Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

zu absorbieren, was einen immensen Anstieg der Assetpreise zur Folge hatte“, rekapituliert Mitchinson. „Das führte dazu, dass die Grundstückspreise in Tokio auf das 50- bis 100-Fa- che der Preise für Land in New York City anstiegen.“ Die aufgeblähten Assetpreise bewirkten, dass die Unternehmen ein größeres Augenmerk auf ihre Assets als auf ihr Core Business legten. Weil die Aktivitäten vieler japanischer Unternehmen stark miteinander verwoben waren, wurde das Kapital nicht dort allokiert, wo es am effektivsten eingesetzt werden konnte, sondern wo es der Konzern-Spirit haben wollte. Die extrem niedrigen, teilweise sogar negativen Zinsen taten ein Übriges. „Geld war billig, daher haben japanische Unternehmen enorme Kapitalbeträge in wenig effektiven Aktivitäten gebunden, was zu einer Aufblähung der Bilanzen führte. Größe vor Profitabilität war das Credo“, so Mitchinson. „Es bestand kein Druck, sein Geld diszipliniert zu allokieren oder die Mitarbeiter optimal gemäß ihren Fähigkeiten einzusetzen. Die Menschen in Japan haben unglaublich viel gearbeitet, aber nicht immer smart. Es hat seinen Grund, warum Japan das einzige Land der Welt ist, das ein Wort für Tod durch Arbeitsüberlastung hat“, verweist Mitchinson auf traurige Konsequenzen. Die Transformation begann mit Shinzo¯ Abe Jetzt wird das Rad in die andere Richtung gedreht, aber die Umorganisation der Wirtschaft geschieht in Japan sanft. „Begonnen hat alles mit Premierminister Shinzō Abe und seinen Abenomics. Japan funktioniert mit Kaizen-Gover- nance, also mit kleinen Schritten und nicht ruckartig“, ver- Konzertierte Anstrengungen in Japan verlangen von den Unternehmen eine bessere Corporate Governance. Entsprechend sortieren japanische Unternehmen ihre Bilanzen neu und konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft. In Summe sorgt die Entwicklung dafür, dass das Kerngeschäft der Unternehmen effizienter wird. Langfristige Entwicklung des Nikkei 225 (1980–2024) Der japanische Aktienmarkt ist mittlerweile wieder auf dem Niveau von 1989 angelangt. 1990 platzte die Japan-Blase, und der Nikkei verlor binnen Jahresfrist rund 40 Prozent. Es folgten schwierige Jahrzehnte. Seit 2013 wollte Premierminister Shinzo¯ Abe mit seinen „Abenomics“ die Wirtschaft entflechten, was die Unternehmensgewinne ankurbeln und das Land aus der Rezession holen sollte. Tatsächlich haben die Maßnahmen zu einem Produktivitätsanstieg und zu steigenden Börsenkursen geführt. In den vergangenen zehn Jahren (September 2014 bis Ende September 2024) ist der Nikkei 225 um 134 Prozent gestiegen, was im Schnitt einer jährlichen Entwicklung von plus 8,9 Prozent entspricht. Quelle: DWS 2015 2010 2005 2000 2020 1995 1990 1985 81 24 0 10.000 20.000 30.000 40.000 Nikkei 225 Performance N o . 4/2024 | institutional-money.com 227 Japan | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © VTT STUDIO | STOCK.ADOBE.COM

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