Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

L ange Zeit lag der japanische Markt nicht im Fokus europäischer Investoren. Das durch die Abwertung des Yen und die Deflation gebeutelte Land schien für Investitionen schwierig, und den Älteren unter ihnen ist auch das Platzen der Japan-Bubble von 1990 noch im Hin- terkopf. „Der japanische Markt ist in den meisten institutio- nellen Depots untergewichtet, und er ist unterbewertet“, schreibt J.P.Morgan Asset Management in seiner Marktana- lyse vom September 2024. „Außerdem ist das Gewicht des japanischen Marktes in globalen Indizes wie demMSCI All Country World mit rund fünf Prozent eher überschaubar“, heißt es in einem Bericht von Eurizon Asset Management. Die große Entflechtung Aktuell befindet sich das asiatische Industrieland in einer Phase, in der Unternehmen ihre Bilanzen neu sortieren, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Das steigert die Profitabilität.Die konzertierte Aktion,mit der die japanische Wirtschaft umstrukturiert werden soll, ist weit mehr als nur ein weiteres Konjunkturpaket, das geschnürt wird, und sie trägt bereits Früchte: Die M&A-Szene in Japan ist aktuell äußerst aktiv und führt zu Entflechtungen und Umstruktu- rierungen. Angesichts dieser Grundtendenz sehen einige Experten jetzt Opportunitäten für den japanischen Aktienmarkt. „Go- vernance-Strukturen, Wettbewerbsfähigkeit und Gewinn- aussichten für japanische Unternehmen ändern sich grund- legend. Die Entwicklung erinnert stark an die Entflechtung der Deutschland AG, bei der die großen deutschen Finanz- institute ihre immensen Industriebeteiligungen abstießen und es durch Mergers-&-Acquisitions-Aktivitäten und der Forderung nach Shareholder Value zu einer neuen wirt- schaftlichen Struktur kam, die viel stärker gewinnorientiert ausgerichtet war als zuvor“, erklärt David Mitchinson. Er ist Portfoliomanager des Zennor Japan Fund. In Deutschland vollzog sich die Auflösung des Netzwerks zwischen Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen etwa vom Zeit- punkt der ungeklärten Ermordung Alfred Herrhausens 1989 bis zur Jahrhundertwende. Früher: Aufblähung der Assetpreise Eine ähnliche Entwicklung macht nun Japan durch. „In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg baute Japan seine Wirt- schaft neu auf. Anfangs lief das sehr erfolgreich, aber nach 1985 versuchte die Regierung, die überschüssige Liquidität Japan-Kenner sehen im Land der aufgehenden Sonne aktuell eine ähnliche Entwicklung wie bei der Entflechtung der Deutschland AG in den 1990er-Jahren. Konsequenz wäre eine bes- sere Allokation der Gelder und ein stärkerer Fokus auf die Profitabilität der Unternehmen. Aussicht auf Kirschblüten Immer mehr Aktienrückkaufprogramme Durch Aktienrückkäufe und Dividendenanhebungen geben Unternehmen Investo- ren Geld zurück, sodass es anderswo effizienter eingesetzt werden kann. Die Abbildung zeigt, wie die Ankündigungen von Aktienrückkäufen von Jahr zu Jahr zunehmen; bis 2024, als es im ersten Quartal zu einem dramatischen Anstieg kam, der vor allem im Bereich der Mega Caps zustande kam (Datengrundlage: TOPIX-Unter- nehmen). Quelle: Quck SMBC Nikko, Zennor Asset Management April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März 0 2 4 6 8 10 Bio. Yen Ankündigungen für Aktienrückkäufe, nach Fiskaljahr (FY) FY 23 FY 22 FY 21 FY 19 FY 18 FY 17 FY 20 FY 16 FY 2024 226 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Japan FOTO: © BENJAMIN ARTHUR PHOTOGRAPHY » Letztendlich wird die Wirtschaft nach einer sinnvollen Umstrukturierung dynami- scher, reaktionsfähiger und agiler sein. « David Mitchinson, Portfoliomanager des Zennor Japan Fund, London

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=