Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
Theologie viele Weiterbildungen und inzwischen wohl auch über 30 Jahre praktische Erfahrung geholfen haben. Die RAG-Stiftung hat eine ganz besondere Aufgabe. Können Sie diese kurz umreißen? Eberhard Vetter: Zunächst hat uns unsere Satzung dazu ver- p ichtet, den Steinkohlenbergbau in Deutschland sozial ver- träglich zu beenden. Das haben wir in gutem Einverneh- men mit den Gewerkschaften gescha t. Seit 2018 ist Schluss mit der deutschen Steinkohlenförderung. Erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik wurde damit ein ganzer Industriezweig abgewickelt. Das haben wir ganz ohne sozia- le Verwerfungen hinbekommen. Hinzu kommt die Finan- zierung der Ewigkeitsaufgaben. Auch nach dem Ende des aktiven Bergbaus braucht es Grubenwasserhaltung, Polder- maßnahmen und die Reinigung des Grundwassers an eini- gen ehemaligen Kokereistandorten. Bei der Grubenwasser- haltung geht es darum, einsickerndes Regen- und Ober ä- chenwasser, das sich viele hundert Meter tief unter der Erde ansammelt, abzupumpen. Das ist wichtig, weil dieses salz- und eisenhaltige Grubenwasser nicht mit unserem Trink- wasser in Kontakt kommen soll. Pumpen und poldern müssen wir auch, weil das Bodenniveau im Ruhrgebiet in der Bergbauzeit stellenweise bis zu 20 Meter abgesackt ist. In Summe sind das über eine Milliarde Kubikmeter Wasser, die jährlich gepumpt werden. Und das muss die Stiftung nanzieren. Durch das Pumpen des Wassers sorgen Sie im Ruhrgebiet dafür, dass 5,1 Millionen Menschen, die dort wohnen, trockenen Fußes unterwegs sein können.Wie viel Geld braucht die RAG-Stiftung, um diese Maßnahmen bezahlen zu können? Und wie lange? Eberhard Vetter: Seit dem Ende des Steinkohlenbergbaus hat die Stiftung 1,6 Milliarden Euro für Ewigkeitsaufgaben gezahlt.Wir rechnen künftig mit jährlichen Kosten von rund 300 Millionen Euro. Die steigen mit der In ation weiter an. Pumpen laufen mit Strom, wir sind also sehr energiepreis- abhängig. Gepumpt werden muss, solange hier Menschen leben. Deshalb sprechen wir ja von einer Ewigkeitsaufgabe. Sie haben auch noch einen weiteren Auftrag … Eberhard Vetter: Ja, die Förderung von Bildung,Wissenschaft und Kultur zählt ebenfalls zu unseren Aufgaben.Mit einem Schwerpunkt auf Chancengleichheit. Kultur und Wissen- schaft fördern wir, wo sie im Zusammenhang mit dem Nachbergbau stehen. Wie wurde der Kapitalstock der Stiftung aufgebracht? Eberhard Vetter: Die Substanz kam aus der alten RAG, die wir zunächst von den Alteigentümern erworben haben.Die war 2007 mit einem Eigenkapital von zwei Millionen Euro ausgestattet. Die RAG hat ja damals kein Geld verdient, sondern war Subventionsempfängerin. Die Alteigentümer hatten ihre Anteile auf jeweils einen Euro wertberichtigt. Die werthaltigen Aktivitäten der RAG jenseits der Kohle- förderung haben wir für 1,2 Milliarden Euro von der RAG gekauft. Das waren die Sparten Chemie, Energie und Immobilien, bewertet mit damals rund sechs Milliarden Euro. Daraus wurde Evonik geformt. Das war praktisch das erste Asset der Stiftung. Und von Evonik wiederum haben wir dann 25 Prozent für rund 2,4 Milliarden Euro an CVC verkauft. Kurz: Die RAG-Stiftung hat sich ihr Stiftungsver- mögen nach der Gründung quasi selbst verdienen müssen. Und wie hoch ist derzeit das Anlagekapital der RAG-Stiftung? Eberhard Vetter: Aus den anfänglichen rund sechs Milliar- den Euro sind heute bei deutlich breiterer Diversi zierung über 17 Milliarden Euro geworden. Eine schöne Erfolgs- geschichte, die zeigt, dass das Stiftungsmodell funktioniert! Welcher Aufsicht unterliegt die RAG-Stiftung? Eberhard Vetter: Wir sind eine Stiftung bürgerlichen Rechts, also nicht gemeinnützig. Schließlich müssen wir Geld ver- dienen, um die Ewigkeitsaufgaben bezahlen zu können. Kontrolliert werden wir von einem Kuratorium und durch die Stiftungsaufsicht des Landes Nordrhein-Westfalen. Wie viele Mitarbeiter hat die RAG-Stiftung? Eberhard Vetter: Wir sind sehr schlank aufgestellt mit derzeit 32 Mitarbeitern, acht davon im Finanzbereich. 56 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Eberhard Vetter | RAG-Stiftung FOTO: © VOLKER WICIOK I RAG-STIFTUNG » Wir müssen das Vermögen der Stiftung mehren, um damit die Ewigkeitsaufgaben des ehemaligen Steinkohlenbergbaus dauerhaft zu finanzieren. « Eberhard Vetter, Leiter Kapitalanlagen bei der RAG-Stiftung
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