Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

A n der Spitze der Arbeitsgemeinschaft berufsständi- scher Versorgungseinrichtungen (ABV) hat sich zum Jahresanfang etwas geändert: Dr. Ulrich Krüger, der seit 2013 in der Geschäftsführung des ABV für Kapitalanlage-Fragen zuständig war, ging in den Ruhestand, und Carsten Rothbart tritt seine Nachfolge an. Zusammen mit Stefan Strunk und Hauptgeschäftsführer Peter Hart- mann bildet Rothbart nun die neue Geschäftsleitung der ABV. Der Verband vertritt die 91 berufsständischen Versor- gungswerke der verkammerten Freien Berufe in Deutsch- land, deren Kapitalanlagenbestand per 31. Dezember 2023 insgesamt bei zirka 295 Milliarden Euro lag. ABV-Leitfaden als wichtiges Projekt Als eines der bedeutenden Dinge, die über seinen Tisch ge- laufen sind und Ein uss auf die Kapitalanlage der Versor- gungswerke hatten, nennt Rechtsanwalt Krüger den ABV- Leitfaden. „Dabei handelt es sich um eine Art Bibel für die Versorgungswerke, deren Wurzeln in den 2000er-Jahren liegen“, so Krüger. Erst später wurde der Leitfaden zu einem Gesamtwerk zusammengefasst und dann laufend aktuali- siert. „Das letzte Update erhielt er im Jahr 2020, als ESG- Risiken mit aufgenommen wurden. Der ABV-Leitfaden ist eines der wirklich wichtigen Projekte, die deutliche Auswir- kungen auf die Versorgungswerke hatten, weil dadurch das Thema Risikomanagement gestärkt wurde“, ist Krüger über- zeugt. Auch wenn der ABV-Leitfaden keinen legislativen Charakter hat, wird er in der Aufsichtspraxis von den meis- ten Landesaufsichtsbehörden ausdrücklich anerkannt. Quoten neu sortiert Als zweites Großprojekt, das in seine Amtsperiode fällt, nennt Krüger den ABV-Stresstest. „Zuvor gab es einen Pen- sionskassenstresstest, aber der passte für Versorgungswerke nicht, insbesondere was die Passivseite betri t. Daher haben wir den Test auf Versorgungswerke angepasst und den ABV- Stresstest entwickelt.“ Dabei hätte man zwar die Szenarien auf der Kapitalanlagenseite übernommen, beispielsweise Ak- tienkursszenarien, Bonitätsrisiken oder Immobilienszenarien. „Aber auf der Passivseite unterscheiden sich Versorgungs- werke eben grundsätzlich von den Pensionskassen“, erklärt Krüger, „daher war hier eine Anpassung notwendig.“ Carsten Rothbart löst den langjährigen Geschäftsführer Dr. Ulrich Krüger bei der ABV ab. Der erfahrene Verbandsmann will sich dafür einsetzen, die Regulierung zeitgemäß und zielgerichtet zu halten. In den vergangenen zehn Jahren hat sich hier vieles bewegt. Versorgungswerke bleiben gern separat Carsten Rothbart frei assoziierend zu … … der neuen Regierung in Deutschland: „Stärkere Fokussierung auf die wirt- schaftliche Entwicklung – und das Wünschenswerte vom Notwendigen unterscheiden.“ … Langlebigkeit: „Ein Geschenk Gottes, das auf Erden aber auch eigene Vorsorge bedeutet.“ … Immobilieninvestments: „Ein wichtiger Baustein der Asset Allocation – auf die richtige Auswahl kommt es an.“ … Liquiditätsmanagement: „Wichtig und anspruchsvoll.“ … Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage institutioneller Investoren: „Ein Muss, aber die Balance von Ökologie und Öko- nomie nicht aus dem Auge verlieren.“ … Neiddebatten: „Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit darauf verwenden, die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern, damit jeder etwas aus eigener Kraft erreichen kann, als auf Überlegungen, wie man mittels Steuern und Abgaben umverteilen kann.“ … individueller Selbstbestimmung bei der Altersvorsorge: „,One size fits all‘ ist nur sehr selten ein Erfolgsrezept.“ 224 N o . 1/2025 | institutional-money.com PORTRÄT | Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV) » Es geht nicht mit der Brechstange, und jede Investition muss sich am Ende des Tages am Markt rentieren. « Carsten Rothbart, Geschäftsführer der ABV

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