Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

Für Distressed-Fonds besteht die Möglichkeit, sich als neuer Gesellschafter an einem in Sanierung be ndlichen Unternehmen zu beteiligen – mit frischem Geld. „Für sol- che Investoren könnte es interessant sein, als Plan-Sponsor einzusteigen, denn sie erhalten das Unternehmen mehr oder minder – je nach Ausgestaltung des Restrukturierungsplans – schuldenfrei“, meint Raiß. Die Frage ist, wie Distressed- Fonds in der Praxis erfahren, dass ein StaRUG-Verfahren läuft; handelt es sich doch im Grundsatz um ein nicht öf- fentliches Verfahren. Entsprechend selten hört man von ak- tuellen oder abgeschlossenen StaRUG-Verfahren. Bleibt zu ho en, dass Manager von Distressed-Fonds so gut vernetzt sind, dass sie von entsprechenden Unternehmen rechtzeitig erfahren, um als Plan-Sponsor einsteigen zu können. „Auch für andere Equity-Investoren kann ein StaRUG-Verfahren interessant sein, beispielsweise wenn sie ein Unternehmen aus dem Portfolio sanieren wollen und man das außer- gerichtlich nicht in den Gri bekommt“,meint Schä er. In solchen Fällen sei StaRUG ein juristisches Mittel, um eine Insolvenz durch Akkord-Störer zu vermeiden. Alle Unter- nehmen, die für ihre Emissionen eine Zulassung zum Bör- senhandel haben, unterliegen der Ad-hoc-Publizitätsp icht. „Ein StaRUG-Verfahren ist für diese Unternehmen ö ent- lich“, stellt Raiß klar. Entsprechend hat man eher von den größeren StaRUG-Fällen wie Varta, Leoni, BayWa, ESPG oder Eterna gehört. Bei nicht börsennotierten Unternehmen laufen StaRUG-Fälle unterhalb des Radars. „Ich schätze, dass in Deutschland mittlerweile an die 200 StaRUG-Verfahren durchgeführt wurden.Wir bei K&L Gates LLP haben allein 15 davon betreut, darunter Eterna, ESPG AG und Varta auf Gläubigerseite“, sagt Raiß. Investoren können aber auch als Anleihengläubiger oder als Darlehensgeber an einer Sanierung beteiligt sein. „Den neuen Kapitalgeber zu besichern, ist dann meistens nicht einfach, denn dass noch unbelastetes Vermögen vorhanden ist, ist in einem solchen Fall nicht sehr realistisch. Der typi- sche Hebel ist dann ein drastisch höherer Zinssatz“, meint Skauradszun. Umsonst ist eine Sanierung nicht In der Presse werden StaRUG-Verfahren gelegentlich kri- tisch gesehen. So schrieb die „Wirtschaftswoche“ kürzlich, dass von der 60-Millionen-Euro-Kapitalspritze von den künftigen Varta-Eigentümern Porsche und Tojner zur Var- ta-Rettung angeblich 43 Millionen Euro für diverse Kanz- leien und Berater aufgewendet wurden. Schä er äußert sich zu diesen Zahlen nicht, weist aber darauf hin, dass sich die kolportierten Zahlen auf den Gesamtberatungsaufwand in den Jahren 2024 und 2025 beziehen und nur zu einem Bruchteil das eigentliche StaRUG betre en. Außerdem führt er aus, dass die Kosten einer Insolvenz sicher höher gewesen wären. Egal wie man es angeht, die Restrukturierung und Sanie- rung eines Unternehmens, das in Schie age geraten ist, wird immer hohe Kosten verursachen: Kosten für M&A-Berater, Financial Advisors, Betriebswirtschaftsexperten und Rechts- anwälte fallen an. Wichtig ist, dass am Ende die für das Unternehmen beste Lösung gefunden wird. ANKE DEMBOWSKI Ablauf eines StaRUG-Verfahrens Das StaRUG-Verfahren ermöglicht die Sanierung eines Unternehmens im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens. Im Restrukturierungsplan des Schuldners werden sämtliche Maßnahmen, die zum Erreichen der Sanierung erforderlich sind, zusammenfasst. Er stellt das Herzstück der Restrukturierung nach dem StaRUG dar. Quelle: Breiter Ponzer Rechtsanwälte Vor dem Verfahren • Geschäftsbetrieb läuft • Finanzierungsprobleme (drohende Zahlungsunfähigkeit binnen 2 Jahren) Restrukturierungsplan • Neugestaltung von Verträgen Stundung, Forderungsverzicht, Wechsel in Eigenkapital • Abstimmung mit den Stakeholdern Abstimmungsverfahren • Gläubigerversammlung der Gesellschaft • Gerichtliches Abstimmungsverfahren (Restrukturierungsbeauftragter) Gerichtliche Genehmigung • Ersetzung von Gruppen • Heilung von Verfahrensmängeln • Saniertes Unternehmen besteht fort 254 N o . 1/2025 | institutional-money.com STEUER & RECHT | StarRUG FOTO: © HOCHSCHULE FULDA, KANZLEI GRUB-BRUGGER Beim StaRUG-Ver- fahren reicht eine 75-Prozent-Mehr- heit aus, um einen Schuldenschnitt zu verhandeln. » Das Herzstück ist der Restrukturierungs- plan. Mit dessen Hilfe soll sich das Unterneh- men selbst beziehungsweise zusammen mit Gläubigern und Anteilsinhabern sanieren. « Prof. Dr. Dominik Skauradszun, Jura-Professor an der Hochschule Fulda, Spezialist für Restrukturierungsrecht » Das StaRUG-Verfahren ermöglicht es, das Finanzierungskonzept auch ohne Zustim- mung aller Einzelgläubiger umzusetzen. « Dr. Frank Schäffler, Rechtsanwalt und Partner bei der Kanzlei Grub-Brugger

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