Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

Mit einer so niedrigen Personaldecke, was machen Sie inhouse, und was kaufen Sie ein? Eberhard Vetter: Die Anlagestrategie machen wir inhouse, die Investmententscheidungen tre en wir in unserem Team. Bei der Vorbereitung der Investmententscheidungen und der Verwaltung der Investments lassen wir uns gern unter- stützen. Hier kommen dann externe Manager ins Spiel, die wir sorgsam in Beauty Contests auswählen. Das variiert jeweils nach Assetklasse. In der Due Diligence für Private- Equity- und Infrastrukturfonds etwa unterstützt uns Ampega auf Basis eines zusammen abgestimmten Questionnaires. Unterstützung haben wir in der Regel auch bei Immobi- lieninvestments, vor allem bei internationalen Investments. Die RAG-Stiftung hat einige Gemeinsamkeiten mit dem KENFO, dem Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung.Wo sehen Sie die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede? Eberhard Vetter: In der Tat gibt es viele Gemeinsamkeiten, aber auch große Unterschiede.Was uns schon einmal unter- scheidet: Der KENFO ist eine ö entlich-rechtliche Stiftung unter Aufsicht der Bundesregierung – drei Ministerien sind dafür zuständig. Das Kuratorium des KENFO stellen die Bundestagsfraktionen und Vertreter der Ministerien. Im Gegensatz dazu sind wir eine privatrechtliche Stiftung. Wir handeln unternehmerisch.Wir unterliegen der Stiftungsauf- sicht des Landes NRW. Und wir haben ein Kuratorium, in dem neben den Ministerpräsidenten der ehemaligen Berg- bauländer Nordrhein-Westfalen und Saarland, den Bundes- ministern für Wirtschaft und für Finanzen auch die Berg- bau-Gewerkschaft sowie acht weitere hochrangige Persön- lichkeiten, vornehmlich aus der Wirtschaft, vertreten sind. Und bei der Kapitalanlage? Eberhard Vetter: Da planen sowohl der KENFO als auch wir mit langem Blick. Der Unterschied: Der KENFO rechnet zur Finanzierung der Sicherung und Entsorgung radioakti- ver Abfälle mit einem Zeithorizont von 80 Jahren.Wir müs- sen ewig zahlen. Zum Vergleich: Versicherungen und Pen- sionswerke haben eine Duration von 20 bis 30 Jahren; für uns ist das ein Wimpernschlag! Dieser Auftrag der Ewig- keitslasten hat dann auch Auswirkungen auf die Allokation. Wie wirkt sich die Langfristigkeit Ihrer Verpflichtungen auf die Kapitalanlage aus? Eberhard Vetter: Die Langfristigkeit unserer Verp ichtungen spiegelt sich naturgemäß in unseren Kapitalanlagen. Wir sind in unserer Allokation wahrscheinlich eher mit den amerikanischen Endowments als mit einer Versicherung oder einem Pensionsfonds vergleichbar. Im Unterschied zu den Universitätsfonds haben wir aber auch Direktbeteiligun- gen an Unternehmen. Im Vergleich zu Versicherungen oder Pensionsfonds haben wir einen für deutsche Verhältnisse sehr hohen Anteil an illiquiden Assets, also von Private Equi- ty, Infrastruktur und Immobilieninvestments.Wir zielen hier auf die Mitnahme der entsprechenden Illiquiditätsprämien ab. Charakteristisch ist auch, dass wir zur Risikostreuung sehr breit diversi ziert sind.Wir sind vermutlich auch deut- lich internationaler ausgerichtet, als es den Kolleginnen und Kollegen in den Versicherungen und Pensionsfonds mög- lich ist. Gerade davon versprechen wir uns höhere Erträge, als wir sie mit Investments ausschließlich in Europa errei- chen könnten.Der Anteil einer Evonik an unseremGesamt- vermögen liegt heute übrigens gerade noch bei 25 Prozent. Das Kuratorium der RAG-Stiftung ist teils politisch besetzt. Mer- ken Sie das – will die Politik bei der Kapitalanlage mitreden? Eberhard Vetter: Das Stiftungsmodell funktioniert deshalb so gut, weil es zwar politische Kontrolle, aber keine politi- sche Ein ussnahme gibt. Wir nanzieren eine gesellschaft- liche Ewigkeitsaufgabe mit privatemGeld.Das ist anspruchs- voll, aber es funktioniert. Und so soll es bleiben. Wie gibt die RAG-Stiftung ihr Geld aus? Eberhard Vetter: Aktuell zahlen wir jedes Jahr 250 bis 300 Millionen Euro für die Ewigkeitsaufgaben. Für Bildung, Wissenschaft und Kultur haben wir im vergangenen Jahr 32 Millionen Euro ausgegeben.Der mit Abstand größte Posten ist das Abpumpen von Grubenwasser. Und weil das elektri- IG Metall und Bergbau Eberhard Vetter, Jahrgang 1962, ist Leiter Kapitalanlagen bei der RAG-Stiftung. Deren ori- ginärer Stiftungszweck ist die Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben aus dem deutschen Stein- kohlenbergbau an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren. Herr Vetter ist daneben Geschäftsführer der Private-Equity-Tochter sowie der RSI Capital , der Innovationstochter der Stiftung. Vetter ist Mitglied des Aufsichtsrats der TK Elevator Topco , der Branicks AG und der Scope KGaA sowie im Beirat von HQ Capital und Mitglied des Verwal- er RSBG und der KINEO AG . em Eintritt in die RAG-Stiftung im Jahr 2008 war er Leiter chs Finanzen und Controlling und Geschäftsführer im mögensmanagement der IG Metall . In dieser Position war Mitglied des Aufsichtsrats von Thyssen Krupp Automotive , äter von Thyssen Krupp Technologies und der TRW utschland . In diesen Gremien fungierte Vetter als stellver- etender Vorsitzender. begann seine Karriere als persönlicher Referent des ellvertretenden Vorsitzenden der IG Metall. Später war er r die Organisation und Kampagnenarbeit zuständig, ehe zum Leiter Finanzen und Controlling ernannt wurde. Vetter hat einen Magister Artium in Theologie von bert-Ludwigs-Universität in Freiburg. tungsrats d Vor sein des Berei Ver er sp De tr Er st fü er Herr der Al 58 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Eberhard Vetter | RAG-Stiftung FOTO: © VOLKER WICIOK I RAG-STIFTUNG » Seit dem Ende des Steinkohlenbergbaus hat die Stiftung 1,6 Milliarden Euro für Ewigkeitsaufgaben gezahlt. « Eberhard Vetter, Leiter Kapitalanlagen bei der RAG-Stiftung

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