Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

Transaktionen erfasst, wobei der Umsatz drei Milliarden Yuan erreichte. Laut Angaben der People’s Bank of China (PBOC) belief sich die Gesamtzahl der e-CNY-Transaktionen bis Mai 2024 auf insgesamt 6,6 Billionen Yuan. Dennoch bleibt der e-CNY im Vergleich zu etablierten Zahlungs- methoden marginal.Der Umlaufwert des e-CNY betrug im Juni 2023 lediglich 0,16 Prozent der gesamten M0-Geld- menge, was verdeutlicht, dass die Digitalwährung trotz wachsender Akzeptanz noch nicht zu einer umfassenden Alternative für bestehende Zahlungssysteme geworden ist. Herausforderungen Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Dominanz bestehender elektronischer Zahlungssysteme wie Alipay und WeChat Pay. Diese Plattformen haben den chinesischen Zahlungsverkehr weitgehend digitalisiert, sodass der e-CNY imVergleich kaum zusätzliche Vorteile bietet.Hinzu kommt der hohe regulatorische Aufwand, der mit der Implemen- tierung verbunden ist. Die PBOC, die lokalen Regierungen sowie die teilnehmenden Banken müssen erhebliche nan- zielle und organisatorische Ressourcen aufwenden, um den digitalen Renminbi zu etablieren. Ein weiterer Hemmschuh liegt in den fehlenden Anrei- zen für Verbraucher. Da der e-CNY keine wesentlichen Vor- teile gegenüber bestehenden Zahlungsmethoden bietet, ist die Bereitschaft zur Nutzung gering. Auch für Banken stellt die Digitalwährung ein eher unattraktives Instrument dar, da sie keine Zinserträge generieren oder für Kreditvergaben genutzt werden kann. Darüber hinaus fehlt es dem e-CNY an zusätzlichen Funktionen, die ihn von anderen digitalen Zahlungsformen abheben könnten. Während WeChat Pay und Alipay eine Vielzahl an Zusatzdiensten wie Chat- und Videoanwendun- gen, personalisierte Kaufempfehlungen und Finanzprodukte anbieten, beschränkt sich der e-CNY derzeit rein auf die Zahlungsabwicklung. „Trotz dieser Herausforderungen bleibt die chinesische Regierung bestrebt, den e-CNY schrittweise auszuweiten. Neben der nationalen Verbreitung wird auch eine interna- tionale Nutzung angestrebt. Der digitale Renminbi könnte künftig als universelles Zahlungsinstrument fungieren, ins- besondere in grenzüberschreitenden Transaktionen. China betrachtet den e-CNY zudem als strategisches Mittel zur Stärkung der eigenen Währung im globalen Handel. Wäh- rend der Renminbi im Jahr 2010 noch auf Platz 35 der weltweit meistgenutzten Währungen rangierte, ist er mitt- lerweile auf den fünften Platz aufgestiegen. Die Einführung des e-CNY könnte diesen Trend weiter verstärken und dazu beitragen, die Abhängigkeit vom US-Dollar im internatio- nalen Handel zu reduzieren“, fasst Cong zusammen. Sollbruchstellen Diese Einschätzung, dass sich abseits des Dollars neue Währungsnetzwerke bilden,wird auch von anderen Quellen geteilt. So meint David Krause, Emeritus Associate Professor of Finance an der Marquette University in Milwaukee, der im Bereich Kryptos und CBDC eine hochaktive Publika- tionstätigkeit ausübt, „dass die Entscheidung der USA, CBDCs zu verbieten, die Entwicklung alternativer Finanz- systeme außerhalb der USA-Währungsdominanz beschleu- nigt und zu einer Verschiebung hin zu dezentralisierten und regional autonomen Finanznetzwerken beiträgt“. Damit erhält auch die These des Starökonomen Russell Napier neue Nahrung, der von einem Ende des aktuellen US-Dollar-dominierten, de facto unilateralen Währungssys- tems ausgeht (siehe auch „Unser Währungssystem steht vor dem Ende“, IM-Ausgabe 2/2024). Der Schotte, der sich kurz vor der großen Finanzkrise mit „Anatomy of the Bear“ ei- nen Namen gemacht hat, geht davon aus, dass die aktuelle Weltwährungsordnung binnen kürzester Zeit auseinander- brechen und sich in eine US-Dollar- und eine Yuan-domi- nierte Hemisphäre teilen wird. „Dieses neue Währungssys- tem wird in zwei Jahren kommen, weil China so nicht wei- termachen kann“, erklärt Napier, der auf dem Institutional Money Kongress 2025 in Frankfurt eine Keynote mit dem Titel „Eine neue Weltordnung“ halten wird. Spannend wird sein, wo sich Europa einordnet. Sowohl die EZB also auch Nicht-Euro-Notenbanken forschen seit Jahren an CBDCs, wobei das Thema „Privatsphäre vs. Anwendernutzen“ ein ähnlich großes Problemfeld darstellt wie die Frage, ob sich die Notenbanken mit der Einführung von CBDCs und den damit verbundenen Dienstleistungen nicht letzten Endes und unerwünschterweise als Konkurren- ten zum herkömmlichen Bankensektor entwickeln würden. Eine der Lehren aus dem chinesischen Feldversuch könn- te aber auch sein, dass man es letzten Endes ganz bleiben lässt, da die Konsumenten sich trotz zahlreicher Incentives kaum von einem Mehrwert des Krypto-Yuan überzeugen ließen. Und letzten Endes sollte die breite Annahme durch die Bevölkerung das Hauptanliegen einer derartigen Lan- cierung sein. HANS WEITMAYR Cui bono? Die Frage, wem die Emission der $Trump Coin genützt hat, darf gestellt werden. Die Trump-Meme-Coin hat den Emittenten laut Berechnungen der „Financial Times“ rund 350 Millionen US-Dollar in die Kassa gespült. Nicht unbedingt alle Privatanleger haben im Gegenzug davon profitiert. Quelle: Bloomberg 0 10 20 30 40 50 60 70 1. Feb. 6. Feb. 18. Jan. 2025 Preis in USD Official Trump N o . 1/2025 | institutional-money.com 251 Nationale Kryptowährungen | STEUER & RECHT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=