Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
A nders als es die Hypothese des e zienten Marktes erlaubt, zeigen Finanzmarktforscher seit mehr als drei Jahrzehnten, dass das Konzept des Momen- tum-Tradings funktionieren kann. Aktienkurse spiegeln dem- nach nicht zu jedem Zeitpunkt alle verfügbaren Informatio- nen wider, und daher lässt die vergangene Performance Vor- hersagen für die zukünftige Performance zu. Es überrascht also nicht, dass Theoretiker und Praktiker gleichermaßen hartnäckig nach funktionierenden Ansätzen auf dieser Grundlage suchen. Lange Zeit wurden Momentum-Strate- gien im Hinblick auf tägliche, wöchentliche oder monatli- che Intervalle analysiert beziehungsweise entwickelt, mit dem Aufkommen des Hochfrequenzhandels und der bes- seren Zugänglichkeit von Intraday-Daten wächst jedoch das Interesse an der Anwendung von Momentum-Strategien, die sich auf kürzere Zeiträume wie etwa Intraday-Intervalle für den Tageshandel beziehen. Die Kapitalmarktpraktiker Carlo Zarattini,Andrea Barbon und Andrew Aziz taten sich für die Studie „A Pro table Day Trading Strategy For The U.S. Equity Market“ zusammen, um die wirtschaftliche und statistische Bedeutung einer spe- ziellen Day-Trading-Strategie zu untersuchen. Aziz ist derzeit Fondsmanager bei Peak Capital Trading in Vancouver, Zarat- tini war unter anderem quantitativer Analyst bei BlackRock, wo er Volatilitäts- und Trendfolgestrategien entwickelte, grün- dete Concretum Research und unterstützte Institutionelle mit quantitativen Hoch- und Mittelfrequenzstrategien für Aktien, Futures und Optionen, und der Venezianer Barbon ist Assistenzprofessor für Finanztechnologie am FSI Center der Universität St.Gallen und am Swiss Finance Institute.Die Strategie des Trios stellt auf den hochliquiden SPY-ETF auf den S&P 500 Index, ab, um Intraday-Trends auszunutzen, die durch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfra- ge entstehen. Im Gegensatz zu früheren Studien beschränkt ihr Modell den Handel nicht auf die letzten 30 Minuten der Handelssitzung, denn empirisch hat sich gezeigt, dass Intra- day-Trends früher beginnen können und sich eine Strategie, die sich auf den Handel nach 15.30 Uhr beschränkt, als sub- optimal erweisen kann. Ihr Modell ist ein Beispiel für eine Zeitserien-Momentum-Strategie, die sich auf ein einziges Instrument, nämlich den SPY-ETF stützt, anstatt sich auf ein Portfolio aus mehreren Assets zu verlassen, die nach ihrer relativenWertentwicklung in der Vergangenheit sortiert sind. Eine von Tobias J.Moskowitz, Yao Hua Ooi und Lasse Heje Pedersen 2012 durchgeführte Untersuchung zumZeitreihen- Momentum zeigt, dass der E ekt bei kürzeren Zeithorizon- ten ausgeprägter ist und sich bei längeren tendenziell um- kehrt. Es ist daher naheliegend, die Rentabilität des Zeitrei- hen-Momentums bei hohen Frequenzen zu testen, wie dies die drei Autoren getan haben. Set-up Die Datenbank für SPY (S&P 500 ETF) und VIX (Chicago Board Options Exchange Volatility Index) wurde anhand von Ein-Minuten-OHLCV-Daten (Open, High, Low, Close und Volume) von IQFeed erstellt, die den Zeitraum vonMai 2007 bis April 2024 abdecken.Alle Backtests und statistischen Tests wurden mit Matlab R2023a durchgeführt. Das Vorhanden- sein von Intraday-Trends resultiert in der Regel aus einem an- haltenden und signi kanten Ungleichgewicht zwischen Käu- fern und Verkäufern während einer Handelssitzung. In An- betracht des Rauschens auf reifen Aktienmärkten wie dem S&P 500 sollte die Strategie nur dann Positionen aufbauen, wenn das Kursgeschehen eindeutig eine Abweichung vom Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ausweist. Wird der Wunschtraum der Asset-Allokatoren, in der US-Aktientangente Alpha zu lukrieren, wahr? Ein Trio aus Theorie und Praxis berichtet, eine wirksame Intraday-Momentum-Strategie für den S&P 500 entwickelt zu haben. Verwertbare Intraday-Trends 162 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Intraday Momentum FOTO: © SWISS FINANCE INSTITUTE » Anzeichen für ein abnormales Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Intraday-Handel bilden die Basis unseres Handelsansatzes. « Dr. Andrea Barbon, Assistenzprofessor am Swiss Finance Institute in St. Gallen in der Schweiz
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