Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
zeitig niedrige Kosten und Diversi zierung beizubehalten. Die Zahlen sprechen dafür, dass das funktioniert: Nach Angaben von Dimensional haben 84 Prozent der hauseige- nen Aktien- und Rentenfonds ihre Benchmarks über einen Zeitraum von 20 Jahren übertro&en, branchenweit waren es in der gleichen Zeitspanne gerade einmal 17 Prozent. Was eine Gesellschaft wie Dimensional, die heute insge- samt 750 Milliarden Euro für Kunden weltweit verwaltet, darüber hinaus unterscheidet, das ist die stets gesuchte Nähe zu renommierten Wissenschaftlern, darunter fünf Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Einer davon ist Robert Merton, der auch im Alter von inzwischen 80 Jahren noch als „Resident Scientist“ für die Gesellschaft aktiv ist.Wir konnten mit ihm anlässlich seines Besuchs in Deutschland sprechen. Prof.Merton, bei einem Vortrag, den Sie kürzlich vor Journalisten in München gehalten haben, sind Sie sehr intensiv auf das Thema der Generierung eines Mehrertrags im Asset Management – im Allgemeinen als „Alpha“ bezeichnet – eingegangen.Warum erschien Ihnen das so wichtig? Robert Merton: Weil eine große Zahl von Marktteilnehmern den Begri& Alpha meist nur sehr stark vereinfachend nutzt, um damit oft lediglich den Mehrertrag zu beschreiben, wenn es zum Beispiel einem Fondsmanager gelingt, eine über dem reinen Marktindex liegende Überrendite zu erzie- len. Das hat mich schon vor längerer Zeit dazu veranlasst, mich in meiner wissenschaftlichen Arbeit ausführlich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie und unter welchen Bedingungen ein solcher Mehrertrag eigentlich zustande kommen kann. In diesem Zusammenhang bin ich zu durchaus aufschlussreichen Ergebnissen gelangt, unter ande- rem zu der Erkenntnis, dass es nicht nur eine Quelle für das gibt, was gemeinhin als Alpha bezeichnet wird. Es gibt sogar insgesamt drei Quellen, über die sich ein Mehrertrag für Investoren erzielen lässt. Das ist nur vielen, die darüber spre- chen, gar nicht wirklich bewusst. Wollen Sie damit sagen, dass Alpha noch lange nicht Alpha ist? Robert Merton: Im Grunde genau das! Wobei es mir nicht darum geht, dass Fondsmanager X vielleicht andere Infor- mationsquellen nutzt als Fondsmanager Y. Es geht mir wirk- lich darum zu unterscheiden, dass eine Überrendite auf sehr unterschiedliche Weise zustande kommen kann, oder anders gesagt, sich aus durchaus unterschiedlichen Quellen speisen kann. Gerade als institutioneller Investor sollte man sich damit auseinandersetzen, um im Vorfeld einer Anlageent- scheidung zu verstehen, was die tatsächlichen Gründe für eine vermeintliche Zusatzrendite sind und aus welcher Quelle diese eigentlich stammt. Und vor allem um zu ver- hindern, einem Betrüger wie zum Beispiel Bernard Mado& aufzusitzen, der es gescha&t hat, eine immense Zahl von Kunden zu gewinnen, indem er ihnen anhand schön gestal- teter Gra ken weisgemacht hat, seine Strategie erziele durch den Einsatz von Optionsstrategien und Arbitragegeschäften ein jährliches Alpha im zweistelligen Prozentbereich. Aber auch Sie werden doch nicht in Zweifel ziehen, dass es bei einem seriösen Fondsmanager in der Regel das Ausnutzen von Informationseffizienzen ist, das ihm das Erzielen von Alpha ermöglicht? Oder anders gesagt: Er nutzt einfach seinen Vorteil, mehr zu wissen als seine Mitbewerber. Robert Merton: Damit sprechen Sie aber nur das an, was eben herkömmlich unter Alpha verstanden wird. Geldma- nager, die gezielt bestimmte Ine zienzen amMarkt nutzen, die vielleicht inker und klüger handeln als andere oder ein- fach über bessere Modelle oder weitreichendere Informatio- nen zu einzelnen Wertpapieren oder ganzen Branchen ver- fügen. Und es gibt auf der anderen Seite jene Marktteilneh- mer, die langsamer reagieren, schlechter informiert sind oder eventuell kognitiven Dysfunktionen ausgesetzt sind.Und die klügeren und inkeren erzielen auf Kosten der langsamer agierenden Marktteilnehmer überdurchschnittliche Rendi- ten, sprich ein Alpha gegenüber der jeweiligen Benchmark. Das Ganze hat nur leider einen Nachteil: Insgesamt ist es ein Nullsummenspiel, besser gesagt, unterm Strich sogar ein Negativsummenspiel. 46 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Robert Merton | MIT Cambridge FOTO: © KATHY TARANTOLA » Für einen institutionellen Investor erscheint es mir wichtig, sich mit anderen Alphaquellen vertraut zu machen, die ohne Zweifel am Markt vorhanden sind. « Robert Merton, Professor am MIT in Cambridge Ein Nullsummen- spiel , besser gesagt, unterm Strich sogar ein Negativ- summenspiel.
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