Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

löste Desaster um die britischen Pensionskassen im Herbst 2022. Damals gerieten sie aufgrund von Margin Calls in kurzfristige Liquiditätsschwierigkeiten. Der Sell-o von Staatsanleihen wurde durch eine spektakuläre Rettungs- aktion von der Bank of England ausgeglichen: Vom 28. Sep- tember bis zum 14. Oktober 2022 kaufte die Bank of Eng- land massiv britische Staatsanleihen auf, bis sich der Markt beruhigte und der Spuk innerhalb kürzester Zeit vorbei war. Eine Mischung aus verschiedenen Ursachen führte damals zum Desaster: Aufgrund des geplanten „Mini-Budgets“ von Liz Truss stiegen im September 2022 die Zinsen von briti- schen Staatsanleihen rasant, der Markt geriet in Unruhe, und es kam zu einem Ausverkauf britischer Gilts. Die britischen Pensionsfonds hatten gehebelte LDI-Strategien. Der auf- grund von Margin Calls angetriebene Verkauf von Staatsan- leihen befeuerte einen weiteren Anstieg der Zinsen, die dann wiederum einen Verkauf von Staatsanleihen auslösten und so einen Doom Loop verursachten. Was als Fazit aus diesem Fall mitgenommen werden darf, klingt wie eine Binsenweisheit: Die zeitliche und betragsmäßige Struktur der Verp ichtungsseite muss im Einklang mit den jeweili- gen Bilanz- und/oder Cash owzielen stehen. Einige Asset Manager – insbesondere aus Großbritannien – haben sich das Thema auf die Fahne geschrieben und wären gern bei der Strukturierung der Kapitalanlagen der institutionellen Investoren behil ich. ANKE DEMBOWSKI Risikotransfer zu spezialisierten Dienstleistern Eine Rentnergesellschaft ist das ultimative De-Risking für bestehende Pensionsverbindlichkeiten. A uch Pension Buy-outs gehören zum De-Risking-Arsenal von Unterneh- men, denn damit lagern sie ihre Pen- sionsrisiken aus. Wir sprechen mit Tilo Kraus, einem der Geschäftsführer der Rentnergesellschaft Vedra Pensions. Ist für die Vedra Group Liability-Driven Investing derzeit ein Thema? Tilo Kraus: LDI hat vor allem den Zweck, über eine Nachbildung der Pensionszah- lungen eine hohe Marktwertstabilität zu erreichen. Für börsennotierte Gesell- schaften ist dies aufgrund der Quartals- berichterstattung an den Kapitalmarkt sehr wichtig. Für uns als Rentnergesell- schaft birgt das aber erhebliche Tücken. Da die Pensionszahlungen unsicher sind, d. h. die Inflation höher als erwartet sein kann, und Menschen länger leben kön- nen als prognostiziert, ist eine gewisse strukturelle Überrendite wichtig, um die- se Risiken finanziell abdecken zu können. Entsprechend wird ein Teil des Anlage- vermögens in renditeorientierte Anlage- klassen investiert, um potenzielle Aus- wirkungen unerwarteter Rentenanpas- sungen – etwa durch höhere Inflation oder Abweichungen in der Sterblichkeits- entwicklung – auszugleichen. Welcher Aspekt steht bei Ihnen aktuell im Vordergrund: De-Risking, Perfor- mance oder Cashflow-Steuerung? Tilo Kraus: Kurzfristig steht die Cashflow- Steuerung im Fokus, sodass sichergestellt ist, dass zu keinem Zeitpunkt renditeori- entierte Anlagen zur Liquiditätsbeschaf- fung aufgelöst werden müssen. Wie gehen Sie dabei vor? Welche Instru- mente nutzen Sie? Tilo Kraus: Bei der Cashflow-Steuerung kommen Fixed-Income-Instrumente zum Einsatz, die sich an den in den nächsten Jahren fälligen Rentenzahlungen orien- tieren. Im renditeorientierten Teil des Portfolios werden hingegen Anlagen wie Aktien und Private Equity genutzt. Ist eine Rentnergesellschaft nicht selbst ein Instrument zum De-Risking – für die abgebende Seite? Tilo Kraus: Eine Rentnergesellschaft ist das ultimative De-Risking für bestehende Pensionsverbindlichkeiten, da ein Unter- nehmen sich hiermit final von den Pen- sionsrisiken trennt. Zu diesen Risiken gehören unter anderem die Inflation, die die Rentenerhöhungen beeinflusst, sowie die Sterblichkeit, die die Dauer der Zah- lungen bestimmt. Diese Faktoren wirken sich direkt auf die tatsächlichen Zah- lungsströme aus. Darüber hinaus spielt der Rechnungszins eine zentrale Rolle, da er den Bilanzwert der Pensionsrück- stellungen beeinflusst. Wie funktionieren Rentnergesellschaften genau? Tilo Kraus: Die Übertragung auf eine Rentnergesellschaft stellt dabei die weit- reichendste Form des De-Risking dar, da sich das übertragende Unternehmen un- ter bestimmten Voraussetzungen voll- ständig von seinen Verpflichtungen be- freien kann. Eine Rentnergesellschaft ist eine rechtlich selbstständige Einheit, die ausschließlich der Verwaltung und Erfül- lung von Betriebsrentenverpflichtungen dient. Vedra Pensions als kapitalstarker Risikoträger mit ausreichend Eigenkapi- tal übernimmt dann diese Rentnergesell- schaft zu 100 Prozent und damit auch die Verantwortung für die Anlage des übertragenen Pensionsvermögens, den operativen Betrieb der Rentnergesell- schaft und die Auszahlung aller Renten- leistungen. Das abgebende Unterneh- men ist zu diesem Zeitpunkt vollständig von den Risiken befreit. Vielen Dank für das Gespräch! 188 N o . 1/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Liability-Driven Investing FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Pension Buy-outs entsprechen der Motivlage vieler Unternehmen besser als Zwischenlösungen. « Tilo Kraus, einer der Geschäftsführer der Vedra Pensions

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