Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
daten und eines unterstützenden makroökonomischen Um- felds. Investment-Grade-Credits in entwickelten Märkten bieten in den meisten Fällen ein höheres Renditeniveau als vergleichbare Staatsanleihen. Die zusätzliche Rendite sorgt demnach nicht nur für einen relativ stabilen Einkommens- strom, sondern bietet dem Portfolio auch eine Pufferfunk- tion, um Phasen der Marktvolatilität abzufedern. „Die Ära extrem niedriger Renditen ist einem Umfeld gewichen, in dem die Inflation und damit die Leitzinsen voraussichtlich höher bleiben werden. In diesem Umfeld sollten Unter- nehmensanleihen weiterhin attraktive Ertragsniveaus bieten“, so Carpenzano abschließend (siehe Grafik „Sensitivitätsanalyse für globale Corporate Bonds“) . Ambivalentes zu High Yield Wer hinter diesen Einschätzungen eine leichte Skepsis be- züglich High Yields ortet, liegt wahrscheinlich nicht falsch – und das obwohl 2024 für Hochzinsanleihen bislang ein gutes Jahr war. Auch das vergangene Jahr war positiv für die Anlageklasse, da sich die High-Yield-Märkte 2023 von der sehr gedrückten Stimmung und den sehr niedrigen Bewer- tungen des Jahres 2022 erholen konnten. Ein Grund für den bislang positiven Verlauf könnte laut Analyse von Jupiter AM das Nachlassen eines technischen Risikos, die sogenannte Refinanzierungsmauer, sein. „Damit ist die große Anzahl von Unternehmen gemeint, die fällig werdende Anleihen zu höheren Zinssätzen refinanzieren müssen. Dass dies in den letzten Monaten ohne nennens- werte Marktverwerfungen vonstattengegangen ist, kann als sehr positives Signal für die Anlageklasse gewertet werden“, erklärt Adam Darling, bei Jupiter Investment Manager im Bereich Fixed Income. Noch stärker dürfte die jüngere Per- formance jedoch von der Einschätzung der Märkte getrie- ben worden sein, wonach die USA auf eine weiche Lan- dung zusteuern. Vereinzelt wurde ja bereits von einer histo- rischen Chance gesprochen. Gerade dieses „historisch“ sollte jedoch aufhorchen lassen, entsprachen Soft Landings im 21. Jahrhundert – angefangen bei Alan Greenspan – in der Regel eher Wunschdenken als eingetretener Realität. Darling meint dazu: „Interessant ist, dass die Marktstim- mung so positiv ist, obwohl die Wirtschaft in einigen Regio- nen schwächelt. Die europäische Wirtschaft zum Beispiel hängt durch,Deutschland befindet sich sogar in einer indus- triellen Rezession. In China hat sich die Regierung ange- sichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche zuletzt sogar gezwungen gesehen, aggressive Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen.“ Die Aufmerksamkeit der Anleger konzentriert sich laut Darling sehr stark auf die Wirtschaftsdaten aus den USA. Die meisten scheinen demnach überzeugt, dass die USA als Motor der Weltwirtschaft einen deutlichen weltwei- ten Wachstumsabschwung verhindern können. Möglicher Schock „Für mich ist Geduld das große Thema der nächsten Mo- nate. Wir müssen die Konjunkturdaten und die sich darin niederschlagenden verzögerten Auswirkungen der Geld- politik im Blick behalten. Wird es zur weichen Landung kommen oder nicht? Eine klare Überzeugung, ob es eher in die eine oder die andere Richtung gehen wird, habe ich noch nicht“, meint der Jupiter-Mann. Eine Rezession wäre vor diesen Erwartungen jedenfalls ein Schock für das Markt- vertrauen, „da die Credit Spreads einen sehr optimistischen Ausblick eingepreist haben.Momentan passiert viel: Beginn eines Zinssenkungszyklus, Präsidentschaftswahlkampf in den USA, Anzeichen einer Abschwächung am US-Arbeits- markt und anhaltende geopolitische Risiken in Nahost und andernorts.Mit einer Rendite von 6,5 Prozent für die globa- le High-Yield-Benchmark bietet die Anlageklasse momentan eine im historischen Vergleich hohe Verzinsung. Das bedeu- tet, dass Anleger großzügige Zinskupons einstreichen kön- nen, während sie das Geschehen beobachten und abwarten“, so Darling (siehe Chart „Abwarten und Tee trinken?“). Warten auf Trump Das scheint nicht der schlechteste Rat zu sein. Denn welche politischen Verwerfungen durch die Trump-Administration in die Märkte schwappen, war zumindest bei Redaktions- schluss schwer absehbar. Während immer wieder darauf hingewiesen wird, dass die erste Amtszeit Trumps – bis auf die beunruhigenden Ereignisse rund um die Erstürmung des Kapitols nach Bidens Wahlsieg – weit weniger radikal war, als im Vorfeld befürchtet wurde, scheint es so, als würde sich der Republikaner mit Beratern umgeben, die seine Agenda unterstützen.Während seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump noch mit Mitarbeitern umgeben, die offenbar mäßigend auf den Republikaner eingewirkt haben. Das ist diesmal nicht der Fall.Womit diverse drastische wirtschafts- politische Maßnahmen wie prohibitive Zölle, der Versuch eines Durchgriffs auf die Notenbankpolitik und damit neuerliche Inflationsschübe nicht mehr vollständig von der Hand gewiesen werden können. HANS WEITMAYR Abwarten und Tee trinken? Marktbeobachter haben Zweifel zur kurzfristigen Entwicklung War das schon das Beste im High-Yield-Bereich? Aus Sicht von Jupiter AM ist derzeit sehr viel Optimismus im Markt eingepreist. Das Risiko eines ausbleibenden Soft Landing könnte künftige Ertragschancen übertreffen. Quelle: Bloomberg | Stand 30.9.2024; Jupiter AM 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 ’24 I I I I ’20 I I I I I ’15 I I I ’12 Basispunkte Globaler High-Yield-Spread 10-Jahres-Durchschnitts-Spread 186 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Fixed Income
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