Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
wegs sind – eine gute Ergänzung zu unseren PE-Engage- ments, aber auch eine, die spezielles Know-how braucht. Die RAG-Stiftung steht dem Ruhrgebiet und anderen Bergbau- regionen sehr nahe. Äußert sich das auch in der Kapitalanlage? Eberhard Vetter: Nein. Das spielt in unseren Anlageentschei- dungen keine Rolle. Wenn wir aussichtsreiche Investitions- möglichkeiten vor der Haustür sehen, dann investieren wir natürlich auch gern hier. Der Renditeaspekt steht aber an erster Stelle. Wie sieht der Nachhaltigkeitsansatz der RAG-Stiftung aus? Eberhard Vetter: Nachhaltigkeit steckt mit der Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben sowie mit der Förderung von Bil- dung,Wissenschaft und Kultur ja bereits im Stiftungszweck der RAG-Stiftung Damit zahlen wir gleich auf mehrere der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein. Zudem nehmen wir Nachhaltigkeit auch als Investorin und gute Eigentümerin sehr ernst. Und woran messen Sie Ihre Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit? Eberhard Vetter: Auf der Seite unserer Kapitalanlagen mes- sen wir uns an den gängigen Benchmarks und tauschen uns regelmäßig mit befreundeten Investoren aus. Bei unseren strategischen Beteiligungen wirken wir über die Gremien unmittelbar auf hohe Standards hin. Evonik, Vivawest und RAG sind da allesamt Vorreiter in ihren Märkten. Letztlich steht Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit einer Kapi- talanlage. Das hat neben einem ökologischen und sozialen immer auch einen ökonomischen Wert. Den gesellschaft- lichen Wertbeitrag unserer Arbeit weisen wir übrigens auch ausführlich auf unserer Website aus. Natürlich sind diese Dinge in ständiger Weiterentwicklung. Viele Diskussionen drehen sich derzeit um Ausschlusskriterien. Nehmen Sie nur mal das Thema Rüstung: Auf der einen Seite steht die Tötung von Menschen, auf der anderen eine notwendige Verteidigungsbereitschaft. Wie berichten Sie über die Erreichung Ihrer ESG-Ziele? Eberhard Vetter: Da gehen wir deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. In unserem Finanzbereich arbeiten wir seit fünf Jahren mit Quartalsberichten zu unserer ESG- Performance. Unser Maßstab sind Global Compact und die Principles for Responsible Investment der Vereinten Natio- nen. Wo wir Abweichungen zu den gängigen Benchmarks feststellen, legen wir das o en. Insbesondere bei den Immo- bilien gilt, dass was nicht ESG-konform ist, auf lange Sicht mit Wertabschlägen rechnen muss. Bei unseren Beteiligun- gen nutzen wir unsere Ein ussmöglichkeiten aktiv. Bei Evonik investieren wir Milliarden in besonders nachhaltige Produkte, Lösungen und Technologien. Die RAG hat den Auftrag, bis 2030 in der Energienutzung klimaneutral zu arbeiten. Eine Vivawest scha t das bis zum Zieljahr 2045 und gilt in puncto soziale Verantwortung als vorbildlich. Im Auftrag der RAG-Stiftung sorgt die RAG-Aktiengesellschaft dafür,Wasser auf sehr lange Zeit aus tiefen Erdschichten zu pum- pen. Da drängt sich der Gedanke an die Nutzung der Wärme aus den tieferen Erdschichten auf. Findet so etwas bereits statt? Eberhard Vetter: Dazu haben wir uns schon vor vielen Jah- ren Gedanken gemacht und verfolgen das mit dem For- schungszentrum Nachbergbau weiter intensiv. Auch wenn das nicht mein Spezialgebiet ist, weiß ich doch, dass es dazu laufend Gespräche mit dem Land und den Kommunen gibt. Geothermie ist ja auch ein wichtiges Thema bei der kommunalen Wärmeplanung. Erlauben Sie mir eine politische Frage: War es sinnvoll, den Stein- kohleabbau im Ruhrgebiet lange Zeit mit Milliarden staatlich zu unterstützen, anstatt schon früher die industrielle Transformation der Region zu bewirken? Jetzt steht das Ruhrgebiet nicht gerade als Deutschlands Spitzenstandort da. Englische Fußballfans haben zur Euro 2024 über Gelsenkirchen als „Absolute Shithole“ geläs- tert. Was hätte man besser machen können? Eberhard Vetter: Ich muss sagen, es tut weh, wenn gerade englische Fußballfans das sagen, wo in England der Wegfall des Bergbaus ganze Regionen ins Elend gestürzt hat.Die Ent- scheidung für die Kohle war seinerzeit eine politische Ent- scheidung für die Energiesicherheit des Landes.Dass man da- mit nicht leichtfertig umgehen sollte, erleben wir auch heute wieder. Richtig ist, dass das Ruhrgebiet die Herausforderun- gen des industriellenWandels wie kaum eine andere Region in Deutschland zu spüren bekommen hat. Längst nicht alles ist schlecht gelaufen. Vieles hat Modellcharakter. In den 60er- Jahren gab es hier noch über 600.000 Bergbaubeschäftigte und keine einzige Hochschule.Heute arbeiten bei der RAG noch rund 600 Menschen, dafür haben wir rund 250.000 Studierende. Und auf dem ehemaligen Werksgelände von Opel in Bochum arbeiten heute mehr Menschen in High- tech-Bereichen als seinerzeit in der Fertigung.Diese Potenzia- le gilt es weiter zu nutzen und zu entwickeln. Wir danken für das Gespräch! ANKE DEMBOWSKI Die aktuelle Asset Allocation der RAG-Stiftung Struktur der Kapitalanlagen nach Marktwerten (31. 12. 2023) Real Assets dominieren die Kapitalanlage der Stiftung. Quelle: RAG-Stiftung Vivawest Evonik Private Equity-/Mittelständische Beteiligungen Immobilien und Infrastrukturverinvestments Aktien Rentenpapiere So stige Vivawest Evonik Aktien Sonstige Private Equity / Mittelständische Beteiligungen Rentenpapiere Immobilien und Infrastrukturinvestments 26 % 24,4 % 22,8 % 13,2 % 8,9 % 3,9 % 0,8 % 64 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Eberhard Vetter | RAG-Stiftung
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