Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

x.project begleitet Projekt an der Millennium City in Wien Auch Holger Weber, Gründer und CEO der x.project AG, kann Interessantes über aktuelle Geothermie-Anlagen berichten. Der studierte Mathematiker, Physiker und Informatiker bietet mit x.project Immo- biliendienstleistungen in den Bereichen Due Diligence, technisches Asset Manage- ment, Monitoring, Bauzustandsprüfung, ESG/ESG-Audits und Dokumentation an. Zuletzt begleitete er in der Brigittenau in Wien direkt an der Millennium City einen Komplex mit 128 Wohnungen und über 2.000 Quadratmeter Retailflächen, der mit Geothermie beheizt wird. Das elf- geschossige Bauwerk verfügt außerdem über unterstützende Stromversorgung mittels Photovoltaik. Bei dem Bauvor- haben wurden 32 Bohrungen in eine Tie- fe von 160 Metern abgelassen – jeweils 16 Stück für den Vor- und den Rücklauf. Die geothermische Anlage wird im Winter zur Gewinnung von Wärme (Fußboden- heizung) und im Sommer zur Kühlung (Deckenkühlung) genutzt. „In der Tiefe haben wir einen Energiespeicher. Der muss gut ausbalanciert sein, indem er an den Energiebedarf des Gebäudes ange- passt und zwischen den Betriebsarten Heizen und Kühlen abgewechselt wird. Im Sommer wird die überschüssige Wär- meenergie nach unten gepumpt, um die Sonden zu regenerieren“, erklärt Weber. Er verweist auf den zusätzlichen Kom- fort, den das Gebäude im Sommer durch die Kühlung erfährt, insbesondere auch angesichts der möglicherweise fort- schreitenden globalen Erwärmung. „Durch seine moderne energetische Ausrichtung hat das Gebäude niedrige Nebenkosten. Außerdem liegt es an einer S-Bahn-Station, direkt am Donauufer, und im Komplex befindet sich ein Super- markt. Darüber hinaus ist Wohnraum in Wien ohnehin gefragt“, so Weber. Ent- sprechend könne man die Wohnungen mit 18 Euro pro Quadratmeter hoch- preisig vermieten. „Fertiggestellt wurde der Komplex vor 2,5 Jahren. Anfangs gab es verschiedene Verbindungs- probleme bei der unterstüt- zenden Fernwärmeleitung, sodass wir fremdbeheizt werden mussten. Jetzt war- ten wir auf die Ergebnisse vom ersten Winter. Wir er- warten rund 30 Prozent Energieeinsparung durch die Geothermie, den Energiebedarf für die Pumpen schon eingerechnet. Die Deckenkühlung im Sommer erhalten die Mieter quasi umsonst, denn die können Sie über den Wärmemengenzähler nicht erfassen“, erklärt Weber und weiter: „Ich denke, dass Mieter immer stärker ihren Blick auf die Gesamtmiete legen. Verläss- lichkeit und Planbarkeit der Energie- kosten sind ihnen wichtig, insbesondere nach dem Gaspreis-Schock 2022. Bei Geothermie haben Sie keine Probleme mit den Lieferanten“, meint Weber. Er hält Österreich für besonders fort- schrittlich, was modernes Bauen betrifft. „Die Genehmigung haben wir relativ rasch erhalten, und protestiert hat auch niemand“, so Weber. Er verweist auf die moderne und effiziente Stahlskelettbau- weise, die sich Slim Building nennt und eine Spezialität des Bauträgers Kallco Development darstellt: relativ dünne Stahlteile, die mit Beton ausgegossen werden. „Diese Leichtbauweise mit Be- tonkernaktivierung ist im Wohnbau avantgardistisch und rechnet sich auch ökonomisch, weil damit einiges an Stahl eingespart wird und am Ende mehr Raum zur Verfügung steht.“ Weil das Ganze auch ökologisch sinnvoll ist, habe die Millennium City ein ÖGNI-Gold-Zerti- fikat erhalten. Die Österreichische Gesell- schaft für Nachhaltige Immobilienwirt- schaft (ÖGNI) zertifiziert nachhaltige Gebäude und Quartiere nach dem euro- päischen Qualitätszertifikat DGNB. Geothermie hält Weber sowohl beim Neubau als auch bei Großsanierungen für überlegenswert. „Natürlich muss man erst die geologischen Randbedingungen erforschen, ob es überhaupt geht. Außer- dem ist es bei Umbauten manchmal nicht möglich, weil Sie für die Bohrungen einen freien Raum benötigen“, so Weber. Daher könne er keine generellen Emp- fehlungen aussprechen. Fest steht für ihn aber: „Wer heute ein Gebäude errich- tet, der weiß, dass nachhaltig gesenkte Nebenkosten sowie verlässliche und autarke Energieversorgung wichtig sind. Aber natürlich spielt es für den Investor auch eine Rolle, ob es sich unterm Strich rechnet.“ Heizzentrale Millennium City Dieses Bild zeigt die Heizzentrale. Der Komplex mit 128 Wohnungen und über 2.000 Quadratmetern Retailfläche wird zusätzlich mit Geothermie beheizt. Für den Bau wurden 32 Bohrungen in eine Tiefe von 160 Metern abgelassen. Die geothermische Anlage wird im Winter zur Gewinnung von Wärme (Fuß- bodenheizung) und im Sommer zur Kühlung (Deckenkühlung) genutzt. 210 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Geothermie FOTO: © X.PROJECT AG | KALLCO DEVELOPMENT » Wir erwarten rund 30 Pro- zent Energieeinsparung durch Geothermie, den Ener- giebedarf für die Pumpen schon eingerechnet. « Holger Weber, Gründer und CEO der x.project AG

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