Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
unternehmen erfüllen müssen, spürbar gesenkt werden. „Die Entlastungswirkung der ZZR liegt aktuell bei rund einem Prozentpunkt. Vor ZZR liegt der Garantiezins im Bestand bei 2,36 Prozent, nach ZZR nur noch bei 1,35 Pro- zent“, erläutert Will den Zusammenhang zwischen ZZR und Garantiezins. Ausschlaggebend für den Auf- oder Abbau der ZZR ist ein Referenzzins. Bei konstantem Zinsniveau wird dieser bis 2026 erst einmal gleich bleiben. „Damit ndet ein weiterer Abbau der ZZR in Höhe von etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr statt. Wir gehen aber davon aus, dass sich ab 2027 der ZZR-Abbau mit steigendem Referenzzins intensivieren wird“, meint Heermann. Er verweist darauf, dass der voll- ständige Abbau der ZZR jedoch viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Stille Lasten Angesichts ihrer teilweise hohen stillen Lasten, also unreali- sierten Verlusten, kommt der ZZR-Abbau den Versicherungs- unternehmen sehr gelegen. „Bezogen auf die Buchwerte in der Kapitalanlage liegt die Stille-Lasten-Quote Ende 2024 bei gut sieben Prozent beziehungsweise rund 75 Milliarden Euro. Damit gleichen sich stille Lasten (Aktivseite) und ZZR-Mittel (Passivseite) annähernd aus“, meint Heermann. Zwar können die Lebensversicherer stille Lasten bis zur Endfälligkeit der von ihnen gehaltenen Papiere aussitzen, allerdings geht das zulasten der Portfoliorendite. Insofern stellen stille Lasten einen limitierenden Faktor bei der Über- schussbeteiligung dar. In den Jahren 2012 bis 2021 haben die Versicherungsunternehmen durch die immer weiter sinkenden Zinsen hohe stille Reserven aufgebaut. Dies änderte sich schlagartig mit dem Zinsanstieg vom Sommer 2022. Seit dieser Zeit haben die Häuser stille Lasten in ihren HGB-Bilanzen. Kaum neue Produktideen Was die Tarifkonzepte betri t, so ist der Anteil an klassi- schen Tarifen merkbar zurückgegangen. ImNeugeschäft für private Renten bieten nur elf Teilnehmer eine klassische Rente an; neun davon kalkulieren mit dem neuen Höchst- rechnungszins von 1,0 Prozent. Die durchschnittliche dekla- rierte Rendite für Sofortrenten gegen Einmalbeitrag (Durch- schnitt von 17 Versicherungsunternehmen) lag bei 2,67 Pro- zent und war damit um weniger als 0,10 Prozentpunkte geringer als 2024. Auch in der sogenannten „Neuen Klassik“ sind einige Anhebungen bei der laufenden Verzinsung zu verzeichnen. Im Schnitt liegen die garantierten Monatsrenten fast 20 Pro- zent über jenen im Vorjahr. Allerdings haben auch zwei Anbieter ihre Deklarationen gesenkt. Der Durchschnitt der laufenden Verzinsung in der Neuen Klassik liegt nur leicht oberhalb der Klassik (2,58 vs. 2,52 Prozent). Bei den Indexpolicen könnte man annehmen, dass die starken Börsenverläufe 2024 für hohe Überschussbeteili- gungen gesorgt haben. Die Policen warfen jedoch nur an knapp der Hälfte der Indexstichtage Renditen von zwei bis vier Prozent ab. In Einzelfällen konnten auch Gutschriften von mehr als acht Prozent erzielt werden, allerdings gab es auch „Nullrunden“. Dies dürfte Kunden in einem Börsen- Höchstrechnungszins aktuell bei 1,0 Prozent Langfristige Entwicklung der Höchstrechnungszinsen Bei der Anhebung des Höchstrechnungszinssatzes auf 1,0 Prozent handelt es sich um die erste Erhöhung des Höchstrechnungszinses seit 30 Jahren. Quelle: Assekurata 1985 1982 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 % 4,0 % 4,5 % Höchstrechnungszinsen Asset Allocation gerateter Lebensversicherer (in % nach Marktwerten, per 30. Sept. 2024) Gegenüber dem Vorjahr haben die Lebensversicherer 2024 ihre Allokation in zinsgebundenen Anlagen und in Immobilien erhöht. Aktien sind nach wie vor niedrig allokiert, aktuell im Durchschnitt mit rund vier Prozent der gehaltenen Assets. Quelle: Assekurata Festverzinsliche Wertpapiere Aktien Immobilien Beteiligungen Sonstiges 78 % 4 % 4 % 12 % 2 % 158 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Lebensversicherungen FOTO: © ASSEKURATA Der Höchstrech- nungszins wurde zu Jahresbeginn von 0,25 auf 1,0 Prozent angehoben. » Die Motivation der Kunden, langfristig ihr Geld in zinsabhängige Anlagen zu investieren, könnte darunter leiden. « Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata Assekuranz Bei Fondspolicen können Kunden im Schnitt aus 91 ver- schiedenen Fonds (Vorjahr: 83) die passende Auswahl treffen.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=