Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

stimmungsmäßig variieren. Die letzte Transformation bein- haltet die Berechnung des Mittelwerts des z-Score-Signals über die vorangegangenen zehn Tage. Schließlich erhält man einen einfachen binären Nachrichtenindikator. Wenn der z-Score einen positiven Trend zeigt, setzen ihn die Auto- ren auf 1, was für eine positive Marktstimmung steht.Wenn der Trend negativ wird, setzt man ihn auf 0, was einen vor- sichtigeren Ausblick signalisiert. Dieser binäre Indikator dient als schnelle Referenz, um die allgemeine Stimmung in den Finanznachrichten einzuschätzen, und ermöglicht es, fundiertere Entscheidungen basierend auf der vorherrschen- den Stimmung auf demMarkt zu treffen. Neuer Stressindex Was den Stressindex betrifft, folgt man dem Ansatz von Benoit Guilleminot, Jean-Jacques Ohana und Steve Ohana von 2014 in „A New Financial Stress Indicator: Properties and Conditional Asset Price Behavior“. Damit sollen An- steckungseffekte auf demMarkt erfasst und zukünftige Kri- sen vorhergesehen werden. Der Indikator ist nachweislich prädiktiv, da er darauf abzielt, Perioden hoher Volatilität vorausschauend zu erkennen. Warum setzen die Autoren nicht auf das klassische Angstbarometer, den VIX? Hier ist ihre Antwort: „Wir ziehen diesen Finanzstressindikator dem VIX vor, da er zahlreiche Vorteile bei der Erkennung von Marktansteckung hat. Da ist einmal die umfassende Risiko- analyse. Unser Stressindex kombiniert eine breite Palette von Marktpreisen für Risiken einschließlich CDS-Verträgen und bietet eine detailliertere Ansicht des Marktstresses im Ver- gleich zum VIX, der sich hauptsächlich auf S&P-500-Index- optionen konzentriert. Zweitens sind die verbesserten Nor- malisierungstechniken zu nennen. Denn unser Stressindex- Ansatz verwendet eine z-Score-basierte Normalisierung, die eine effektivere Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Märkten ermöglicht und so ein differenziertes Verständnis der Stressniveaus in verschiedenen Marktsegmenten ermög- licht. Der dritte Punkt betrifft die Erkennung von Markt- ansteckung: Der Stressindex ist speziell darauf ausgelegt, Ver- netzung und Ansteckung auf Finanzmärkten zu erfassen, und spiegelt die komplexe Dynamik wider, die von anderen Indikatoren wie dem VIX oft übersehen wird.Dazu kommt noch die Krisenerkennung: Durch die Einbeziehung von CDS-Verträgen der wichtigsten Banken, Versicherungen und Regierungen können Signale im Zusammenhang mit Kri- sen erfasst werden.“ Berechnung von Stresssignalen Die Schritte zur Berechnung des Stressindex sind die folgen- den: a) Alles beginnt mit der Erfassung von Marktdaten für eine Vielzahl von Assets, darunter Indikatoren wie den VIX- Index, den TED-Spread und den CDS-Index sowie die Volatilitätsdaten für die wichtigsten Aktien-, Anleihen- und Rohstoffmärkte. b) Als Nächstes berechnet man den Preis des Risikos für jedes Asset, indem man die Daten mithilfe des z-Scorings standardisiert, das die Variabilität berücksich- tigt und den Preis des Risikos anhand seiner Abweichung vomMittelwert skaliert. c) Dann werden diese z-Scores nach ihren jeweiligen Assetklassen wie Aktien, Schwellenländer- anleihen, Staatsanleihen, Banken- und Versicherungsaktien (Finanzaktien), Devisen, Rohstoffe, Zinsen und Unterneh- menskredite geordnet, um assetklassenspezifische Stressindi- katoren zu bilden. d) Sodann wird der Durchschnitt dieser assetklassenspezifischen Stressindikatoren gebildet, um einen umfassenden Stressindex zu erstellen, der die allgemeinen Marktbedingungen widerspiegelt. e) Schließlich skalieren die Autoren den daraus resultierenden Durchschnitt so, dass er zwischen 0 und 1 liegt, indem sie die kumulative Vertei- lungsfunktion auf den berechneten Stressindex anwenden, wodurch ihr finaler neuer Stressindexwert normalisiert wird. Da das endgültige Ergebnis des Stressindex dank der kumu- lativen Verteilungsfunktion der Normalverteilung eine Zahl zwischen 0 und 1 ist, erhalten die Autoren direkt ein Stress- indexsignal. Sechs Strategien Die erste ist das klassische Long only: Diese Strategie wird von den Autoren als Benchmark bezeichnet und nimmt eine Long-only-Position auf den getesteten Märkten ein. Anhand dieser Benchmark wird beurteilt, ob die anderen quantitativen Strategien im Vergleich zu dieser eine bessere Performance aufweisen.Die zweite ist eine VIX-Strategie,wo- So funktioniert die Dynamik Darstellung der Methode zum Umschalten zwischen den Strategien „Stressindikator (SI)“ und „SI+News“ Monat Sharpe Ratio SI Sharpe Ratio SI+News Gewählte Strategie Dezember 2022 0,4 0,9 … Januar 2023 -0,1 0,7 SI+News Februar 2023 0,2 0,5 SI+News März 2023 0,5 0,1 SI+News April 2023 1,2 0,6 SI Mai 2023 … … SI Für jeden Monat werden die Sharpe Ratios der beiden Strategien SI (Stressindex) und SI+News berechnet. Die Strategie für den Folgemonat wird basierend auf der höheren Sharpe Ratio ausgewählt. So übertrifft im Dezember 2022 die SI+News-Strategie mit einer Sharpe Ratio von 0,9 die reine SI-Strategie (Sharpe Ratio 0,4.) Folglich wird für Dezember bis Februar die dominante SI+News-Strategie ausgewählt. Umgekehrt domi- niert im März/April die reine SI-Strategie und wird für April/Mai selektiert. Quelle: Studie 212 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | KI-Sentiment-Strategie FOTO: © JJO CONSULTING » Unsere krisenresistente Strategie erbringt über einen langen Zeitraum eine konstante Outperformance. « Jean-Jacques Ohana, unabhängiger Konsulent bei JJO Consulting in Paris

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