Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025
sen können, eine Veränderung: Fonds, die durch Sprünge ein besseres Rating erhalten, erhöhen die Gebühren im Durchschnitt um rund fünf Prozent. Die Autoren rechnen hoch, dass die zusätzlichen Einnahmen im Durchschnitt 1,05 Millionen US-Dollar pro Jahr betragen. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass Zu üsse und Gebührenerhöhungen infolge eines Rating-Upgrades durch Box Jumping nicht durch Performance gerechtfertigt sind. Ganz im Gegenteil kommt es im Nachgang eines Sprungs eher zu Renditeeinbußen. Das wiederum führt dazu, dass die bewirkten Ratingverbesserungen vorübergehend sind. Den Forschern zufolge werden sie innerhalb von drei Jahren vollständig rückgängig gemacht (siehe Gra k „Box Jumper werden durchgereicht“). Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich die Fonds- manager durch den Style Drift von ihrer eigentlichen Kern- expertise entfernen. Die Forscher nden dazu Belege in den Daten. Demnach performen die für den Style Drift verant- wortlichen Aktien imQuartal nach dem Sprung imDurch- schnitt etwa 88 Basispunkte schlechter. Noch deutlicher ist der Kontrast für 5-Sterne-Fonds, die ihre Hochstufung durch Box-Sprünge erhielten. In den fünf Jahren danach schneiden sie um etwa acht Prozentpunkte schlechter ab 5-Sterne- Fonds, die nicht hochgestuft wurden. Die Mittelzu üsse spiegeln diese Underperformance aber erst allmählich wider, was den Fonds in der Zwischenzeit höhere Gebühren be- schert. Interessant ist zudem die Erkenntnis, dass sich das strategische Verhalten auch auf andere Fonds auswirkt. Der Grund dafür ist, dass Morningstar seine Ratings auf Grund- lage der relativen Performance vergibt. Durch die Sprünge verändert sich die Renditeverteilung innerhalb einer be- stimmten Style Box. Während sich der springende Fonds verbessern kann, verschlechtern sich die bestehenden Fonds der Style Box entsprechend. Dadurch kann es zu Herab- stufungen kommen, die es ohne „künstliche“Sprünge nicht gegeben hätte. Schlussfolgerungen Das Thema ähnelt den Herausforderungen bei der Wahl adäquater Benchmarks. Auch dort besteht die Tendenz, eine schwache Vergleichsbasis zu wählen, damit die eigene Per- formance relativ dazu automatisch besser aussieht (Institu- tional Money 4/2022, „Kein fairer Vergleich“). Asset Manager scheinen dem Anreiz, Performanceinformationen zum eige- nen Vorteil zu beein ussen, also nur schwer widerstehen zu können. Ebenso wie bei Box Jumps zeigen auch veränderte Benchmarks die entsprechend bessere Performance rück- wirkend an. Eine weitere Parallele ist, dass daraus höhere Mittelzu üsse resultieren. Und in beiden Fällen tun sich In- vestoren schwer, die Diskrepanzen als solche zu erkennen. Am Kapitalmarkt selbst mögen Informationsasymmetrien also weitgehend verschwunden sein, aber auf der struktu- rellen Ebene des Asset Managements gibt es durchaus hart- näckige Fälle. DR. MARKO GRÄNITZ Fallstudie: Goldman Sachs U.S. Equity ESG Fonds A D er Fonds wechselte im Mai 2021 von Large Growth zu Large Blend. Da die neue Ver- gleichsgruppe schlechtere historische Renditen aufwies, erhöhte sich das 3-Jahres-Morningstar- Rating trotz eines leichten Rückgangs der 3-Jah- res-Rendite von 3 auf 5 Sterne. In den 6 Monaten danach drehte der Trend von Abflüssen auf Zu- flüsse. Zudem wurde nach dem Sprung die Ver- waltungsgebühr deutlich angehoben. Allerdings war die Hochstufung nicht von Dauer. Schon ein Jahr nach dem Sprung fiel das 3-Jahres-Rating des Fonds wieder auf 3 Sterne zurück. Die Grafik veranschaulicht die Einordnung in- nerhalb der vergangenen 3-Jahres-Renditever- teilung der ursprünglichen sowie der neuen Ka- tegorie. Es wird deutlich, dass die Rendite von 14,5 Prozent in der Kategorie Large Blend relativ zu anderen Fonds weitaus besser aussah. Relative Performance in benachbarten Boxen Die Grafik veranschaulicht die Einordnung des Fonds innerhalb der vergangenen 3-Jahres-Rendite- verteilung der ursprünglichen Kategorie Large Growth sowie der neuen Kategorie Large Blend. Es wird deutlich, dass die Rendite von 14,5 Prozent in der Kategorie Large Blend relativ zu anderen Fonds weit- aus besser aussah. Quelle: Cohen, L./Kim, D. S./So, E. C. (2025), Box Jumping: Portf. Recompositions to Achieve Higher Morningstar Ratings 0 % 5 % 10 % 15 % 30 % 20 % 10 % 0 % 0 % 10 % 20 % 30 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % Häufig- keit Rendite Rendite Häufig- keit 3-Jahres-Rendite Goldman Sachs U.S. Equity ESG A Fund im April 2021 3-Jahres-Renditeverteilung Large Growth 3-Jahres-Renditeverteilung Large Blend 14,5 % 14,5 % 128 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Box Jumping – Morningstar FOTO: © MASSACHUSETTS INSTITUTE OF TECHNOLOGY » Morningstar-Ratings sind transparent, aber Anleger scheinen nur auf die Sterne fixiert zu sein. « Eric C. So, Professor of Global Economics and Finance, Sloan School of Management, Massachusetts Institute of Technology Interessant ist, dass sich das strategi- sche Verhalten auch auf andere Fonds auswirkt.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=