Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
Geothermie in der Praxis institutioneller Investoren CityLife-Projekt von Generali Generali Real Estate hat zusammen mit der spezialisierten Entwicklungsgesell- schaft CityLife SpA aktuell ein renom- miertes Großprojekt in Arbeit, bei dem auch Geothermie zum Tragen kommt: Es geht um das CityWave-Gebäude, das die Büroflächen des CityLife-Distrikts in Mai- land komplettieren wird. „Das zentrale Klimatisierungssystem verwendet Grund- wasser-Wärmepumpen, die sowohl hei- zen als auch kühlen können. Es erfordert den Bau von elf Grundwasserentnahme- brunnen für den Wärmeaustausch mit einer durchschnittlichen Tiefe von zirka 40 Metern und einem Durchfluss von 25 Litern pro Sekunde“, erklärt Marco Bec- cati, technischer Direktor bei CityLife SpA, der gleichnamigen für die Bauaus- führung von CityLife verantwortlichen Entwicklungsgesellschaft der Generali Group. Er verweist darauf, dass der Kom- plex in der aktuellen Bauphase bereits drei internationale Nachhaltigkeitszerti- fizierungen erhalten hat: WiredScore, WELL, LEED und LCBI. „Hilfreich waren dabei unter anderem die hohen CO 2 -Ein- sparungen im Verbrauch, denn wir set- zen sowohl Geothermie als auch Photo- voltaik ein.“ Wichtig sei die Nachhaltigkeitsausrich- tung insbesondere für den Hauptinvestor Generali. „Der CityLife-Komplex wird nach der kompletten Fertigstellung im Jahr 2027 an einen internationalen Im- mobilienfonds übergeben, für den Gene- rali Real Estate tätig ist. An diesem wird Generali rund 50 Prozent der Anteile hal- ten. „Für Generali ist wichtig, dass das Projekt im Einklang mit ihrer ESG-Strate- gie steht und an der Spitze der techno- logischen Entwicklung liegt. Eine öko- nomische Rendite steht dabei nicht im Vordergrund, aber mit einer technisch hochwertigen Bauweise stellt sich oft auch ein wirtschaftlich attraktives Resul- tat ein“, ist Beccati überzeugt. Die zukünftigen Hauptmieter von City- Wave werden allesamt bekannte Großun- ternehmen sein, denen wichtig sei, dass die angemieteten Büroflä- chen den neuesten ESG- Anforderungen entspre- chen. „Wir beobachten im Markt, dass renommierte Mieter Wert darauf legen, welche Nachhaltigkeitszer- tifikate die von ihnen ge- nutzten Gebäude am Ende der Bauphase haben wer- den. Sowohl die Zertifizierungen als auch der Energieverbrauch sind in den Miet- verträgen festgehalten“, erklärt Beccati, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit und Verbräuche bei internationalen Mietern mittlerweile haben. Im Wohnbereich sei Geothermie noch nicht so deutlich ange- kommen. „Große Büro- und Retail-Mieter sind bei der technischen und der Nach- haltigkeitsentwicklung immer ein Stück weit voraus“, weiß Beccati. „Nach Fertigstellung findet die gesam- te Beheizung und Kühlung der Gebäude durch geothermische Anlagen statt. Die Pumpen und Inverter sind dabei sehr effizient, weil sie nur dann arbeiten, wenn tatsächlich Wärme oder Kühlung benötigt wird. Etwa 2,5 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Gebäudes werden für die Pumpen und Inverter aufgewendet – das ist eine sehr gute Arbeitszahl“, erklärt Beccati. Außerdem handle es sich bei Geothermie um eine im Grunde relativ einfache Technologie, die zuverlässig und wenig wartungsin- tensiv sei. „Da ist eine PV-Anlage schon aufwendiger im Betrieb“, merkt er an. Der für die Pumpen erforderliche Strom wird durch Photovoltaik gewon- nen, die auf dem großen geschwungenen Dach des Gebäudes errichtet wird. Insge- samt rechnen er und sein Team damit, dass 25 Prozent des gesamten Strombe- darfs des CityWave-Gebäudes mit der eigenen PV-Anlage gedeckt werden kön- nen. „Aktuelle Überschüsse bei hoher Sonneneinstrahlung können wir ins all- gemeine Stromnetz einspeisen, aber in erster Linie soll der von uns produzierte Strom in unserem eigenen Gebäude ver- wendet werden“, so Beccati. Als Technologieführer bei Bau und Nachhaltigkeit haben die Projektentwick- ler die Genehmigungen für die ersten Bohrungen für CityLife bereits vor zehn Jahren eingeholt. „Damals hat das zwei Jahre gedauert. Heute würde es längere Zeit in Anspruch nehmen, denn die Be- hörden erhalten jetzt mehr Anfragen für geothermische Bohrungen. Das Thema nimmt Fahrt auf“, so Beccati. Anwohner- proteste hätte es in Mailand nicht gege- ben, im Gegenteil: „Im kommenden Jahr finden die Olympischen Winterspiele in Mailand statt. Das Stadion dafür wird ebenfalls mit einem geothermischen System beheizt, und den Menschen hier gefällt das.“ Aufgrund der positiven Erfahrungen will Generali Real Estate in anderen Bau- projekten ebenfalls Geothermie einset- zen. „Zumindest dort, wo es sich anbie- tet. Wir sind stets bestrebt, den moderns- ten Stand der Technik einzusetzen“, er- klärt Beccati. Man könne zwar nicht wis- sen, welche technologische Entwicklung es in den nächsten zehn oder 20 Jahren gebe, aber gute Zukunftsaussichten ver- spricht er sich neben der Geothermie auch aus der Entwicklung der Wasser- stofftechnologie. Das CityLife-Projekt in Mailand, im Vordergrund das CityWave-Gebäude Bei diesem Großprojekt von Generali werden sowohl Geothermie als auch Photovoltaik eingesetzt. 208 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Geothermie FOTO: © GENERALI REAL ESTATE/CITY LIFE | RENDERING VON GENERALI REAL ESTATE/CITY LIFE » Sowohl die Nachhaltigkeits- Zertifizierungen als auch der Energieverbrauch sind in den Mietverträgen festgehalten. « Marco Beccati, technischer Direktor von Generali Real Estate
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