Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

U nserer Ansicht nach sind Emerging-Markets-Akti- en nach wie vor eine der am stärksten fehlbewer- teten Assetklassen weltweit, da sie im Vergleich zu Aktien der entwickelten Länder nach wie vor sehr günstig bewertet sind“, nennt James Donald, Leiter der Emerging- Markets-Plattform von Lazard AM, einen möglichen Grund, warum sich institutionelle Investoren zumindest „perspekti- visch“ näher mit diesem Anlagesegment auseinandersetzen sollten. Auf kurze bis mittlere Sicht spricht auf den ersten Blick eigentlich wenig dafür: Denn nach dem Sieg von Donald Trump geht die Mehrheit der Marktteilnehmer zumindest kurz- bis mittelfristig von einer boomenden US- Konjunktur, weiterhin hohen US-Zinsen sowie in der Folge von einem stärkeren US-Dollar aus. Das sind alles Faktoren, die zumindest aus historischer Sicht gegen Schwellenländer- investments und für US-Aktien oder breit gestreute Indus- trieländeraktien, repräsentiert über den MSCI World Index, sprechen. Aber: Die Historie zeigt auch, dass auf lange Sicht die Emerging Markets bei der Performance die Nase vorn haben: So konnte zwar der MSCI World Index, in dem die USA derzeit rund 69 Prozent Gewichtung haben, seit An- fang 1988 (frühester Datenpunkt laut Bloomberg) bis zum Ende des dritten Quartals 2024 eine Performance (inklusive aller Dividenden) von fast 1.700 Prozent erzielen – das sind annualisiert 8,17 Prozent. Der EMMSCI Emerging Markets Index kam hingegen auf rund 2.370 Prozent und annuali- siert 9,11 Prozent und damit auf fast einen Prozentpunkt mehr Rendite per annum. Angesichts der Stärke dieses jahr- zehntelangen Trends und der Tatsache, dass sich starkes Wirt- schaftswachstum auf Sicht fast immer in der Aktienkursent- wicklung widerspiegelt, sollten Schwellenländeraktien auch zukünftig die Nase vorn haben. Dieser Trend könnte eine Untermauerung erfahren, falls Präsident Trump aufgrund zu hoher Neuschuldenaufnah- men die Aufnahmefähigkeit der Rentenmärkte überstrapa- zieren sollte und Investoren die langfristige Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in den USA, aber auch jene im vom Niedergang bedrohten Westeuropa genauer auf den Prüfstand stellen sollten. Angesichts dessen, dass die US-Ver- schuldung mit etwa 120 Prozent des BIPs in der Nähe ihrer historischen Höchststände liegt und das Haushaltsdefizit sechs Prozent des BIPs übersteigt, könnten zusätzliche Schul- den negative Folgen haben. Experten wie beispielsweise Jan Sytze Mosselaar, Portfolio Manager Quantitative Equities bei Robeco, können sich durchaus vorstellen, dass ein zu hohes Defizit in den USA Druck auf den US-Dollar ausüben könnte: „Das ist traditionell eine gute Nachricht für Emer- ging-Markets-Aktien.“ Vor diesem Hintergrund könnten die Emerging, aber auch die Frontier Markets doch wieder ein Investment wert Schwellenländeraktien gelten als günstig bewertet und sind bei den meisten Investoren untergewichtet . Zinssenkungen wie auch umfangreiche Konjunktur- programme könnten langsam, aber sicher für neuen Rückenwind sorgen. Spielfeld für Contrarians Emerging-Markets-Aktien unten Performancevergleich liefert mögliches Einstiegssignal Ein Langfristvergleich der relativen Performance des MSCI World Index und des MSCI Emerging Markets Index zeigt, dass aus diesem Blickwinkel Schwellenländeraktien ein Niveau erreicht haben, das zuletzt vor Beginn eines mehrjährigen Bullenmarktes zu beobachten war. Quelle: Robeco, Bloomberg 2015 2010 2005 2000 2020 1995 1990 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Relative Entwicklung von EM vs OECD-Aktien Relation 218 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Emerging Markets FOTO: © ROBECO » Wir sehen einen großartigen Einstiegspunkt für eine höhere langfristige Allokation in Schwellenländeraktien. « Jan Sytze Mosselaar, Portfolio Manager Quantitative Equities bei Robeco

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