Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
Tag unterhalb der unteren Begrenzung der Noise Area,was zu einemVerlust von 2,19 Prozent für die aktive Strategie führte. Basismodell angepasst Dieses Szenario verdeutlicht die Notwendigkeit von Anpas- sungen im Basismodell, umVerluste bei abrupten Marktum- schwüngen zu begrenzen. Eine einfache Methode zur Min- derung des Risikos plötzlicher Marktumschwünge besteht darin, die obere Grenze der Noise Area als Trailing Stop für Long-Positionen zu verwenden und die untere Grenze des Rauschbereichs für Short-Positionen. Das hätte im Beispiel vom 20. Januar 2022 dazu geführt, dass sich die negative Tagesrendite auf minus 0,31 Prozent verringert hätte. Während also ein engerer Stop-Loss das Abwärtsrisiko er- heblich reduzieren kann,muss man imHinterkopf behalten, dass er auch die Zahl der Trades aufgrund von Fehlsignalen und die damit verbundenen Transaktionskosten erheblich er- höhen kann. Diese Beobachtung unterstreicht die Notwen- digkeit, die Vorteile aus dem Schutz engerer Stop-Losses gegen die potenziell höheren Kosten abzuwägen, um sicher- zustellen, dass die Strategie wirtschaftlich tragfähig ist und gleichzeitig ein angemessenes Risikomanagement bietet.Da- bei können volumengewichtete Durchschnittspreise (VWAP; Volume-Weighted Average Price) als aussagekräftiger Intraday- Indikator dienen, um Verschiebungen im Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu erkennen. Dynamischer Stop-Loss Aufbauend auf den Erkenntnissen aus ihren früheren Ver- ö entlichungen entschieden sich die Autoren dafür, den VWAP als Trailing Stop für Intraday-Trendengagements ein- zusetzen. Sobald eine Position aufgebaut ist und der Kurs entweder das aktuelle Band oder den VWAP überschreitet, wird die Position geschlossen. In der Fallstudie vom 20. Ja- nuar 2022 ermöglicht die Einbeziehung des VWAP, das Long-Engagement um 13.00 Uhr zu schließen und letztlich ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Diese Anpassung stellt eine erhebliche Verbesserung dar und zeigt die E - zienz des VWAP als dynamischer Stop-Loss-Mechanismus, der sich der Marktdynamik eng anpasst und somit die Risi- komanagementfähigkeit der Strategie verbessert. Ein umfas- sender Backtest über die gleichen 17 Jahre zeigt erhebliche Verbesserungen: Die durchschnittliche jährliche Rendite steigt auf 9,7 Prozent, während die jährliche Volatilität auf 7,7 Prozent sinkt.Die Sharpe Ratio verdoppelt sich von 0,61 auf 1,24, während sich die Hit Rate leicht auf 43 Prozent wegen der engeren Stop-Marken verschlechtert.Die negative Schiefe wird positiv (von minus 1,24 auf plus 1,29), und die schlechteste Tagesrendite verbessert sich in der modi zierten Strategie von minus 10,3 auf minus 4,8 Prozent. Allerdings erhöht sich durch die engeren Trailing Stops die Zahl der Deals von 5.494 auf 7.668. Vola-Adjustierung Als letzte Verfeinerung ihres Modells haben die Autoren eine Sizing-Methode implementiert, die die gehandelte Position auf Basis der täglichen Marktvolatilität dynamisch anpasst. Anstatt das volle Engagement konstant zu halten, zielt diese Methode auf eine tägliche Marktvolatilität von zwei Prozent ab. Wenn die jüngste Tagesvolatilität des SPY vier Prozent beträgt, würde man mit der Hälfte des Kapitals handeln; umgekehrt würde man bei einer Volatilität von einem Prozent einen Hebel von zwei einsetzen, wobei im Einklang mit den Vorgaben der Broker der Leverage für die aktive Strategie bei 4x gekappt würde. Die Gra k „Aufge- pimpt“ zeigt die Vermögensentwicklung des modi zierten Portfolios. Das aktive Intraday-Momentum-Portfolio erzielt eine Gesamtrendite von kumuliert 1.985 Prozent, eine an- nualisierte Rendite von 19,6 Prozent und eine Volatilität von 14,3 Prozent.Die Sharpe Ratio verbessert sich leicht auf 1,33, was auf ein stabileres Risikopro l hindeutet. Der maximale Drawdown hält sich mit 25 Prozent in Grenzen, und die tägliche Hit Rate liegt bei etwa 43 Prozent. Der beste Trade des Portfolios erzielt eine Rendite von 9,1 Prozent und über- tri t damit deutlich die Rendite des schlechtesten Trades von minus 2,9 Prozent. Um die Outperformance der aktiven Strategie im Ver- gleich zu einem passiven Engagement im S&P 500 ETF zu bewerten, wenden Zarattini, Barbon und Aziz eine klassi- sche Regressionsanalyse mit SPY als erklärender Variable an. Die Analyse belegt, dass das annualisierte Alpha der aktiven Strategie 19,6 Prozent beträgt und statistisch hochsigni kant ist. Dies deutet darauf hin, dass die Strategie das passive Marktengagement des Basismodells auf einer konstanten Basis deutlich übertri t. Darüber hinaus liegt das Beta der Strategie leicht unter null, was auf eine negative Korrelation zwischen den Renditen der aktiven Strategie und den allge- meinen Marktbewegungen hindeutet. Diese – wegen ihrer Nähe zu null – eigentlich fehlende Korrelation unterstreicht die Wirksamkeit der modi zierten Strategie als Tool zur Risikodiversi zierung und zur Erreichung von Renditen un- abhängig von Markttrends. Detailanalysen Die Ergebnisse zeigen, dass eine einfache Intraday-Momen- tum-Strategie, die bei Anzeichen eines abnormalen Un- gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage im Intra- day-Kursgeschehen einsetzt und dynamische Trailing Stops beinhaltet, im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2024 beträcht- liche Renditen erzielt. Darüber hinaus haben Zarattini, Bar- bon und Aziz umfangreiche statistische Tests durchgeführt, N o . 2/2025 | institutional-money.com 167 Intraday Momentum | THEORIE & PRAXIS FOTO: © PEAK CAPITAL TRADING » Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind die profitabelsten Tage mit statistisch signifikanten Ergebnissen für die Intraday-Momentum-Strategie. « Andrew Aziz, Autor, Trader und Investor, Managing Partner bei Peak Capital Trading in Vancouver, Kanada
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