Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
strenge Kontrolle fehlt. Diese Unterscheidung bietet einen idealen Rahmen, um zu testen, ob sich die Entscheidungs- ndung institutioneller Anleger je nach Informationsquelle unterscheidet. Die Autoren stellen dabei fest, dass der News- basierte Angstindex (F News ) für makroökonomische Trends nützlicher ist als der auf Social Media basierende Angstindex (F Social ) und bei der Vorhersage von Anleihenrisikoprämien durch signi kante Ergebnisse besticht. Sie untersuchen auch die Beziehung zwischen Medienquellen und Makroökono- mie, indem sie makroökonomische Variablen (um einen Monat versetzt) auf den Angstindex F News und F Social separat regressieren.Wie in der Tabelle „Makrovariablen und Angstin- dizes“ dargestellt, prognostiziert F News alle makroökonomi- schen Variablen signi kant, während F Social nur das BIP er- folgreich prognostiziert. Insgesamt ist der aus Nachrichten abgeleitete Angstindex enger mit makroökonomischen Fak- toren verknüpft, was ihn zu einem besseren Prädiktor der zukünftigen Dynamik der Anleihenmärkte macht. Risikoprämienschwankungen Schließlich testen die Autoren, ob der Angstindex Schwan- kungen bei Risikoprämien erfassen kann, und untersuchen den Mechanismus seiner Vorhersagekraft für Anleihenrisi- koprämien über verschiedene Teilbereiche der Renditekurve. Die Analyse zeigt, dass der Angstindex zukünftige wirtschaft- liche Makro-Bedingungen zuverlässig anzeigt, einschließlich das Wachstum der Industrieproduktion (IP), das Wachstum des Composites der Frühindikatoren (CLI), das BIP-Wachs- tum, das Wachstum der Lohn- und Gehaltsempfänger ohne Landwirtschaft (PAYROLL) sowie das Wachstum der Arbeitslosenquote (UNE). Im Speziellen regressieren sie makroökonomische Variablen imAngstindex und kommen zur Erkenntnis, dass der Faktor generell IP-Wachstum, CLI- Wachstum, BIP-Wachstum und PAYROLL-Wachstum nega- tiv vorhersagt, aber positiv mit dem Anstieg der Arbeits- losigkeit korreliert. Dies deutet darauf hin, dass ein Anstieg des Angstindex einen bevorstehenden wirtschaftlichen Ab- schwung signalisiert. Wang, Zhang, Wang und Zhou versuchen auch, die im Angstindex enthaltenen Informationen besser zu verstehen, indem sie ihn zu Geldpolitik und Krisenereignissen in Be- ziehung setzen und das Verhältnis zwischen dem Pricing von Repos und dem Pricing am Cash-Bond-Markt unter- suchen. Dabei zeigt sich, dass der Angstindex während der NBER-(National Bureau of Economic Research)-Rezessions- perioden eine stärkere Vorhersagekraft hat und sich von geldpolitischen Risiken unterscheidet. In Anlehnung an das Paper aus dem Vorjahr mit dem Titel „LTCM Redux? Hedge Fund Treasury Trading, Funding Fragility, and Risk Constraints“von Mathias Kruttli, Phillip J.Monin, Lubomir Petrasek, and Sumudu W. Watugala untersuchen Wang, Zhang, Wang und Zhou wichtige Krisen an den Treasury- Märkten, darunter die Anschläge vom 11. September 2001, die Insolvenz von New Century Financial 2007, den Stress auf demUS-Repo-Markt 2019 und die Covid-19-Krise 2020. Ihre Analyse zeigt, dass jede Krise zu einem deutlichen Rückgang der ausländischen Bestände an US-Treasuries ge- führt hat, während Primärhändler ihre Direktbestände und Repo-Finanzierungen erhöht haben. Indem sie diese Ereig- nisse und ihre Auswirkungen auf das Angstniveau hervor- heben, helfen die Autoren zu illustrieren, wie unterschied- lich sich eventbezogene Ängste auf den Treasury-Markt und die Entscheidungen der Investoren auswirken können. Da- mit liefern sie wertvolle Erkenntnisse sowohl für Investoren als auch für politische Entscheidungsträger. Schlussbemerkungen Der mithilfe von KI und Social Media konstruierte Angst- index stellt sich sowohl in sample als auch out of sample als ein signi kanter Prädiktor für zukünftige US-Staatsanleihen- renditen dar, wie das Autorenteam der Washington Univer- sity in St. Louis darlegt. Steigende Angst korreliert mit hö- heren Risikoprämien und beein usst die Dynamik des Trea- sury-Marktes entscheidend. Die Prognosekraft ist besonders hoch während Rezessionen und Krisenphasen. Die Studie erweitert frühere Forschungen zur Anlegerstimmung bei der Vorhersage von Vermögenspreisen, indem sie Textdaten und einen robusten theoretischen Rahmen nutzt, um das Verständnis der Treasury-Marktdynamik zu vertiefen, insbe- sondere in Bezug auf Anleihenrisikoprämien. Die Autoren stellen fest, dass der Angstindex, insbesondere wenn er aus den Nachrichtenmedien abgeleitet wird, wichtige Makro- Variablen und damit zukünftige wirtschaftliche Bedingun- gen signi kant prognostiziert und bestehende Vorhersage- tools übertri t, vor allem in Rezessionszeiten. Diese gewon- nenen Erkenntnisse kommen neben den Akademikern auch den Finanzmarktteilnehmern bei der Navigation durch die komplexen modernen Finanzmärkte zugute. Denn der Ansatz bietet eine zeitgemäße Methode zur Erfas- sung des Markt-Sentiments und zum Verständnis seiner Auswirkungen auf die Assetpreise . DR. KURT BECKER Makrovariablen und Angstindizes News-basierter Angstindex F News mit besserer Prognosegüte für Entwicklung von Makrovariablen als F Social Prognosen auf Basis von F News Prognosen auf Basis von F Social F News p-value ¯R 2 (%) F Social p-value ¯R 2 (%) IP -3,137*** (0,000) 5,37 0,343 (0,258) 0,10 CLI -0,959*** (0,001) 3,29 -0,141 (0,226) 0,17 GDP -1,637** (0,013) 5,35 0,486* (0,091) 1,97 PAYROLL -2,518*** (0,000) 10,99 0,125 (0,471) -0,17 UNE 26,09*** (0,000) 11,25 2,226 (0,209) 0,20 Makrovariablen sind: Wachstum der Industrieproduktion (IP), des Composites der Frühindikatoren (CLI), des BIP (GDP), der Unselbstständigen ex Landwirtschaft (PAY- ROLL) sowie der Arbeitslosenquote (UNE). Der News-basierte Angstindex F News (links) prognostiziert alle Makrovariablen signifikant, während F Social nur das BIP signifikant prognostiziert. Signifikanzniveaus von 90/95/99% sind mit */**/*** markiert. Quelle: Studie 98 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Anleihenrenditen
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