Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Günstigere Bewertung Trotz eines höheren zukünftigen Gewinnwachstums gelten die Schwellenländermärkte derzeit als günstig bewertet – zu- mindest im Vergleich zu den teuren westlichen Industrielän- dermärkten. So wiesen laut einem von der Berenberg Bank erstellten Vergleich die Emerging Markets, gemessen am MSCI Emerging Markets, ein KGV von rund zwölf auf, während der Stoxx 600 auf mehr als 13 und der S&P 500 auf zirka 23 kam. Auch der Vergleich der Buchwerte spricht für die Emerging Markets, die auf einen Wert von rund 1,4 kommen. Zum Vergleich: Der Stoxx 600 liegt bei rund 1,9, der teuer gesehene S&P 500 Index bei etwa 4,3 und damit amMaximum seiner historischen Bandbreite seit 2006 (siehe Grafik „Fundamentalbewertungen“). Angesichts dieser Kennzahlen und dessen, dass sich OECD-Länderaktien und Schwellenländeraktien in den letz- ten Jahrzehnten bei der Outperformance zyklisch abwech- selten, prognostiziert Robecos Mosselaar: „Wir glauben, dass wir vor einer neuen langfristigen Periode der Outperformance der Schwellenländer stehen, die auf diesen Bewertungsunter- schieden, einer günstigen Veränderung der Gewinnwachs- tumsunterschiede und den besseren langfristigen Wachs- tumsaussichten für die meisten Schwellenländer beruht.“ Noch niedriger bewertet sind die Frontier Markets, die deshalb und aufgrund höherer Wachstumsfantasien von vie- len Emerging-Markets-Managern gern und durchaus ge- wichtig den Portfolios beigemischt werden. Laut Ramzi Sidani von HSBC Global AM weisen Frontier-Markets- Aktien gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern einen Bewertungsabschlag in Höhe von 51 Prozent und ge- genüber jenen aus den Emerging Markets einen Abschlag in Höhe von immerhin 24 Prozent auf. Von Institutional Money befragt, ob die günstigen Emer- ging Markets oder die noch billigeren Frontier Markets aus- sichtsreicher sind, gab es unterschiedliche Antworten – die meisten waren davon geprägt, welches Segment der jeweili- ge Fondsmanager verantwortet. Laut Born sind beide Seg- mente derzeit für Anleger interessant: „Generell werden Emerging Markets als Kerninvestment in den Aktienmärk- ten der Schwellenländer gesehen, Frontier Emerging Mar- kets als eine ergänzende Nische.“ Die Anlageuniversen der beiden Anlageklassen überlappen sich Born zufolge kaum, sodass Langfristinvestoren gut in beide Anlageklassen paral- lel investieren können. „Unseres Erachtens wird das Wachs- tum der Investitionen und des Konsums in Verbindung mit einer attraktiven demografischen Entwicklung dazu führen, dass Frontier Markets zu den Schwellenländern von morgen werden, was frühe Anleger in diesen Märkten mit höheren Renditen belohnen könnte.“ Licht und Schatten Der Frontier-Markets-Spezialist Ramzi Sidani merkt an, dass große Emerging-Markets-Unternehmen zum Teil hohe Schulden in US-Dollar haben, während kleinere Emerging- und Frontier-Markets-Firmen aufgrund weniger oder gar keiner US-Dollar-Verbindlichkeiten diesbezüglich wesentlich besser und damit weniger riskant aufgestellt seien. Dadurch besteht eine größere Unabhängigkeit von der laut Sidani „globalen Makro-Story“.Hinzu komme ein stärkeres Wachs- tum.Nachteilig bei kleineren und weniger „tiefen“Märkten ist hingegen deren geringe Liquidität. Diese würde sich je- doch durch das Entstehen und Wachsen lokaler Anleger von Jahr zu Jahr bessern. Robecos Jan Sytze Mosselaar weist auf eine mögliche Indexschwäche beimMSCI Frontier Mar- kets hin, die manche Investoren stören könnte: „Der MSCI Frontier Markets Index hat beispielsweise eine 26-prozentige Allokation in Vietnam, aber es wird erwartet, dass dieser Markt in den kommenden Jahren in den MSCI EM Index aufgenommen wird. Damit würde der Index als Top Drei die Länder Rumänien,Marokko und Kasachstan aufweisen, in die wir nicht investieren.“ ANTON ALTENDORFER Bewertungsabschlag Günstig wie seit 20 Jahren nicht mehr Ein Vergleich des Zwölf-Monats-Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnisses der Emerging Markets und der Industrieländer zeigt, dass die Schwellenländer mittlerweile einen Bewertungsabschlag von etwa 36 Prozent aufweisen. Das ist so niedrig, wie seit Mitte der Nullerjahre nicht mehr gemessen. Quelle: Schroders, Daten per Ende drittes Quartal 2024 2015 2010 2005 2000 2020 1995 -60 % -50 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % Erwartetes KGV der Emerging Markets im Verhältnis zu jenem der OECD-Länder (Aufschlag/Abschlag) N o . 4/2024 | institutional-money.com 221 Emerging Markets | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © SCHRODERS, DAVID WILSON » Aktien dieser Märkte ziehen in der Regel Zuflüsse an, da die Anleger nach höheren Renditen streben. « Rami Sidani, Head of Frontier Investments bei Schroders und Fondsmanager des Schroder ISF Frontier Markets Equity » Ein potenziell schwächerer Dollar kann den Weg für eine erhöhte Risikobereitschaft ebnen. « Ramzi Sidani, Lead Senior Portfolio Manager der Frontier-Markets-Strategie von HSBC Global Asset Management Eine Analyse interessanter Fonds finden Sie auf der fünften und sechs- ten Seite dieses Beitrages.
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