Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

Die aktive Faktorallokation setzt sich aus einer gleichmäßi- gen Kombination aller aktiven ETFs zusammen, die einen Value-Faktorindex als Best-Fit-Benchmark haben. Es werden alternative Allokationen gebildet, indem man schrittweise Kapital vom indexierten Faktorportfolio in das aktive Port- folio verlagert und dabei die Beta-Allokation konstant hält, wie in der Tabelle „Aktive Faktor-ETFs im Portfoliokontext“ dar- gestellt. Die Szenarien stehen stellvertretend für Asset-Allo- katoren, die aktive ETFs zur Ergänzung ihrer indexierten Faktorportfolios eingeführt haben, ohne dabei ihr Portfolio- Beta abzubauen. Die Erhöhung der Allokation in aktiven ETFs erhöht das Value-Exposure der Portfolios marginal. Das Exposure zum Faktor Dividendenrendite, der mit dem Value-Faktor korreliert, bleibt unverändert. Ein wesentlicher E ekt der Erhöhung der Allokation in aktiven ETFs ist das erhöhte Exposure zum Small-Cap-Faktor.Wenn man aktive ETFs gleichmäßig kombiniert, zeigt sich ein durchschnitt- liches Exposure zu den Ziel-Stilfaktoren bei verringerten spe- zi schen Risiken. Der Tracking Error der Allokationen 1 bis 5 verändert sich im Vergleich zum Basisszenario nur mini- mal. Wenig überraschend ist der spezi sche Risikobeitrag für den Faktorindex höher, sodass die Einbeziehung des (stark diversi zierten) aktiven Faktorportfolios das spezi sche Gesamtrisiko reduziert. Zwei wichtige Überlegungen Die Analyse verdeutlicht zwei wichtige Überlegungen für Asset-Allokatoren bei der Bewertung aktiver ETFs: Erstens ist der Trade-o zwischen Ziel-Faktorexposure und aktivem Risiko entscheidend, insbesondere für Investoren mit stren- gen aktiven Risikobeschränkungen. Zweitens kann die Kombination aktiver ETF-Allokationen die spezi schen Gesamtrisiken diversi zieren, wobei sich die Diversi kations- vorteile auch auf die Korrelationen zwischen bestehenden Portfolios und aktiven ETFs erstrecken. „Aktiv“ oder „enhanced passiv“? Da der Markt für aktive ETFs wächst, ist es für Asset-Alloka- toren hilfreich zu verstehen, inwieweit diese Fonds tatsäch- lich aktiv oder ob sie eher versteckte, Enhanced-Index-Vehikel sind. Die MSCI-Analyse zeigte, dass thematisch und faktor- fokussierte aktive ETFs tendenziell hohe Tracking-Error- und Active-Share-Werte aufweisen. Ein erheblicher Teil des Tracking Errors resultiert dabei aus spezi schen aktiven Ent- scheidungen, was die aktive Managementkomponente die- ser ETFs unterstreicht. Die aktiven ETFs der Stichprobe zeigen zudem aktive systematische Tilts (Neigungen) in Richtung von Assets außerhalb ihrer primären Anlagekategorie. Zudem bleiben einige der Faktor- und alle thematischen Exposures hinter den verfügbaren Exposure-Ergebnissen der ihnen zugeord- neten Benchmarks zurück. Ein Vergleich mit passiven ETFs wäre möglich, sobald aktive ETFs eine längere Erfolgsbilanz aufweisen. Lodh und Gupta zeigen, wie die Klassi zierung aktiver ETFs anhand ihrer Best-Fit-Exposure-Benchmark die Kombination aktiver ETFs mit bestehenden Markt-Beta- und indexierten Strategie-Allokationen erleichtert, um ein hohes Ergebnis-Exposure bei einem geringeren spezi schen Risiko zu erzielen. Die Ergebnisse sind für den institutionel- len Praktiker insofern interessant, als das Thema aktive ETFs auch in Europa zunehmend Fuß fassen und damit eher frü- her als später Bestandteil der Asset-Allocation-Diskussionen sein wird. Sich rechtzeitig damit zu befassen, ist ein Gebot der Stunde. DR. KURT BECKER Aktive Faktor-ETFs im Portfoliokontext Graduell veränderte Gewichtung zugunsten aktiver Faktor-ETFs Beta Exposure Indexed Factor Active Factor MSCI USA MSCI USA Active Value Allocation (%) IMI Index IMI Value Index ETFs Base Case 60 40 0 Allocation 1 60 35 5 Allocation 2 60 25 15 Allocation 3 60 15 25 Allocation 4 60 5 35 Allocation 5 60 0 40 Indexed Factor 0 100 0 Active Factor 0 0 100 Das Marktbeta-Portfolio wird durch den MSCI USA IMI Index repräsentiert, und das indexierte Portfolio wird durch den MSCI USA IMI Value Index widergespiegelt. Letzteres wird zugunsten von aktiven Faktor-ETFs schrittweise zurückgeführt. Quelle: MSCI Risikoattribution aktiver ETFs Aufschlüsselung des Tracking Errors im Vergleich zu den jeweiligen Best-Fit-Benchmarks Aktive ETF-Manager platzieren offensichtlich diskretionäre Wetten auf Aktienebene gegenüber ihren Best-Fit-Benchmarks. Der hohe Anteil an spezifischem Risiko, der nicht dem Stil-, Branchen-, Länder- oder Währungsrisiko zugeordnet werden kann, spricht dafür. Quelle: Lipper 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Stil Industrie Land Spezifisches Risiko Währung Thematisch Faktor Markt- kapitalisierung Sektor 108 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Aktive ETFs – Benchmarks

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