Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
sche Energie braucht, hängen wir stark vom Strompreis ab. Wir laufen also derzeit höher raus als die durchschnittliche In#ation. Und worauf stellen Sie sich für die Zukunft mit Ihren Kapital- anlagen ein? Eberhard Vetter: Weil wir einen ewigen Zahlungsstrom haben, müssen wir immer wieder aufs Neue die Frage beantworten,mit welcher Asset Allocation wir arbeiten, um den in#ationsbedingt anwachsenden Aufwand dauerhaft zu bedienen und zusätzlich unseren Kapitalstock zu mehren. Kurz: Wir brauchen hohe Renditen! Das geht nicht ohne Risiko. Zu dessen Steuerung haben wir ein sehr strenges Regime. Unser Anspruch ist, bei angemessenem Risiko nachhaltig gutes Geld zu verdienen, und das mit gutem In#ationsschutz. Da führt kein Weg vorbei an einer hohen Gewichtung realer Assets: Aktien, Immobilien, Infrastruktur, vielleicht noch In#ation-Linked Bonds. Wichtig ist daher auch immer, die Liquidität imGri zu haben, jederzeit trotz der hohen Quote illiquider Assets die Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten. Wie hoch ist Ihr Rechnungszins, und wie wird er angepasst? Eberhard Vetter: Wir haben einen ewigen, mit der In#ation ansteigenden Zahlungsstrom. Da macht ein Rechnungszins wenig Sinn. Bei der aktuellen In#ation sollten die jährlichen Erträge bei mindestens 4,5 bis 5,0 Prozent liegen – schließlich wollen wir unseren Kapitalstock mehren. Aktuell liegt unser Vermögen bei gut 17 Milliarden Euro.Das soll mehr werden – in Kaufkraft, ungeachtet in#ationärer Entwicklungen. Sind Sie im Anleihenbereich auf der Suche nach besonders lang laufenden Papieren? Und fischen Sie damit im selben Teich wie die Lebensversicherer, die ja auch versuchen, ihr Duration Gap zu reduzieren? Eberhard Vetter: Genau das war das Bild, mit dem ich da- mals zur Stiftung gekommen bin: Bring deine Anlagen mit der Duration der Verp#ichtungen in Einklang, so steht es ja in den Lehrbüchern, dann bist du sicher unterwegs.Nur das funktioniert bei uns nicht. Die Duration liegt jenseits von allem, was investierbar ist, bei über 300 Jahren. Überhaupt gibt es keinen breiten Markt, auf dem Sie 17 Milliarden Euro bequem langfristig anlegen könnten. Fragen Sie nur mal die Versicherer oder Pensionskassen! Durations-Mat- ching funktioniert bei uns also nicht. Wenn wir die Dura- tion verlängern, ist das bei uns eher eine taktische Entschei- dung, welche Renditechancen wir in den einzelnen Lauf- zeiten sehen. Was tun Sie dann also? Eberhard Vetter: Von unseren 17 Milliarden Euro entfallen rund zwölf Milliarden auf Investments und fünf Milliarden Euro stecken in unseren Beteiligungen Vivavest und Evonik. Die zwölf Milliarden sind hälftig in liquide und illiquide Assets investiert. Auf der liquiden Seite in alle Assetklassen, nicht aber Rohsto e und Hedgefonds.Hedgefonds sind uns tatsächlich untersagt, Rohsto e sehen wir nicht als Asset- klasse, sondern ausschließlich als spekulatives Investment. Investierbar ist für uns alles, was einen eigenen Ertrag erwirt- schaftet, zum Beispiel Aktien mit ihren Dividenden oder Renten mit ihrem Kupon. Und wie sind die Anlagen regional aufgeteilt? Eberhard Vetter: Wir bedienen die Wirtschaftsräume dieser Welt recht gleichmäßig: Europa, USA, Asien und Emerging Markets.Wir versprechen uns daraus eine größere Stabilität der erzielbaren Renditen. Die Erfahrung zeigt, dass die ein- zelnen Wirtschaftsräume in der Regel unterschiedlich per- formen und die Mischung der einzelnen Investmentmärkte in der Summe stabilere Erträge erzeugt. Ein Großteil unse- rer Investments liegt außerhalb Europas. Das sichert uns ak- tuell wegen der besseren Wirtschaftsentwicklung höhere Er- träge. 60 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Eberhard Vetter | RAG-Stiftung FOTO: © VOLKER WICIOK I RAG-STIFTUNG » Sowohl der KENFO als auch wir planen mit langem Blick. Der Unterschied: Der KENFO rechnet mit einem Zeithorizont von 80 Jahren. Wir müssen ewig zahlen. « Eberhard Vetter, Leiter Kapitalanlagen bei der RAG-Stiftung
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=