Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

W ie hältst du es mit der Heizung? Diese Frage stellt sich für Bestandshalter wie für Bauträger gleichermaßen. Längst spielen neben den Investitionskosten, der Regulatorik und der E zienz der technischen Anlagen auch Themen wie Nachhaltigkeit und Grundlastfähigkeit eine große Rolle. Wetterunabhängig und nachhaltig Eine Möglichkeit der nachhaltigen Heizung von Gebäuden ist Geothermie. Sie nutzt die natürliche Wärme des Planeten, die gleichmäßig vorhanden ist, unabhängig von tageszeitlichen, saisonalen und klimatischen Schwankungen. Die Temperatur unter der Erdober äche nimmt mit der größeren Tiefe zu – im globalen Mittel um 3 °C pro 100 Meter, was als geothermischer Gradient bezeichnet wird. Die Temperatur der nutzbaren Geothermie liegt in einem Spektrum von 10 bis 150 °C. Laut der Deutschen Energie E zienz Agentur (DEEA) stammt diese Wärme größten- teils aus dem Zerfall radioaktiver Elemente im Erdinneren sowie aus der Restwärme der Erdentstehung. Nutzen lässt sich Geothermie sowohl zur Stromproduktion als auch für den Einsatz in Fernwärmenetzen, wobei ober ächennahe Geothermie (bis 300 Meter) insbesondere für die Beheizung und Kühlung von Gebäuden oder technischen Anlagen genutzt wird, und tiefe Geothermie (tiefer als 300 Meter) zunächst zur Stromproduktion und anschließend noch zur Wärmegewinnung verwendet werden kann. Island an der Weltspitze Obwohl sie eine der ältesten Energiequellen der Erde ist, führt Geothermie bis dato in den meisten Regionen noch ein Nischendasein. Lediglich im tektonisch aktiven Island gehört sie zum Alltag und macht die Energie so preiswert, dass dort teilweise sogar Straßen und Gehsteige beheizt werden. 25 bis 30 Prozent des Stroms werden in Island über Geothermie gewonnen, und 90 Prozent der Haushalte heizen dort mit Erdwärme. Auch wenn andernorts die Nutzung von Erdwärme noch in den Anfängen steckt, ist steigendes Interesse daran zu ver- zeichnen. Beispielsweise plant die Schweiz, bis 2050 rund 25 Prozent ihres Wärmebedarfs von 70 TWh/Jahr mit Geo- thermie abzudecken, und die Stromerzeugung aus Geother- mie soll 2050 bei 2,0 TWh liegen. Das Geothermie-Portal Schweiz zeigt, dass es dort bereits zahlreiche Geothermie- anlagen gibt, und bis 2050 soll deren Anzahl auf 250 an- wachsen. Schätzungen zufolge sind dazu sechs Milliarden Schweizer Franken Investitionskosten nötig. Österreich nennt für die ober ächennahe Geothermie ein Ausbauziel von 6,2 TWh, was in etwa dem Dreifachen des aktuellen Stands entspricht. Dadurch könnte die ober ä- chennahe Geothermie in Österreich einen Anteil am er- neuerbaren Wärmemarkt von mehr als 20 Prozent erhalten. Deutschland nutzt Aquiferspeicherung für Wärme und Kälte bereits seit dem Jahr 2000 an den Parlamentsbauten in Berlin und will generell das Fernwärmenetz ausbauen. Etwa 95 Prozent der deutschen Großstädte werden über Fernwärmenetze betrieben, allerdings werden diese noch zu über 80 Prozent aus fossilen Brennsto en versorgt. „Kon- servative Annahmen vorausgesetzt, beträgt das anzunehmen- de technische Gesamtpotenzial in Deutschland 300 TWh/a allein für die hydrothermalen Lagerstätten“, heißt es in der Studie „Roadmap tiefe Geothermie für Deutschland“Damit könne in Summe gut ein Viertel des deutschen Wärme- bedarfs abgedeckt werden. Immerhin hat die Bundesre- gierung im September 2024 einen Entwurf für das Geo- Wer Geothermie nutzen will, muss mitunter tief bohren und trägt hohe Anfangs- kosten. Belohnt werden Investoren damit, dass sie eine heimische Wärmeversorgung und Kühlung haben, die außerdem grundlastfähig und regenerativ ist. Drill, Baby, drill! 200 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Geothermie FOTO: © MEAG Geothermie ist die Nutzung der in der Erde gespeicherten Wärmeenergie. » Als Investor brauchen wir eine gewisse Größenordnung, sonst lohnt es den Aufwand nicht. « Tobias Kerschbaumer aus dem Infrastructure Equity Team bei der MEAG

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