Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

D ie Umwandlung von Forderungen in handelbare Wertpapiere nennt man bekanntlich Verbriefung, und dieser Begriff beziehungsweise die dahinter stehende Idee ist fast so alt wie die Kapitalmärkte. Seit den Ereignissen, die im Jahr 2008 ihren Höhepunkt fanden, ist das Wort „Verbriefung“ allerdings nicht mehr ganz unbelas- tet. Jeder Investor, der die Finanzkrise oder, besser gesagt, die Spread-Ausweitungen bei CMBS und diversen ABS miter- lebt hat, stellt sich beim Thema „Verbriefung“augenblicklich die Frage nach der Qualität der derart verpackten Forderun- gen. Und dabei ist auch klar, dass sich diese nicht so ohne Weiteres feststellen lässt. Mit anderen Worten: Scheinbar attraktiven Renditen bei vermeintlich geringen Risiken geht heute kein Großanleger mehr auf den Leim, was dazu ge- führt hat, dass das Volumen des Verbriefungsmarktes bisher nicht mehr die Höchstwerte aus der Zeit vor dem Sub- prime-Debakel erreichen konnte. Da mutet es fast schon kurios an, dass „die Politik“neuerdings ein besonderes Inter- esse an diesem Thema zu haben scheint. So konnte man auf der GDV-Regulierungs-Konferenz im Sommer Alexandra Jour-Schröder hören, wie sie die Versicherungsbranche in- brünstig bat, doch bitte mehr in Verbriefungen zu investie- ren. Jour-Schröder ist stellvertretende Generaldirektorin der EU-Kommission in der Abteilung Financial Stability, Finan- cial Services and Capital Markets Union (FISMA) und sagt: „Verbriefungen waren zur Finanzkrise in Verruf geraten. Aber wir sollten dieses Thema angehen, denn diese Instru- mente sind ja sinnvoll; sie können die Bankbilanzen entlas- ten.“ Im Zuhörerraum – das war sehr deutlich zu spüren – war die Gegenliebe verhalten, was auch am letzten Neben- satz des Statements liegen könnte. Nur wenige Investoren dürften den Ehrgeiz haben, „Bankbilanzen zu entlasten“. Dass Banken und Strukturierer ein Interesse an Verbrie- fungen haben, mag noch eingängig sein, denn für sie ist es ein zentraler Business Case.Was aber die Investoren betrifft, so scheinen diese ihre Anlagebedürfnisse bislang auch ohne CLOs lösen zu können – insbesondere nach dem Zins- anstieg im Juli 2022. „Zu komplex, zu teuer, hohe Ver- packungskosten – wir investieren lieber direkt in Loans“, ist zu hören. Zitiert werden möchte man aber lieber nicht, offenbar weil es eine höchst politische Angelegenheit ist. Daher möchte auch der GDV kein Spielverderber sein und müht sich derzeit mit einer Stellungnahme zum Europäi- schen Verbriefungsmarkt ab. Die Konsultationsperiode zur EU-Verbriefungs-Regulierung läuft noch bis zum 4. Dezem- ber 2024. Maßgeblichen Einfluss auf die Diskussion hat auch der am 9. September 2024 veröffentlichte Draghi-Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union. Darin geht es um nicht weniger als die Verteidigung der Wettbewerbsfähigkeit Europas gegenüber den anderen gro- ßen Wirtschaftsblöcken – namentlich die USA und China. Unter anderem sind dazu mehr Standardisierung und ein leichterer Handel von verbrieften Werten notwendig, um die Fragmentierung, die eine EU mit 27 Mitgliedsstaaten mit sich bringt, einzudämmen und einen einheitlichen Markt als Gegenpol zum US-amerikanischen und zum chinesischen Markt zu bieten.Hier könnten Investoren hell- Mit der EU-Verbriefungsverordnung soll Europas Kapitalmarkt reformiert werden. Die Konsultationen laufen noch bis 4. Dezember 2024. Aktuell sieht es nicht so aus, als wollten europäische Investoren en gros in Verbriefungen investieren. Verhaltenes Interesse Schwerpunkte bei Verbriefungen (ABS) Es gibt verschiedene Schwerpunkten, je nachdem, welche Kredite als Sicherheiten verwendet werden. Asset Backed Securities (ABS) Sicherungsportfolio Asset Backed Securities im engeren Sinn Autokredite, Bankkredite, Kreditkarten- forderungen, Leasingforderungen Mortgage Backed Securities (MBS) Hypothekenbesicherte Wertpapiere, Wohn- immobilien (RMBS), Gewerbeimmobilien (CMBS) Collateralized Mortgage Obligations (CMOs) Collateralized Debt Obligations (CDOs) Collateralized Loan Obligations (CLOs) Collateralized Bond Obligations (CBOs) Asset Backed Securities im weiteren Sinn Besicherte Geldmarktpapiere (ABCPs) Asset Backed Securities (ABS) sind strukturierte Finanzprodukte, die durch Pooling von unterschiedlichen Krediten entstehen und an Investoren weiterverkauft werden. Eine besondere Spezies von ABS-Papieren sind CLOs, die durch Leveraged Loans besi- chert sind, die an Unternehmen vergeben wurden. Quelle: Andreas Jobst, Collateralized Loan Obligations (CLOs): A Primer CFS Working Paper, 2003, S. 11 188 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Verbriefungen

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