Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
auch im ESG-Rating beziehungsweise im Nachweis nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) bemerkbar. „Eine 100- Meter-Bohrung kostet zirka 8.000 bis 10.000 Euro.“Die Son- den werden im Regelfall auf 25 Jahre ausgelegt, könnten aber vermutlich auch länger arbeiten, meint Husse. „2023 haben wir für ein großes Logistikunternehmen in Wesel einen größeren Komplex gebaut, der mit Geothermie be- heizt wird. Der Kunde ist sehr zufrieden“, meint Husse. Er verweist darauf, dass fossile Brennsto e out seien: „Von 20 Neubauten, die wir bauen, werden mittlerweile ein bis zwei mit Geothermie ausgestattet, der Rest überwiegend mit Luft- wärmepumpen.“Aber das Interesse an Geothermie wächst. Einige Großanlagen laufen bereits erfolgreich Einige Anlagen zum Wärmen und Kühlen von Gebäuden in der Nähe von München und im Rheingraben sind bereits erfolgreich in Betrieb, und auch in Potsdam (Kolonie Daheim) und Wien (Village im Dritten) gibt es bekannte Tiefengeothermie-Heizkraftwerke.Diese Technik kann näm- lich mit mehreren Vorteilen punkten: Die Energiegewin- nung gilt als erneuerbar, und es werden keine Vögel gestört, es gibt keinen Stroboskop-E ekt, keine Emission von Ab- rieb, Rußpartikeln oder Stickoxiden. Vorteilhaft ist auch die ständige, wetterunabhängige Verfügbarkeit (Grundlastfähig- keit), was sie überall dort attraktiv macht, wo eine konti- nuierliche Energieversorgung benötigt wird – z.B. beim Ein- satz in industriellen Prozessen oder in Rechenzentren. Auch zum Heizen von herkömmlichen Gebäuden und zur Stromerzeugung ist Geothermie interessant – ist sie doch lokal verfügbar und reduziert damit Lieferabhängigkeiten oder die Notwendigkeit, mit politisch problematischen Ländern verhandeln zu müssen. Ein Kartell wie die OPEC existiert für Geothermie nicht, was den Nutzern zu mehr Unabhängigkeit verhilft. Doch Herausforderungen gibt es auch: Die Anfangsinves- titionen sind hoch. Für das Abteufen von Geothermieboh- rungen werden schnell zweistellige Millionenbeträge fällig. Außerdem hängt der Erfolg von den geologischen und ge- setzlichen Rahmenbedingungen ab, wobei sich Letztere rasch ändern können. Ein weiterer Nachteil ist das poten- zielle Risiko induzierter Erdbeben durch Tiefbohrungen. Desaster durch Quellung Man erinnert sich an das Desaster in Staufen in Schwarz- wald-Nähe, wo es nach einer Erdwärmebohrung imHerbst 2007 zu Rissen an zahlreichen Häusern in der Stadt kam. Damals wurden sieben Sonden in 140 Meter Tiefe getrie- ben, wobei o enbar eine Gips-Keuper-Schicht durchstoßen wurde, unter der Grundwasser unter hohem Druck stand. Kommt Gips-Keuper mit Wasser in Kontakt, entsteht Gips, Geothermische Nutzungsarten Einteilungsart oberflächennahe und tiefe Geothermie Ein wichtiger Punkt bei der Dimensionierung eines Erdwärmesondenfeldes ist das Zusammenspiel zwischen den Betriebsarten Heizen und Kühlen (Regeneration der Sonden). Hier dienen Aquifere zur Speicherung von Wärmenergie. Quelle: Spezialtiefbau-Firma Porr, Anita Angerer & Tobias Müllner, Berichte der GeoSphere Austria 2 3 4 5 6 7 8 1 1 Erdwärmebrunnen System: offen Tiefe: < 15 m Temperatur: 8 - 15°C 2 Erdwärmekollektor System: geschlossen Tiefe: < 3 m Temperatur: 8 - 15°C Erdwärmesonde System: geschlossen Tiefe: < 300 m Temperatur: 10 - 15°C 3 Erdwärmesondenfeld System: geschlossen Tiefe: < 300 m Temperatur: 10 - 15°C 4 Thermalwasserbohrung System: offen Tiefe: 100 - 3000 m Temperatur: 20 - 100°C 6 tiefe Erdwärmesonde System: geschlossen Tiefe: 300 - 3000 m Temperatur: 20 - 60°C 5 Hydrothermal Bohrdublette System: offen, Tauchpumpe Tiefe: 1000 - 4500 m Temperatur: 40 - 150°C 7 Petrothermal Bohrdublette System: offen, Tauchpumpe Tiefe: 4000 - 6000 m Temperatur: > 150°C 8 Bergrecht Wärme Strom und Wärme oberflächennahe Geothermie tiefe Geothermie hydrothermal petrothermal 10°C 50°C 150°C 100°C 300 Meter Aquifer Aquifer 202 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Geothermie Geothermie trägt zur Dekarbonisie- rung bei und nimmt als Thema gerade erst Fahrt auf.
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