Institutional Money, Ausgabe 1 | 2025

des Ratingsystems im Jahr 2002 auftrat. Interessant ist wei- terhin, dass Fonds vor allem dann ihre Bestände anpassen, um einen Box Jump zu initiieren, wenn ihr Portfolio nahe der Grenze zu einer benachbarten Style Box liegt, in der ein Rating-Upgrade winkt. Der Anreiz dürfte dann besonders hoch sein, da für den Wechsel schon relativ kleine Anpas- sungen der Positionen ausreichen. Liegt ein Fonds dagegen am Rande einer Box, in der sich sein Rating verschlechtern würde, besteht kein Anreiz für einen Sprung. Style Drift Die Autoren untersuchen auch, welche Portfolioanpassun- gen im Zuge eines Box Jumps erfolgen. Demnach unterlie- gen Fonds, die nahe der Grenze zu einer für sie besseren Box liegen, einem Style Drift. Sie verändern das Pro l ihrer Bestände, indem sie Positionen anhäufen, die der benachbar- ten Box ähneln.Umgekehrt versuchen Fonds, die nahe einer für sie schlechteren Box liegen, ihr Portfolio davon weg zu bewegen. Die Autoren können dies aufgrund des transpa- renten Verfahrens von Morningstar für die Zuordnung von Fonds zu Style Boxes gut nachverfolgen, indem sie den Aktien entsprechende Size und Value Scores zuweisen und diese dann zu einem kombinierten Style Score aggregieren. Die Wahrscheinlichkeit für einen Box Jump hängt aber auch von anderen Faktoren ab. Sie ist höher, wenn ein Fondsmanager bereits zuvor derartige Sprünge gemacht oder generell mehr Erfahrung im Fondsmanagement hat, und niedriger, wenn die benachbarten Boxen bereits eta- blierte Fonds aus derselben Fondsfamilie enthalten. Zudem ist es ein Hemmnis, wenn die Namen auf den Verbleib in einer bestimmten Box hindeuten – etwa im Fall eines „Small Cap Growth“-Fonds.Hier dürften Anleger es vorzie- hen, in der de nierten Box zu bleiben. Zuflüsse und Gebühren Attraktiv sind Box Jumps aus Sicht der Fondsmanager vor allem aufgrund der mit Ratingverbesserungen verbundenen Mittelzu üsse. Diese belaufen sich in den zwölf Monaten nach einem Sprung um eine oder mehrere Stufen auf 6,7 Prozent des verwalteten Vermögens. Interessant ist dabei, dass sich diese Zu üsse nicht von Zu üssen im Fall einer Ratingverbesserung innerhalb der ursprünglichen Box, also ohne Sprung, unterscheiden. Das spricht dafür, dass Anleger nur auf die Sterne xiert zu sein scheinen und kaum darauf achten, ob diese durch eine tatsächlich bessere Performance oder einen bloßen Box Jump erzielt wurden (siehe Gra k „Ratings werden nicht hinterfragt“). Die Fondsgesellschaften dürften dagegen genau wissen, was ein Rating-Upgrade wert ist.Denn neben den Zu üssen zeigt sich auch bei den Gebühren, deren Höhe sie beein us- Ratings werden nicht hinterfragt Undifferenzierte Mittelzuflüsse durch Ratingverbesserungen Die Grafik zeigt kumulative Mittelzuflüsse, die sich unter Berücksichtigung von Kon- trollvariablen im Mittel aus der Verbesserung des Morningstar-Ratings um einen Stern ergeben. Zuflüsse nach Ratingverbesserungen, die auf einem Box-Sprung basieren, sind fast identisch mit Zuflüssen nach Ratingverbesserungen ohne Sprung, denen also eine tatsächlich bessere Performance zugrunde liegt. Anleger scheinen also auf Sterne-Ra- tings fixiert zu sein, ohne zu hinterfragen, wie diese genau zustandekommen. Fonds kön- nen demnach weitgehend unbemerkt durch strategisches Box Jumping profitieren, in- dem sie ein höheres verwaltetes Vermögen sowie höhere absolute und relative Gebühreneinnahmen erzielen. Quelle: Cohen, L. / Kim, D. S. / So, E. C. (2025), Box Jumping: Portfolio Recompositions to Achieve Higher Morningstar Ratings 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 36 33 30 27 24 21 18 15 12 9 6 3 0 Fonds mit Ratingverbesserung durch Box Jump Fonds mit Ratingverbesserung ohne Box Jump Mittelzuflüsse in Prozent des verwalteten Kapitals Monate seit Ratingverbesserung Box Jumper werden durchgereicht Umkehr der Ratingverbesserung nach Box Jumps Die anfänglichen Ratingverbesserungen durch Box Jumping halten selten lange an. Im Durchschnitt vollzieht sich innerhalb von drei Jahren ein vollständiges Reversal. Das dürfte unter an- derem daran liegen, dass die Fondsmanager zum Erzielen des Box Jumps ihre Portfolios in Bereichen anpassen, die nicht ihren Kernkompetenzen entsprechen. Auf diese Weise büßen sie einen Teil ihrer Renditen ein und werden in der neuen Box im Lauf der Zeit durchgereicht. Quelle: Cohen, L. / Kim, D. S. / So, E. C. (2025), Box Jumping: Portfolio Recompositions to Achieve Higher Morningstar Ratings 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 60 54 48 42 36 30 24 18 12 6 0 Monate seit Box Jump Absolute Ratingverbesserung seit Box Jump 126 N o . 1/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Box Jumping – Morningstar FOTO: © HARVARD UNIVERSITY Fonds, die nahe der Grenze zu einer für sie besseren Box lie- gen, weisen einen Style Drift auf. » Die Portfolioanpassungen zum Erzielen der Neueinstufung führen zu künftiger Underperformance. « Lauren Cohen, L. E. Simmons Professor of Business Administration, Harvard Business School, Harvard University

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