Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
A ls diese Ausgabe von Institutional Money in Druck ging, hatten China und die USA gerade ein 90- tägiges Moratorium ihres eskalierenden Handels- kon ikts ausgerufen. Was zu Jahresbeginn noch unvorstellbar gewesen wäre: Ein 30-prozentiger US-Einfuhrzoll auf chinesische Waren wurde mit Erleichterung aufgenommen. Um sich bewusst zu werden, dass das einigermaßen absurd ist, muss man einen Schritt zurückgehen: Dann wird klar, dass das immer noch einer Verdreifachung des Zollsatzes ist, der zu Donald Trumps Amtsantritt gegolten hatte und 50 Prozent über den ursprünglich angekündigten Strafzöllen liegt. Auf die- sen beiden Seiten nden Sie einen Wegweiser durch das Zoll- und Handelskriegsdickicht seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten. Theoretisch sollte dieser bis zur nächsten Ausgabe halbwegs Gültigkeit bewahren, ist die aktivste Front mit China doch für knapp drei Monate eingefroren. Klar ist, dass in der Zwischenzeit Einzelstaaten bilaterale Verhandlungen mit Washington führen, wie es Großbritan- nien bereits getan hat. Dort wurden wichtige Zölle, die 25 Prozent betragen hätten, für die meisten Waren teils auf zehn Prozent zurückverhandelt. HANS WEITMAYR Wie es Europa auf Trumps Zielscheibe gebracht hat Handelsbilanzüberschuss in Milliarden US-Dollar Leistungsbilanz zwischen den USA und der EU Mit dem „Liberation Day“ hat US-Präsident Donald Trump in ein Wespennest gestochen. Nach einer ersten Kompletteskalation mit China wurde dieser Konflikt auf hohem Niveau eingefroren – eine Bestandsaufnahme. Handelsströme & Zollvolten Seit dem „Liberation Day“ werden die Theorien von David Ricardo, die auf die Vorzüge von internationaler Arbeitsteilung hinauslaufen, gern als Gegenargument zu Trumps Thesen angeführt. Dass Ricardo nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt wurde, darauf deutet dieser Chart durchaus hin. Quelle: WTO Was kam zuerst? Die Ungleichgewichte im globalen Handel und beispielsweise das Leistungsbilanzdefizit der USA mit Europa? Oder die Konsumfreude der US-Konsumenten, die von günstigen Produkten aus dem Ausland profitiert und gleichzeitig jahrzehntelang das Weltwirtschaftswachstum gestützt haben? Quelle: WTO, LBBW Warenexport vs. Warenproduktion Die Quelle westlichen Reichtums – eine Blase, die von Donald Trump zerstochen wird? China Deutschland Russland Niederlande Irland Schweiz Saudi-Arabien Taiwan (SAP) Norwegen VAE Italien Brasilien Katar Südkorea Singapur Australien Kuwait Iran Indonesien Tschechien 989,53 258,34 122,63 109,72 98,14 77,22 73,32 73,26 70,89 64,56 59,25 59,09 58,48 51,84 46,97 45,02 37,60 37,35 31,05 30,27 Güter Dienstleistungen Sekundäreinkäufe Primäreinkäufe Leistungsbilanz Jahreswerte in Mrd. USD -250 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 2024 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 0 5 10 15 20 2010 2005 2000 1990 1980 1970 1960 2020 2023 2015 127,3 67,2 45,5 86,4 28,2 15,6 2,6 -11,9 14,0 7,9 4,9 3,7 7,8 0,0 -5,0 8,2 1,4 -0,3 71,1 47,1 43,6 34,1 17,1 9,1 2,1 -1,4 4,6 6,2 6,1 6,0 6,8 2,6 -2,9 6,3 3,1 2,7 Index Warenexport Warenproduktion Entwicklung in % + 1.970 % Warenexport 1960–2023 + 831 % Warenproduktion 1960–2023 174 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Welthandelskonflikte
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