Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
O b und inwieweit die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident die grundlegende Anla- gestrategie – und im Speziellen die strategische Asset Allocation – beein usst und ob mittelfristig die Unabhängigkeit der Fed in Gefahr sein könnte, erfragte Institutional Money bei sechs namhaften institutionellen Asset Ownern in Deutschland und Österreich. Dabei kam heraus, dass die neue US-Regierung institutio- nelle Investoren keineswegs aus der Ruhe bringt oder sie dazu bewegt, deutliche Änderungen der strategischen Asset Allocation, die auf Jahre und Jahrzehnte ausgelegt ist, durch- zuführen. In der Regel wird darauf gesetzt, dass die manda- tierten Fondsmanager taktische Umschichtungen tätigen. Auch hinsichtlich einer Beschneidung der Unabhängigkeit der Fed seitens Trumps zeigen sich die Investoren entspannt. ANTON ALTENDORFER Nervenstarke Profianleger Institutionelle Investoren lassen sich bei ihrer grundlegenden Anlagestrategie durch die Wiederwahl von Donald Trump kaum oder nicht beeinflussen. Das zeigt ein Rundruf bei ausgewählten Großanlegern. Meiner Einschätzung nach wird auch die zweite Präsi- dentschaft von Donald Trump keine signifikanten Auswir- kungen auf die langfristigen Risikoprämien beziehungsweise Ertragserwartungen von Kapitalanlagen haben. Die Kapital- markthistorie der letzten 150 Jahre zeigt, dass es für die Märkte meistens egal ist, ob es einen demokratischen oder republika- nischen US-Präsidenten gab. In der langen Historie machte es keinen Unterschied. Investoren brauchen daher Gelassenheit, sollten bei ihrer Strategie bleiben und auf die Börsenregel set- zen: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Wahrscheinlich werden von Trump einzelne Unternehmen profitieren, und andere werden wiederum benachteiligt. Groß- anleger wie wir setzen jedoch nicht auf Einzeltitel, sondern bilden ganze Märkte ab und sind damit in tausenden Unterneh- men investiert. Welche einzelnen Aktien über- oder unterge- wichtet werden, ist die jeweilige Entscheidung unserer manda- tierten Fondsmanager. Diese setzen natürlich auf kurzfristige taktische Investments zur Renditeoptimierung. Vor diesem Hintergrund planen wir keine Änderungen bei der strategischen Asset Allocation. Unsere schwierige Aufgabe ist es, an den Kapitalmärkten bewusst nicht zu viel zu agieren. Institutionelle wie wir haben genug zu tun, unsere Langfrist- strategie in den Gremien und gegenüber Stakeholdern zu ver- teidigen und zu erklären, warum sich eine Politik der ruhigen Hand auf lange Sicht in Form von Überrenditen rechnet. Ich bin als Investor mein ganzes Leben gut gefahren, dem Impuls zu widerstehen, dass es „dieses Mal anders ist“ und das Steuer zu oft herumzureißen. Das Risiko, dass die Fed wegen Trump ihre Unabhän- gigkeit verlieren könnte, erachte ich als gering. Dr. Wolfram Gerdes, Vorstand Kapitalanlagen und Finanzen, Kirchliche Versorgungskassen KZVK und VKPB Beeinflusst die Wiederwahl von Donald Trump respektive das mögliche Comeback konservativer Politik Ihre Anlagestrategie? Falls ja, in welcher Form? Falls nein, warum spielt das für Sie keine Rolle? Sehen Sie die Unabhängigkeit der Fed in Gefahr? Wir haben die amerikanische Wahl und deren Ausgang schon seit Längerem beobachtet. Auf Sicht von ein bis zwei Jahren erwarten wir in den USA etwas höheres Wirt- schaftswachstum und Inflation, während dies für Europa spie- gelbildlich sein könnte. Viel wird davon abhängen, wie die US- Regierung ihre angekündigten Maßnahmen am Ende umsetzt. Das wirkt sich derzeit nicht auf unsere strategische Asset Allocation aus. Diese besteht zu zirka 80 Prozent aus Fixed- Income-Instrumenten wie Staats- und Unternehmensanleihen, Pfandbriefen oder Hypothekendarlehen (zusammen mit den Volks- und Raiffeisenbanken). Fünf bis sieben Prozent haben wir jeweils in Aktien, in alternativen Anlagen wie Private oder Infra- structure Equity/Debt oder in Immobilien allokiert. Als krisenerprobter und langfristiger Investor entspricht es unserer Natur, auch in Stressphasen möglichst nicht in die Strategische Asset Allocation einzugreifen. Im Rahmen der taktischen Asset Allocation „genießen wir derzeit die Party“ in den USA: hohe Zinsen, steigende Aktienkurse und aufwertender US-Dollar. Sollten die Aktienkurse stärker fallen, haben wir ein mehr- stufiges Verfahren: Zuerst würden automatisierte Modelle die Gewichtung um zirka einen Prozentpunkt reduzieren. Dies gibt uns dann Zeit, fundierte weitere Entscheidungen zu treffen. Auf der Rentenseite macht uns derzeit weniger die Entwick- lungen in den USA Sorgen, solange die Fed unabhängig bleibt, sondern die Situation in Frankreich. Dem Land geht es politisch und ökonomisch immer schlechter. Und in Deutschland warten wir weiterhin auf eine wirtschaftspolitische Wende hin zu mehr Wachstum. Dr. Uwe Siegmund, Chefvolkswirt der R+V Versicherungsgruppe 28 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Institutional Money Meinungsradar FOTO: © ANDREAS BUCK, R + V VERSICHERUNGSGRUPPE „Politische Börsen haben kurze Beine“ ist das Motto vieler heimischer Investoren. » « » «
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