Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

M it einem veritablen Knall krachte Anfang dieses Jahres das chinesische Large Language Model (LLM) DeepSeek in die bis dahin von den USA dominierte KI-Welt. Die Behauptung des Unterneh- mens: Mithilfe cleverer Programmierung sei es gelungen, ein Modell auf die Beine zu stellen, das nur einen Bruchteil der Entwicklungskosten von Modellen wie ChatGPT erfordere, aber nahezu die gleiche – und phasenweise sogar eine über- legene – Leistung abliefere. Der Aufschrei war groß, die Einschätzungen weltweit teils widersprüchlich. Also haben wir versucht, uns selbst ein Bild zu machen, und haben uns das von DeepSeek selbst herausgebrachte Paper „DeepSeek- R1: Incentivizing Reasoning Capability in LLMs via Rein- forcement Learning“ zu Gemüte geführt. Laut dem Paper ist die Ausgangslage die folgende: Während frühere Modelle auf eine Kombination aus Supervised Fine-Tuning (SFT) und Reinforcement Learning (RL) angewiesen waren, verfolgt DeepSeek-R1 eine konsequentere RL-Strategie. SFT basiert auf der gezielten Anpassung eines Modells durch bereits annotierte Trainingsdaten, wodurch die gewünschte Ausgabe explizit vorgegeben wird. RL hingegen optimiert das Modell durch Belohnungssysteme und exploratives Ler- nen, wodurch emergente Fähigkeiten wie eigenständige Reasoning-Strategien entstehen können. Die Benchmark-Ergebnisse der Studie ( siehe Gra k „Auf Augenhöhe“ ) untermauern diesen Ansatz. Mit einer Pass@1- Rate von 79,8 Prozent auf AIME 2024 und 97,3 Prozent auf MATH-500 erzielt DeepSeek-R1 eine Leistung, die sich mit der von OpenAI-o1-1217 messen kann. Die Pass@ 1 -Rate DeepSeek hat zu Beginn des Jahres für eine veritable Verwüstung in der KI-Branche gesorgt. Wir haben uns genauer angesehen, was DeepSeek behauptet und ob uns das Modell zur politischen Lage in China belügen darf. Abrissbirne aus der Tiefe DeepSeeks Markteintritt hat teils deutliche Spuren bei der Konkurrenz hinterlassen Microsoft, das mit OpenAI kooperiert, und Meta litten teils drastisch unter dem neuen KI-Modell aus China. Exceptionalism ade? Hohe Bewertungen für US-Tech-Titel wurden nicht selten mit dem unausgesprochenen Argument des US-amerikanischen Exzeptionalismus begründet, dass der amerikanische Innovations- und Pioniergeist immer wieder einen Wettbewerbsvorteil kreiert. Die teils erstaunlichen Ergebnisse, die die chinesische KI-Schmiede DeepSeek präsentiert, ließ diesen Glauben ins Wanken geraten. Quelle: Bloomberg 2024 2025 -10 0 10 20 30 40 50 Nasdaq 100 Index Microsoft Corp Alphabet Inc Meta Platforms Inc 76 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | KI-Zeitenwende FOTO: © NIKOLA HAUBNER | UNIVERSITY OXFORD » Wir sollten uns nicht auf ein Race to the Bottom einlassen, denn niemand gewinnt, wenn wir unethische, undurchsichtige (…) KIs haben. « Sandra Wachter, KI-Forscherin, Oxford

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