Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Tokio sind der Meinung, dass der kulturelle und mentale Wandel, der jetzt in den japanischen Unternehmen stattfin- det, von internationalen Anlegern noch unterschätzt wird. „Bei einem Gewinnwachstum von acht bis zehn Prozent und einer zusätzlichen Rendite von drei bis vier Prozent durch Rückkäufe und Governance-Reformen ist eine Gesamtperformance von elf bis zwölf Prozent eine ziemlich gute Schätzung für japanische Aktien, wenn man die aktuel- len Bewertungen und Multiplikatoren berücksichtigt“, so Hurley. Die Marktstimmung werde zwar weiterhin durch den Dollar/Yen-Wechselkurs bestimmt, „aber es wird einige wirklich spannende Bottom-up-Möglichkeiten geben, um in Japan Geld zu verdienen“, ist Hurley optimistisch. Ankündigung der Tokyo Stock Exchange Einen weiteren Schub gab die Verlautbarung der Tokyo Stock Exchange zu Beginn des Jahres 2023. „Das Börsenma- nagement kritisierte scharf, dass die Bilanzen der gelisteten Unternehmen in Japan ineffizient sind, sodass zu viele Fir- men noch unter ihrem Buchwert gehandelt werden“, sagt Ogoshi. Zwar sei die Tokioter Börse kein Regulator, sondern lediglich eine operative Einheit, aber die Kritik habe trotz- dem einen Weckrufeffekt gehabt, zumal die Börse ankün- digte, bestehende Regeln härter durchzusetzen, was bis zum Delisting führen könnte. „Mittlerweile werden nur noch sie- ben Prozent der gelisteten Unternehmen in Japan unter ih- rem Buchwert gehandelt, halb so viele wie noch vor drei Jahren.Dies geschah überwiegend durch die Auflösung von Überkreuzbeteiligungen“, erklärt Ogoshi. Sie verweist darauf, dass immer noch 50 Prozent der börsengehandelten Firmen in Japan Netto-Cash-Bestände in ihren Bilanzen aufweisen, was ineffizient sei. „Das drückt auf die Rentabilität. Der durchschnittliche ROI in Japan liegt bei zehn Prozent, wäh- rend er in den USA und in Europa etwa zwölf Prozent be- trägt.“ Sie glaubt, dass es noch eine Weile dauern wird, bis dieses Gap geschlossen wird, „aber die Tendenz ist, dass die Unternehmen ihre hohen Liquiditätsbestände abbauen“. Dies äußere sich in der hohen Anzahl an Aktienrückkäufen und Dividendenanhebungen. „Die Unternehmen geben den Investoren Geld zurück, sodass es anderswo effizienter eingesetzt werden kann“, so Ogoshi. Optimistisch stimme sie auch, dass Toyota, Japans größtes gelistetes Unternehmen, angekündigt hat, seine Beteiligun- gen zurückzufahren. „In der Vergangenheit hatte Toyota sei- ne ganz eigene Art, das Board zu besetzen und Bilanzpolitik zu betreiben. Sie hatten unglaublich viele Überkreuzbeteili- gungen mit ihren Zulieferern und Banken. Wenn Toyota die Entflechtung vorantreibt, werden viele weitere Unter- nehmen diesem Beispiel folgen“, ist Ogoshi überzeugt. Die- ses Beispiel zeige,wie sehr sich die Einstellung der Unterneh- men gewandelt hat. Aktivistische Investoren auch aus dem Inland Auch aktivistische Investoren drängen darauf, dass der Share- holder Value in Japans Unternehmen stärkere Berücksichti- gung findet. Erst im August 2024 stellte der globale Hedge- fonds Oasis Management das Pharmaunternehmen Koba- yashi vor die Entscheidung, entweder selbst für eine Reorga- nisation zu sorgen oder mit Oasis zusammenzuarbeiten, um die operative Leistung, die Unternehmensführung und die Zusammensetzung des Vorstands zu verbessern. „Zwar gab es in Japan auch vor fünf oder zehn Jahren aktivistische Investoren, aber sie kamen fast ausschließlich aus dem Ausland.Mittlerweile gibt es auch japanische Inves- toren, die aktivistisch unterwegs sind. Selbst die konservati- ven japanischen Lebensversicherungsunternehmen stimmen auf den Hauptversammlungen immer öfter gegen das Un- ternehmensmanagement und verstärken so den Druck, die Effektivität zu erhöhen“, beobachtet Ogoshi. „Die Firmen sind gezwungen, zu handeln, und tun dies auch.“ Optimierungen notwendig Sichtbares Zeichen der aufbrechendenWirtschaftsstrukturen sind die gestiegenen M&A-Aktivitäten. „Früher waren in Japan Übernahmen und Mergers verpönt.Heute werden sie als probate Mittel für Umorganisationen angesehen“, beob- Der Langfristausblick für Japan ist positiv J.P. Morgan erwartet in den nächsten 10 bis 15 Jahren folgende Erträge (annualisiert, in Prozent, in Euro). Langfristprognosen für Börsen sind immer eine heikle Angelegenheit. Aber J.P. Morgan wagt sich an solche Prognosen heran. Der aktuelle Langfristausblick (Long Term Capital Market Assumptions, LTCMA) sieht Japan als den stärksten Aktienmarkt mit erwar- teten Erträgen von 7,8 Prozent per annum. Quelle: J.P. Morgan 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % Euro-Barmittel Euro-Staatsanleihen Inflationsgebundene Euro-Staatsanleihen Euro-Unternehmensanleihen (Investment Grade) Globale Infrastruktur US-Large-Caps Weltweit ACWI Schwellenländer Asien ohne Japan Europäische Kernimmobilien Large Caps Europa China Inland Japan Alternative Anlagen Anleihen Aktien 7,8 % 2,4 % 3,1 % 3,3 % 3,8 % 5,1 % 5,5 % 5,9 % 6,0 % 6,0 % 6,4 % 6,6 % 6,6 % 230 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Japan FOTO: © DWS » Derzeit beträgt der Carry immer noch zirka 3,6 Prozent. Das ist zwar nicht mehr so hoch wie Ende Juli, aber immer noch attraktiv. « Lilian Haag, Fondsmanagerin und Spezialistin für japanische Aktien bei der DWS Bei japanischen Un- ternehmen wächst der Druck, höhere Löhne zu zahlen und die Mitarbeiter effektiv einzusetzen.
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