Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

jedoch einen stabilisierenden Beitrag zur Gesamtperfor- mance leistet: die Viehmärkte. Obwohl sie in den Main- stream-Medien praktisch nie thematisiert werden, unterstüt- zen sie die Anlageklasse substanziell. Auch sogenannte „Soft Commodities“ wie Ka3ee oder Kakao gehörten im vergangenen Jahr zu den großen Gewinnern – und sie bleiben durch wetterbedingte Ange- botsengpässe weiterhin von Volatilität geprägt. Was sich daraus klar erkennen lässt: Die Entwicklung der Rohsto3- preise ist sehr unterschiedlich, sie verläuft keineswegs homo- gen. Es ist also nicht so, dass sich sämtliche Rohsto3e gleich- zeitig und im Gleichschritt nach oben bewegen – und genau das ist kein Ausreißer, sondern eher der Normalfall, wie wir später noch sehen werden. Profundes Rauschen „Wer Rohsto3e analysiert, wird rasch feststellen, dass deren Preisentwicklung mit starkem ‚Noise‘ beziehungsweise ‚Rau- schen‘ unterlegt ist – sprich: sie is volatil, unübersichtlich, we- nig synchron. Vergleicht man verschiedene Rohsto3e direkt miteinander, zeigt sich eine enorme Streuung“, so Cotton (siehe Chart „Und wie investieren Sie so?“) . Das erscheint lo- gisch, gibt es doch kaumGemeinsamkeiten zwischen Oran- gensaft und Nickel oder zwischen Lebendvieh und Erdgas. „Jeder Markt wird von eigenen fundamentalen Faktoren gesteuert“, so Cotton. Ein weiterer zentraler Punkt betri3t die asymmetrische Verteilung der Renditen innerhalb des Rohsto3universums. Was bedeutet das? Wenn man sämtliche Rohsto3e eines Jah- res der Reihe nach sortiert – vom besten bis zum schlech- testen – zeigt sich regelmäßig dasselbe Bild: Nur eine sehr kleine Gruppe einzelner Rohsto3e liefert zweistellige, mit- unter sogar dreistellige Renditen (siehe Chart „Exakte Aus- wahl als Schlüssel zum Erfolg“) . Die historische Entwicklung bestätigt dieses Muster: Jedes Jahr wechseln sich die domi- nierenden Segmente ab – einmal performen Energieroh- sto3e, dann wieder Agrarprodukte oder Metalle. Das liegt daran, dass starke Preissteigerungen bei Rohstof- fen fast immer auf Störungen im Angebot zurückzuführen sind. Steigt der Preis eines Rohsto3s um 30, 40 oder gar 50 Prozent, bedeutet das in der Regel: Irgendwo in der Liefer- kette ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Die hohen Preise locken dann neue Anbieter an, die das De zit schlie- ßen – was wiederum zu sinkenden Preisen führt. In dieser Assetklasse gilt: Hohe Preise deuten meist nicht auf Erfolg, sondern auf ein Problem hin.Und entsprechend bleiben die „Top-Performer“ selten an der Spitze. Historische Lektion Ein besonders anschauliches Beispiel für diese Marktmecha- nik liefert die Entwicklung in den 1970er-Jahren – einer Schlüsseldekade für Rohsto nvestments. Rohsto3e erzielten damals reale, also in ationsbereinigte Überrenditen gegen- über Aktien und Anleihen. Die gängige Erklärung dafür verweist auf drei zentrale Ereignisse: die Abkopplung des Und wie investieren Sie so? Passive Investments in Rohstoffe gehen eher nicht auf. Die hohen Volatilitäten auf den verschiedenen Rohstoff-Teilmärkten lassen eine passiven Ansatz eher nutzlos erscheinen, aktives Trading kann auf der anderen Seite schnell zu hohen Transaktions- und Markttiming-Verlusten führen. Ein aktives Investment setzt also eine genaue Kenntnis der übergeordneten mittelfristigen Trends voraus. Dann ist es möglich, die jeweiligen – dünn gesäten – Gewinner eines jeweiligen Marktzyklus’ herauszufiltern. Quelle: Bloomberg, Bank J. Safra Sarasin Ltd, 31. 12.2024 2018 2019 2020 2021 2022 Brent Rohöl Lebendvieh Erdgas Orangensaft Zink Nickel Beste Performance Schlechteste Performance Unterschiedliche Rendite-Struktur Hohe Volatilität Niedrige Korrelation Diversifikation erlaubt prognosefreies Investment 144 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Rohstoffe FOTO: © J. SAFRA SARASIN » In Zeiten anziehender Preise bieten Rohstoffe den unmittelbarsten Schutz vor Inflation, denn sie bilden die materielle Grundlage der Konsumgüterproduktion. « George Cotton, Portfoliomanager J. Safra Sarasin

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