Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

Euroraum, um das wirtschaftliche Umfeld zu unterstützen, zuletzt am 17. April auf 2,25 Prozent. Diese Zinssenkungen wirkten sich jedoch nur zu einem geringen Ausmaß auf die langfristigen Zinssätze aus, die in der Kapitalanlage der Lebensversicherungen eine Rolle spielen. Das relativ hohe Niveau der Schlüsselzinssätze ermöglich- te es dem Bundesministerium für Finanzen (BMF), den Höchstrechnungszins Anfang des Jahres 2025 von 0,25 auf 1,0 Prozent anzuheben – die erste Erhöhung seit 30 Jahren. Die Lebensversicherungsunternehmen dürfen in ihren Neu- verträgen nur einen Garantiezins anbieten, der maximal dem Höchstrechnungszins entspricht, aber nicht höher. In- sofern spielt der Höchstrechnungszins bei der Gestaltung von Tarifen, die Garantien beinhalten, eine Rolle. „Der durchschnittliche Garantiezins im Bestand der Lebensversicherer ist von vergangenen Rechnungszinsen geprägt. Aktuell liegt er bei 2,36 Prozent“, erklärt Lars Heer- mann. Er leitet den Bereich Analyse und Bewertung bei Assekurata. Mittlerweile gibt es aber nur noch 17 Anbieter, die im Neugeschäft klassische Tarife anbieten. Abbau der Zinszusatzreserve Ein weiteres Thema ist die Zinszusatzreserve (ZZR). In den Jahren der absoluten Niedrigzinsen – von 2011 bis 2021 – musste die Branche die ZZR aufbauen, um die versproche- nen Zahlungen trotz der niedrigen Zinssätze abzusichern. Bis Ende 2021 haben die Versicherungsunternehmen einen beachtlichen ZZR-Bestand von 96 Milliarden Euro aufge- baut, sozusagen als Pu er. Durch die Entspannung auf der Zinsseite kommen die Unternehmen aber seit dem Jahr 2022 in den Genuss, dass sie Rück üsse aus der ZZR ver- einnahmen können. Zum 31. Dezember 2024 belief sich die Branchen-ZZR auf rund 83 Milliarden Euro (Vorjahr: 88 Milliarden Euro). „Dies entspricht knapp unter neun Prozent der branchenweiten Deckungsrückstellungen“, erklärt Will. Unter Zuhilfenahme der ZZR konnten die Garantiezinsanforderungen, die die Lebensversicherungs- Seit 2022 profitieren die Lebensversicherer von den Rückflüssen aus der Zinszusatzreserve (ZZR). Im Jahr 2024 beliefen sich diese auf fünf Milliarden Euro. Das schafft den Versicherern Freiräume für künftige Überschussbeteiligungen. Die Entlastungswirkung der ZZR liegt aktuell bei rund einem Prozentpunkt. Bei konstantem Zinsniveau wird der Referenzzins bis 2026 gleich bleiben. Damit findet ein weiterer Abbau der ZZR von etwa fünf Milliarden Euro jährlich statt, da der Bestandseffekt größer ist als der Zinseffekt. Quelle: Assekurata 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 % 4,0 % -0,5 % 1985 1982 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 -25 0 25 50 75 100 125 175 150 200 ZZR-Bestand (nach Korridormethode) Jahresmittelwert Referenzzins Bestand Zinszusatzreserve in Mrd. Euro (kumuliert) Zins/Referenzzins (jahresbezogen) N o . 2/2025 | institutional-money.com 157 Lebensversicherungen | THEORIE & PRAXIS FOTO: © OLEKSANDR | STOCK.ADOBE.COM

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