Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

» W ährend US-Aktien lange Zeit das Anlegerinter- esse auf sich zogen, galten Aktien aus Europa bei Investoren nur als wenig attraktiv. Das könnte sich nun ändern“, erklärte Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments bei Bellevue Asset Management, am 16. Institutional Money Kongress Anfang April in Frank- furt. Angesichts der deutlichen Outperformance europäi- scher gegenüber US-amerikanischen Aktien in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres in Höhe von rund 19 Prozentpunkten in Euro gerechnet (siehe Gra k „Performance- vergleich über verschiedene Zeiträume“, rechter Chart) sieht M&Gs Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund, im Interview mit Institutio- nal Money sogar eine Art Paradigmenwechsel: „Der neu entdeckte Enthusiasmus der Anleger für die Anlageklasse ist ein seismischer Wandel – man denke nur an den beträcht- lichen Pessimismus gegenüber Europa am Beginn des Jahres zurück, als die Vorstellung vom US-Exzeptionalismus vor- herrschte. Da jedoch das Vertrauen in die amerikanische Ausnahmestellung geschwunden ist, hat Europa von der zunehmenden Einsicht der Anleger pro tiert, dass es Alter- nativen zum US-Markt gibt.“ Angesichts dieser Entwicklung wie auch der mauen Aus- sichten für die US-Wirtschaft bei einer zugleich im histori- schen Vergleich extrem hohen Gewichtung von US-Aktien im MSCI World Index sieht Nicolas Walewski, CEO und Unternehmensgründer von Alken Fund, europäische Aktien imVorteil. „Trotz erster Kapitalzu(üsse in europäische Aktien liegt die Allokation in US-Aktien weiterhin bei fast 70 Pro- zent der globalen Aktieninvestitionen – es besteht also noch erhebliches Aufholpotenzial für Europa.“Ähnlich sieht dies der Head of Asset Allocation der Société Génerale, Alain Bokobza: „Diese große Rotation hat gerade begonnen und könnte Jahre andauern.“ Milliarden in Bewegung In diesem Zusammenhang kann sich Janus-Henderson- Chef Ali Dibadj vorstellen, dass die hauseigenen Kunden rund zehn Prozent des verwalteten Vermögens aus den USA abziehen und anderswo investieren – unter anderem in Europa. „Wenn der US-Exzeptionalismus zerbricht, könnte eine Menge Geld aus US-Anlagen ab(ießen“, erklärte Ali Dibadj in einem Bloomberg-Interview. Inzwischen sind die ersten konkreten Zahlen zu diesen Umschichtungen bekannt geworden. So haben Goldman Sachs zufolge ausländische Investoren, die laut der Großbank per ultimo 2024 immerhin rund 18 Prozent aller US-Aktien besessen haben, seit Anfang März dieses Jahres rund 63 Mil- liarden US-Dollar aus US-Aktien abgezogen,wobei vor allem europäische Investoren auf die Verkaufsknöpfe gedrückt haben sollen. Als ein gutes und vor allem rasch verfügbares Zeichen, welche Markttrends bestehen und wohin die Gelder aktuell (ießen, gelten unter anderem ETF-Flows. Nachdem Trump am „Liberation Day“Anfang April hohe Zölle angekündigt hatte, verbuchten laut Morningstar in Europa beheimatete US-Aktien-ETFs so hohe Nettoab(üsse wie seit dem Coro- na-Crash nicht mehr: BeimCovid-Absturz im ersten Quartal 2020 büßten die Fonds 4,3 Milliarden Euro ein, seit Anfang April 2025 sind es 4,8 Milliarden Euro. „Anleger ziehen sich verstärkt aus US-Aktien zurück und schichten in Aktien- ETFs für Europa um, die im gleichen ZeitraumNettozu(üsse von 1,85 Milliarden Euro verzeichneten“, berichtet Kenneth Lamont, Principal Manager Research bei Morningstar. Am Ende dieser gerade begonnenen Entwicklung könn- ten die Out(ows aus den USA im Extremfall wesentlich hö- Europäische Aktien stehen nach langer Zeit wieder hoch in der Investorengunst und erfreuen sich steigender Notierungen. Neben den Hintergründen für diese Aufwärtsbewegung stellt sich die Frage, ob diese nachhaltig ist. Seismischer Wandel KONGRESS 2025 INSPIRED BY 182 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Europa-Aktien FOTO: © M&G » Der neu entdeckte Enthusiasmus der Anleger für die Anlageklasse ist ein seismischer Wandel. « Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund

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