Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

O ft wird in der Finanzliteratur darauf hingewiesen, dass Investoren mit Auslandsvermögen gut daran täten, ihr Währungsrisiko vollständig oder zumin- dest zum Teil abzusichern. Beginnend mit Bruno Solnik 1974 in „An EquilibriumModel of the International Capital Market“ und Fischer Black 1990 in „Equilibrium Exchange Rate Hedging“ haben viele Kapitalmarktforscher versucht, optimale Währungspositionen im Rahmen eines Mean- Variance-Modells darzustellen. In jüngerer Zeit messen Jack Glen und Philippe Jorion 1993 in „Currency Hedging for International Portfolios“sowie John Y. Campbell, Karine Ser- faty-de Medeiros und Luis M. Viceira 2010 in „Global Cur- rency Hedging“empirisch den Nutzen der Fremdwährungs- absicherung anhand historischer Rendite- und Risikomuster. Letztere zeigen, dass für einen globalen Anleiheninvestor die risikominimierende Strategie eine nahezu hundertprozenti- ge Währungsabsicherung ist; für Aktieninvestoren tendiert die risikominimierende Strategie dazu, Long-Positionen im US-Dollar, im Schweizer Franken und im Euro, aber Short- Positionen in anderen Währungen einzugehen. Trotz vieler Theorien gab es bis vor Kurzemnur wenige Belege dafür,was institutionelle Anleger tatsächlich tun. Das lag vor allem an der mangelnden Datentiefe. Doch damit ist jetzt Schluss. Granulare neue Datenbasis Dr. Robin Greenwood, Professor of Finance and Banking an der Harvard Business School in Boston, Massachusetts, sowie Alex Cheema-Fox,Managing Director, Head of Inves- tor Behavior Research, State Street Associates, State Street Global Markets, Cambridge, Massachusetts, taten sich zu- sammen und liefern glücklicherweise granulare neue Daten, um das Absicherungsverhalten von im US-Dollar- bezie- hungsweise anderen Währungsräumen ansässigen Aktien- und Anleiheninvestoren auf der ganzen Welt über einen Zeitraum von 25 Jahren zu analysieren. Ihr Ziel ist es, die wichtigsten Muster zu dokumentieren, wie Investoren über verschiedene Währungsräume und Anlageklassen hinweg ihr Währungsrisiko hedgen und wie sich dieses Verhalten im Lauf der Zeit entwickelt. Sie beobachten die historischen monatlichen Positionen einer großen Gruppe institutionel- ler Anleger weltweit, die durch anonymisierte Depotdaten der State Street Corporation repräsentiert werden. State Street gehört zu den weltweit größten Depotbanken mit ver- wahrten oder verwalteten Vermögenswerten in Höhe von über 46,6 Billionen US-Dollar, die sich auf Investoren aus vielen Staaten beziehen. Diese aus Gründen der Vertraulich- keit anonymisierten Daten umfassen vollständige Treuhand- konten aller Transaktionen und Positionen für die Portfolios, in denen diese Assets gehalten werden, einschließlich Devi- sen und zugrunde liegende Wertpapiere. Der Hauptvorteil dieser Daten im Vergleich zu früheren ist die Möglichkeit, die Vermögenspositionen der Investoren (Aktien und fest- verzinsliche Wertpapiere) mit Devisenterminpositionen ab- zugleichen,was Greenwood und Cheema-Fox für ein großes und globales Investorenuniversum über einen Zeitraum von 1998 bis 2023 tun können. Fünf Hauptergebnisse • Zunächst erstellen sie Absicherungsquoten für im US-Dol- lar- und im Non-US-Dollar-Raum ansässige Investoren. Die Absicherungsquote (Hedge Ratio) wird dabei als das Verhältnis der Short-Position in Fremdwährungen zumWert der zugrunde liegenden Assets berechnet. Die Autoren zeigen, dass US-Dollar-basierte Bond-Investoren weitaus häu ger absichern als US-Dollar-basierte Aktienanleger (siehe Tabelle „Unterschiedliche Absicherungshäu gkeit“). Manager von festverzinslichen Papieren sichern häu ger ab, und wenn sie hedgen, dann sind ihre Absicherungs- quoten höher. Im Schnitt sichern hingegen nur 21 Prozent der US-Dollar-basierten Aktieninvestoren das eingegangene Wie viel Währungsrisiko man als Institutioneller aus dem Euro- oder US-Dollar-Raum in welchen Assetklassen zu tragen bereit ist, untersucht eine aktuelle US-Studie. Wachsende Vorsicht 190 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | FX-Hedging-Strategien FOTO: © STATE STREET ASSOCIATES » Die Währungsabsicherung bei Fixed-Income-Managern ist deutlich weiter verbreitet als bei Aktienanlegern. « Alex Cheema-Fox, Managing Director, Head of Investor Behavior Research, State Street Associates, State Street Global Markets

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