Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

Offensichtlicher Kostenfaktor Als Nächstes nimmt Richard Ennis ö!entliche US-Pensions- fonds und Stiftungen unter die Lupe. Er nutzt Daten des Centers for Retirement Research und die Jahresberichte einzelner Gesellschaften, um eine Stichprobe von 50 großen ö!entlichen US-Pensionsfonds für die 16 Steuerjahre bis zum 30. Juni 2024 zu erstellen. Dabei berücksichtigt er nur Fonds, die Nettorenditen nach Gebühren ausweisen, und berechnet daraus einen gleichgewichteten Index.Diesen ver- gleicht er mit dem risikogleichen Marktindex von Aktien und Anleihen auf Basis von Russell 3000, MSCI ACWI ex-US und Bloomberg US Aggregate Bond. Während der Index der Fondsrenditen im betrachteten Zeitraum eine mittlere jährliche Rendite von 6,88 Prozent aufwies, kam der Marktindex auf 7,84 Prozent. Die Fonds underperformten also um 0,96 Prozent pro Jahr. Anschließend führt der Autor die gleiche Analyse anhand des NACUBO Composite für große Stiftungen durch.Diese kamen über 16 Jahre zufällig auf eine identische mittlere Jahresrendite von 6,88 Prozent.Der entsprechende risikoglei- che Marktindex aus Russell 3000, MSCI ACWI ex-US und Bloomberg US Aggregate kam dagegen auf 9,27 Prozent. Die annualisierte Underperformance betrug also 2,4 Pro- zent.Damit schnitten Stiftungen, die zum Ende des Betrach- tungszeitraums zu 65 Prozent in Alternatives investiert wa- ren, risikoadjustiert um 144 Basispunkte pro Jahr schlechter ab als ö!entliche Pensionsfonds, die zuletzt 35 Prozent in Alts hielten. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Alternatives höheren Renditen nicht gerade zuträglich sind (siehe Gra k „Klare Performancebremse“) . Zwar lässt sich der E!ekt nur über den beschriebenen Umweg der Anlagequo- ten und nicht direkt beobachten, da keine nach Anlageklas- sen aufgeschlüsselten Renditen vorliegen. Trotzdem ist das Fazit von Richard Ennis klar: „Alternatives kosten viel zu viel für das, was man bekommt. So einfach ist das.“ In die gleiche Kerbe schlägt eine anders gelagerte Unter- suchung von Nicholas Rabener („Are Liquid Alts more than Diluted Equity Funds?“). Er verweist darauf, dass die oft angepriesenen Diversi kationse!ekte bei Alternatives in der Praxis weitaus geringer ausfallen als gedacht. Rabener analy- siert alle 523 in den USA verfügbaren Fonds des Segments mit mehr als drei Jahren Historie, die über eine tägliche Liquidität verfügen (Liquid Alternatives). Das Ergebnis: 92 Prozent underperformten eine Replikation aus S&P 500 und Cash gleicher Volatilität. Trotzdem verwalten die Fonds gemeinsam 100 Milliarden US-Dollar und kosten 1,1 Mil- liarden US-Dollar pro Jahr an Gebühren. Agency-Probleme Aus der Vogelperspektive lässt sich nachvollziehen, weshalb alternative Investments heute unter Performanceproblemen leiden. Die tief hängenden Früchte leicht zu verdienenden Geldes sind längst geerntet, die Märkte liquider und e zien- ter als einst in den goldenen Jahren der Anlageklasse. Über Starke Verschiebung zugunsten von Alts Durchschnittliches Portfolio öffentlicher US-Pensionsfonds im Zeitablauf Von 2001 bis 2021 stieg der mittlere Anteil alternativer Anlagen in Portfolios öffentlicher US-Pensionsfonds von 9 auf 30 Prozent. Weitere Untersuchungen der Autoren zeigen, dass alle Katego- rien von Alternatives in diesem Zeitraum profitierten. Gleichzeitig fiel der Aktienanteil von 59 auf 46 Prozent. Die Daten wurden der Public Plans Database des Center for Retirement Research am Boston College entnommen. Quelle: Begenau, J. / Liang, P. / Siriwardane, E. (2024), The Rise of Alternatives 10 % 20% 30 % 40 % 50 % 60 % 2000 2005 2010 2015 Alternatives Anleihen Aktien Anteil des gesamten Portfolios Scheinbarer No-Brainer Renditen und Volatilitäten auf 20-Jahres-Sicht Darstellungen wie diese sollen institutionellen Investoren alter- native Anlagen weiterhin schmackhaft machen. Quelle: KKR Global Macro | Stand: Juni 2023 Effizienzlinie mit traditionellen Assets Effizienzlinie mit traditionellen Assets und privaten Real Assets Durch Alternatives verbessertes Portfolio 60/40-Portfolio 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 0 % 5 % 15 % 20 % 10 % Mittlere annualisierte Rendite über 20 Jahre Annualisierte Volatilität über 20 Jahre 138 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Alternative Investments – Kritik FOTO: © HARVARD UNIVERSITY Die Kosten landen am Ende als Renditedefizit bei den Investoren. » Alternatives kosten viel zu viel für das, was man bekommt. So einfach ist das. « Richard M. Ennis, CFA, Co-Founder von EnnisKnupp, ehemaliger Redakteur des Financial Analysts Journal

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