Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
10.000 Manager konkurrieren heute um die besten Deals und Trades, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Im Aggregat verursacht all das Kosten, die am Ende als Ren- ditede zit bei den Investoren landen. Allerdings, so Ennis, haben Consultants, die für die For- mulierung und Umsetzung der Anlagestrategien von Pen- sionsfonds verantwortlich sind, durchaus den Anreiz, kom- plexe Strategien zu bevorzugen. Sie können höhere Gehälter und Beratungshonorare verdienen und ihren Ruf als clevere Selektoren festigen. Das ist der Kern des Agency-Problems bei institutionellen Investments. Dabei lassen sich Perfor- manceprobleme bis zu einem gewissen Grad auch vertu- schen, wenn man die passende Benchmark verwendet. Richard Ennis zufolge liegen die von institutionellen Anle- gern in den USA verwendeten Benchmarks durchschnitt- lich 1,5 Prozent pro Jahr unterhalb einer angemessenen Renditeerwartung. Damit sind sie leichter zu schlagen beziehungsweise ist es schwerer, im Vergleich noch schlech- ter abzuschneiden. Irgendwann wird das Performanceproblem aber zu groß, um es zu vertuschen oder zu ignorieren. Hochrechnungen von Richard Ennis kommen zum Schluss, dass die großen US-Stiftungen heute nur 70 Prozent dessen wert sind, was mit einer breiten Indexanlage möglich gewesen wäre. Ginge es 15 Jahre so weiter wie bisher, so schätzt er, wären es wohl nur noch 50 Prozent. Doch was ist nun die Alternative zu Alternatives? Ennis zufolge sollte es eine Rückbesinnung auf das geben, was man zuvor schon gemacht hat: Portfo- lios aus Aktien und Anleihen, aber mit besonderem Fokus auf eine Minimierung der Gebühren. Das sei zwar weniger spannend, aber unterm Strich pro tabler. „Früher oder spä- ter wird man zur Vernunft kommen“, glaubt er. Zwar dürf- ten institutionelle Anleger das nach wie vor beliebte US-Stif- tungsmodell zur Asset Allocation wohl kaum über Nacht aufgeben, aber Ennis erwartet, dass es über die Jahre und Jahrzehnte ausstirbt. Ein Signal in diese Richtung könnte der neueste Trend sein, dass sich die Anlageklasse immer mehr für Privatanleger ö net – ein klassisches Late-to-the- Party-Indiz, dass der Investmentzyklus inzwischen überreif ist.Man muss Ennis’ Einschätzung nicht teilen, kennen soll- te man sie aber schon. DR. MARKO GRÄNITZ Klare Performancebremse Überrenditen in Abhängigkeit vom mittleren Alts-Anteil im Zeitablauf (2009–2024) Die blauen Punkte zeigen die Über- beziehungsweise Unterrenditen öffentlicher Pensionsfonds in Abhängigkeit von ihrer durchschnittlichen Alts-Allokation im Zeitablauf. Statistisch betrachtet war die Rendite mit jedem Prozentpunkt, den die Allokation ansteigt, um 7,1 Basispunkte niedriger. Beim Fund Composite sind Alternatives demnach für mehr als die gesamte Underperformance verantwortlich. Die grünen Mar- kierungen zeigen nach Assets under Management sortierte Kohorten von Stiftungen. Auch hier fielen die Unterrenditen mit steigendem mittlerem Alts-Anteil schlechter aus. Quelle: Ennis, R. M. (2025), The Demise of Alternative Investments -3 % -4 % -2 % -1 % 0 % 1 % 2 % 0 % 20 % 10 % 40 % 50 % 60 % 30% Durchschnittlicher Alts-Portfolioanteil Annualisierte Überrendite #1 #2 #3 #4 #5 Public Fund Composite 140 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Alternative Investments – Kritik » Institutionelle Anleger haben je nach Alts-Allokation eine Kostenquote von ein bis drei Prozent. « Richard M. Ennis, CFA, Co-Founder von EnnisKnupp, ehemaliger Redakteur des Financial Analysts Journal Institutionelle Anleger dürften das nach wie vor beliebte US-Stif- tungsmodell wohl kaum über Nacht aufgeben. » Agency-Probleme und schwache Governance halten Anlagen in Alternatives am Leben. « Richard M. Ennis, CFA, Co-Founder von EnnisKnupp, ehemaliger Redakteur des Financial Analysts Journal
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