu senken.“ Selbst wenn kein (nachhaltiger) Frieden in der Ukraine eintritt, gebe es für Europa trotzdem gute Nachrich- ten von der „Energiefront“. „Europa hat die Energiekrise hin- ter sich gelassen. In den nächsten zwei Jahren wird eine Wel- le von LNG-Lieferungen den Kontinent mit billiger Energie überschwemmen“, prognostiziert Giordano Lombardo, Gründer, CEO und Co-CIO bei Plenisfer Investments. Belastungsfaktor Betre end die imRaum stehenden Zölle auf Importe in die USA verweist Frederic Jeanmaire, Portfoliomanager bei Columbia Threadneedle Investments, darauf, dass die US- Zölle hauptsächlich auf China zielen und lediglich Expor- teure in die USA direkt beträfen.Während aus europäischer Sicht vor allem Autos, Spirituosen und einige Elemente des Luxussektors betro en sind, gibt es jedoch am Alten Konti- nent viele Unternehmen, die Dienstleistungen oder Techno- logie verkaufen – beispielsweise der Weltmarktführer SAP –, die davon nicht betro en wären. Nach Einschätzung von Olsen sei die Gesamtbelastung durch US-Zölle gar nicht so hoch, wie der Markt ursprüng- lich angenommen hat. „Europäische Unternehmen erzielen zwar im Durchschnitt rund 26 Prozent ihrer Umsätze in den USA, doch etwa die Hälfte davon entfällt auf Dienstleis- ter, die von Zöllen nicht betro en wären. Zudem sind rund elf Prozent der Umsätze produzierender Unternehmen durch das Prinzip ,local for local‘ geschützt, da viele Produk- tionskapazitäten bereits seit 2016 und verstärkt durch die Covid-Pandemie in die USA verlagert wurden“, führt Olsen aus. „Somit wären letztlich nur etwa sieben Prozent der europäischen Unternehmensumsätze tatsächlich potenziell zollbelastet, wobei manche Sektoren wie Automobil oder Luxusgüter deutlich exponierter sind als zum Beispiel Ener- gie und Verteidigung.“ Die Sorge, dass europäische Unternehmen, insbesondere kleinere, aufgrund niedrigeren BIP-Wachstums und Dein- dustrialisierungstendenzen in Ländern wie Deutschland be- nachteiligt seien, teilt Walewski nicht: „Europäische Unter- nehmen sind in der Regel nanziell solide aufgestellt und verfügen über eine breite geschäftliche Diversi kation.“Viel- fach agieren europäische Firmen laut dem Alken-Chef in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern wie Energiewende, Digitalisierung sowie Gesundheits- und Wellnesstrends. Investoren, die ihr Europa-Exposure aufstocken wollen, könnten einerseits auf die Idee kommen, auf im Vergleich zu Deutschland wachstumsstarke Länder wie Spanien (BIP- Performancevergleich über verschiedene Zeiträume Amerikanische und europäische Aktienindizes unter der Lupe Während der US-Aktienmarkt, hier repräsentiert durch den S&P 500 Index (blaue Linie), seit Anfang der 2010er-Jahre den Stoxx 600 Index (rote Linie) auf lange Sicht (linker Chart) klar outperformt, sieht es im kurzfristigen Vergleich (rechter Chart) von Anfang Januar 2025 bis Ende April 2025 wesentlich besser für europäische Aktien aus, die in vier Monaten eine Outperformance von rund eindrucksvollen 19 Prozent erzielten. Quelle: Bloomberg | Stand: Ende April 2025 Langfristiges Zeitfenster 2020 2022 2024 2018 2016 2014 2012 2010 0 % 200 % 400 % 600 % 800 % S&P 500 Index Stoxx Europe 600 Index Kurzfristiges Zeitfenster -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % S&P 500 Index Stoxx Europe 600 Index Januar Februar März April 184 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Europa-Aktien FOTO: © BELLEVUE WS IMK Europas Aktien- markt galt schon längere Zeit als günstig bewertet. Für neue Kurs- fantasie bedurfte es aber eines Triggers. » Europa brauchte einen ›Trigger‹ und hat einen bekommen. « Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments bei Bellevue Asset Management

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