Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

Zwischenschaltung einer Master-KVG in der Regel auch kei- ne wesentlichen steuerlichen Nachteile oder Beschränkun- gen im Vergleich zu einer direkten Anlage in Alternative Investments.“Wol ist Rechtsanwalt und Steuerberater bei der Frankfurter Kanzlei King & Spalding LLP und begleitet unter anderem institutionelle Investoren bei ihren Invest- ments in Master-KVG-Strukturen. Nikolausschreiben der BaFin als Geburtshelfer Das legendäre Nikolausschreiben der BaFin vom 6. Dezem- ber 2001 wird oft als prägend für Master-KVGen angesehen. Diese Vermutung ist insofern haltbar, als die BaFin mit dem Rundschreiben den Kapitalanlagegesellschaften erstmals formell gestattete, bestimmte Aufgabengebiete auszulagern. Genau genommen gab es aber auch davor bereits Label- Fonds, bei denen das Asset Management ausgelagert war. Pro teure des Nikolausschreibens sind nicht nur die Mas- ter-KVGen selbst, weil sie ein umfangreiches Geschäftsfeld haben, sondern auch Investoren und Investmentboutiquen: Investoren bekommen die Administration ihrer Assets aus einer Hand und erhalten ein einheitliches Reporting nach allen Regeln der heute erforderlichen Reporting-Kunst in- klusive Nachhaltigkeits-Reporting, Risikobetrachtung und Solvenzkapitalberechnung. Kleinere Asset Manager sparen sich eine eigene KVG-Lizenz für die Administration ihrer (oftmals überschaubaren) Assets und können sich aufs Ma- nagen konzentrieren. Dass dadurch auch Abhängigkeiten gescha en werden, ist nicht von der Hand zu weisen, denn die Frage ist, wer am Ende die Macht über die Assets under Management hat. Zuletzt führte der Streit zwischen der Acatis KVG und der Fondsboutique Gané vor Augen, dass es hier zu unterschiedlichen Ansichten kommen kann. Genügend Wettbewerb Für das institutionelle Geschäft hält Schuerho das adminis- trierte Spezialfondsvolumen für maßgeblich. „Die größten Player sind hier Universal, AGI, Inka, Deka und Helaba Invest. Die haben jeweils dreistellige Milliardenbeträge“, zitiert er aus seiner Studie. Danach folgen die Player Bant- leon, Hansainvest und Metzler, wobei Metzler seine Fonds- buchhaltung an Universal ausgelagert hat. „Unter der Motorhaube gibt es viele solcher Outsourcing-Verträge“, verrät er und geht darauf ein, wie konzentriert der Markt ist: „Unter den Master-KVGen gibt es zehn bis zwölf Anbieter. Verwahrstellen gibt es aktuell 29, und 16 bis 18 davon bele- gen dieses Geschäftsfeld aktiv und zeigen Flagge.“ Zwischen KVGen und Verwahrstellen gibt es durchaus Redundanzen, „aber die sind gewünscht. Das Vier-Augen- Prinzip sorgt für eine starke Kontrolle, die in der Praxis gut funktioniert“, meint Schuerho . Ein Konzentrationsprozess sei generell im Asset Servicing (das ist der Oberbegri ) zu beobachten, denn das Geschäft ist margenschwach und denkbar unsexy. Er erklärt, was er damit meint: „Wenn Sie von der Master-KVG und der Verwahrstelle nichts hören, ist das am besten. Trotzdem ist die Komplexität in diesem Bereich erheblich. Sie brauchen also exzellentes Personal, eine gute Abwicklung und Top-IT-Systeme. Um bei den schmalen Margen vernünftiges Geld zu verdienen, brauchen Sie wirklich viele Assets auf der Maschine.“ Daher ndet er es nicht verwunderlich, dass HSBC in London überprüft hat, ob es dieses komplexe, margenschwache Geschäft fort- führen will. Schuerho fügt aber gleich hinzu: „Der Markt im Asset Servicing mag zwar konzentriert sein, aber es gibt genügend Wettbewerb. Das sieht man, wenn Ausschreibun- gen durchgeführt werden.“ Unterschiede in der Kundenindividualität Kathrin Sick hält den Markt ebenfalls für groß genug: „Auch wenn der Markt der Master-KVGen in den letzten Jahren geschrumpft ist, glaube ich, dass auch sehr große Investoren ,ihre‘ KVG nden.“ Kathrin Sick ist Business Expert bei Concedro. Das Unternehmen bietet eine Aus- schreibungsplattform für Asset-Servicing-Dienstleistungen an und berät Investoren bei der Partnerauswahl sowohl im Asset Servicing als auch im Asset Management. In Bezug auf die angebotenen Services liegen ihrer Wahr- nehmung nach die Master-KVGen bei den Standardleistun- gen sehr nah beieinander, insbesondere jene mit großen Volumina. „Die Unterschiede zeigen sich in der Bereitschaft einzelner Provider, kundenindividuelle Leistungen anzu- bieten, insbesondere wenn diese nicht für weitere Kunden reused werden können“, sagt Sick. Die Erfüllung spezi scher kundenindividueller Wünsche werde am Ende den Unter- schied machen. Die Preisgestaltung sieht sie erst als zweites Kriterium. Sie nennt einige dieser Zusatzservices: „Einige Investoren kommen auf uns zu, wenn sie über neue Anlageklassen wie Alternatives oder Krypto-Assets nachdenken. Andere fragen, inwieweit die Gesellschaften in der Lage sind, auch luxem- burgische Strukturen abzubilden. Wieder andere brauchen ein IFRS-Reporting, Advisory oder Overlay Management, was auch nicht jede KVG anbietet.“Einigen Investoren ist es wichtig, dass Verwahrstelle und KVG zu unterschiedlichen Gesellschaften gehören, andere wollen bei der Kunden- betreuung lieber einen dezidierten Ansprechpartner und keinen Teamansatz. „KPIs sollten grundsätzlich vereinbart werden, ebenso wie Service Level Agreements. Dann kann man sich darauf berufen“, rät Sick. 150 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Master-KVG FOTO: © CONCEDRO Weil die Margen im Master-KVG- Geschäft schmal ausfallen, sind die Gesellschaften gezwungen, große Volumina zu erreichen. » Die Unterschiede zwischen den KVGen zeigen sich in der Bereitschaft einzelner Provider, kundenindividuelle Leistungen anzubieten. « Kathrin Sick, Business Expert beim Beratungsunternehmen Concedro

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