Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

die eine oder die andere Strategie eher zum Ziel führt. Zu- dem haben sich beide Segmente enorm weiterentwickelt. Inwiefern? Andrew Schlossberg: In den Anfängen der ETF-Industrie ging es zuvorderst darum, einen kapitalisierungsgewichteten Index wie zum Beispiel den S&P 500 möglichst getreu und mit einem möglichst geringen Tracking Error abzubilden. Heute beschäftigen einen Investor eher grundsätzliche Fragen, etwa ob für seine Investmentziele ein gleichgewich- teter Index eventuell die bessere Wahl gegenüber einem rein kapitalgewichteten Index darstellt.Wir haben heute zudem eine Vielzahl von ETF-Lösungen, die bestimmte Faktoren einbeziehen, sei es die Entscheidung zwischen Value und Growth oder auch anderen quantitativen Faktoren wie Momentum oder Size. Ganz zu schweigen von einem enorm zunehmenden Interesse an aktiv gemanagten ETFs, die aktuell erhebliche Mittelzuwächse erfahren und auf großes Investoreninteresse stoßen. Und welche Veränderungen beobachten Sie auf Seiten des aktiven Managements? Andrew Schlossberg: Wir haben uns mehr oder weniger ver- abschiedet von einer Art Starkult, der die Fondsbranche vor Jahren noch sehr stark geprägt hat. Ich will gar nicht in Zweifel ziehen, dass auch unsere Gesellschaft streckenweise durch enorme Mittelzu üsse davon pro tiert hat, wenn ver- meintlichen Starfondsmanagern aufgrund ihrer besonderen Leistungen hohe Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Wir wissen aber auch, dass es je nach Marktentwicklung durchaus irgendwann einmal in die andere Richtung gehen kann. Daraus haben wir die Konsequenzen gezogen. In welcher Form konkret? Andrew Schlossberg: Der einzelne Mensch und seine profes- sionelle Expertise sind ein besonderes Asset, weshalb unsere Gesellschaft seit jeher ihren Mitarbeitern eine besondere Wertschätzung entgegengebracht hat. Aber es geht heute sehr viel stärker um deren Einbettung in ein professionell und möglichst langjährig zusammenarbeitendes Team statt um die Herausbildung oder die Förderung eines Starkults auf der Ebene der Fondsmanager. Und wir legen sehr viel Wert auf die Erarbeitung von möglichst robusten und tief- greifenden Managementprozessen, die zudem eine ausge- prägte Wiederholbarkeit aufweisen, weil wir nur so lang- fristig überlegene Investmentergebnisse von möglichst hoher Qualität erzielen können. Nicht zuletzt gehört dazu auch ein guter ankierender Rahmen aus Research und Analyse, aber auch Risikomanagement und Handelsausführung. In dieser Beziehung sehe ich uns auch auf Seiten des aktiven Managements optimal aufgestellt.Das ist umso wichtiger, als gerade das aktive Management meiner Wahrnehmung nach vor einer Art Renaissance steht, trotz des unzweifelhaft hohen Zustroms zu passiven Produkten. Was lässt Sie so optimistisch nach vorn blicken? Andrew Schlossberg: Aktive Investoren schneiden in der Regel in solchen Phasen gut ab, in denen es zu Verwerfun- gen kommt, durch die sich besondere Chancen bieten. In einem solchen Makroumfeld, in dem es zu einer Art Ent- kopplung verschiedener Länder und Volkswirtschaften kommt, be nden wir uns gerade.Unser Leben ist aktuell oft geprägt von Themen wie einem zunehmenden Protektio- nismus, der Wiederbelebung von Zöllen als geostrategisches Instrument und Fragen einer sinnvoll gestalteten Einwan- derungspolitik. Ein solches Umfeld ist von einer ganzen Reihe von Risiken begleitet. Aber wir wissen nur zu gut, dass gerade Risiken innerhalb unserer Investmentbranche auch immer bestimmte Chancen erö nen. Und wir sind entschlossen, diese Chancen im Sinne einer möglichst guten Performance für unsere Investoren zu nutzen. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER 72 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Andrew Schlossberg | Invesco FOTO: © JULIA SCHNEIDER-REISSLE | THE TAILORS PHOTOGRAPHY » Wir haben uns mehr oder weniger verabschiedet von einer Art Starkult, der die Fondsbranche vor Jahren noch sehr stark geprägt hat. « Andrew Schlossberg, CEO von Invesco

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=