Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

Weshalb haben Sie so ein bisschen die Luft angehalten, als ich die Metaller genannt habe? Lutz Mühl: Wie gesagt, wir bauen Modelle für die Mitglieds- unternehmen der Chemiearbeitgeberverbände – und wir geben auch keine Empfehlungen an andere Branchen, welche tarifvertraglichen Systeme die aufbauen sollen. Ein Unternehmen, das im Metalltarif gebunden ist, kann – Stand jetzt – rein rechtlich schon nicht in unser Sozialpart- nermodell kommen. Elvira Wittke: Wir können das Kind ja beimNamen nennen. Die IG-Metall war letztes Jahr kurz davor, die Möglichkeit für ein SPM in ihrem Tarifvertrag vorzusehen; da hat nicht mehr viel gefehlt. Dann hat der Gewerkschaftstag aber erst mal einen Riegel davorgeschoben. Es braucht ja nicht nur Know-how, sondern auch Ressourcen, um ein SPM zu ent- wickeln und auf die Beine zu stellen. Auch andere Einzel- gewerkschaften müssen sich überlegen, ob sie diesen langen Weg gehen können, ohne dass ihnen zwischendurch die Puste ausgeht. Ich glaube, dass einige von ihnen versuchen werden, irgendwo anzudocken. Wird sich hier durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz II, das ja in Arbeit ist, etwas ändern? Lutz Mühl: Für das BRSG II gibt es ja schon einen Regie- rungsentwurf. Darin werden neue Wege beschrieben, aber es braucht immer die Zustimmung sowohl der aufnehmen- den als auch für die jeweilige Branche zuständigen Sozial- partner. Ob die IGMetall dem Beitritt eines Unternehmens in ein Chemie-SPM zustimmen würde, das müssen Sie die Kollegen von der IG-Metall fragen. Viel wahrscheinlicher ist, dass wir erst mal über Unternehmen reden, die aus dem Organisationsbereich Chemie, Pharma und den benachbar- ten befreundeten Branchen stammen, für die auch die IGBCE zuständig ist. Elvira Wittke: Ja, ich glaube auch, dass erst mal die Unter- nehmen, die in den satzungsgemäßen Bereich unserer Or- ganisation fallen, im Fokus stehen. Der Entwurf für das BRSG II sieht vor, dass nur die Unternehmen andocken können, die zumindest teilweise unter den satzungsgemä- ßen Zuständigkeitsbereich der schon vorhandenen Sozial- partner fallen. Die IG Metall würde zum Beispiel nicht un- ter unseren satzungsgemäßen Organisationsbereich fallen. Wir wollen uns ja keine Konkurrenz machen, und schon gar nicht wollen wir in ein Schlichtungsverfahren rein. Wann fließt das erste Geld in die ZielrenteCHEMIE? Christof Quiring: Die ersten Beiträge werden wir voraussicht- lich ab Januar investieren. Jürgen Rings: Ja, so sieht es derzeit aus. Das Ganze ist ja so angelegt, dass wir als Einrichtung rund 600 Mitgliedsunter- nehmen betreuen, die ihre tarifliche Altersversorgung mit uns machen – bisher ausschließlich mit Garantietarifen. Diese Systeme sind mit Betriebsvereinbarungen ausgefüllt. Als Kasse beenden wir jetzt kein Modell, sondern wir füh- ren lediglich eine neue Option für die Arbeitgeber und deren Beschäftigte ein. Die Unternehmen können sich das anschauen, und wir informieren entsprechend. Das ist ja auch Frau Wittke wichtig, dass wir den Beschäftigten und den Belegschaftsvertretern genauso wie den Personalabtei- lungen erst einmal ausführlich erklären, wie es funktioniert. Wir fahren da gern zu den Unternehmen.Wenn so ein Ter- min zwei Stunden dauert, dann ist das eben so. Und wenn es drei sind, sind es eben drei. Wichtig ist, dass wir nichts verkaufen. Wir erklären das neue Konzept und bringen es nahe. Entscheiden müssen dann die Unternehmen. Haben Sie eine Schätzung, welches Volumen Ende 2025 drin sein wird? Jürgen Rings: Das lässt sich etwa so rechnen: Rein bezogen auf den Grundbeitrag in der tariflichen Altersversorgung Chemie inklusive Sicherungsbeitrag sind es etwa 700 Euro im Jahr. Wenn dann die ersten Firmen mit 1.000 Anmel- dungen kämen, sind die ersten 700.000 Euro drin – zumin- dest in dieser Größenordnung. Dann kommt die nächste Firma und so weiter. Lutz Mühl: Als Sozialpartner haben wir den Vorteil, dass wir mit bestehenden Institutionen agieren, die stabil und nicht auf sofortige Erträge angewiesen sind. Die nehmen das als zusätzliches Angebot mit in ihr Portfolio auf. Natürlich ist es unser Ziel, dass dieses Angebot wächst und eine entspre- chende Anziehungskraft entwickelt. Aber wir sind nicht da- N o . 4/2024 | institutional-money.com 169 Roundtable ZielrenteCHEMIE | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © DR. ANETTE WALKER » Der Sicherungspuffer wird nicht in der Anwartschafts- phase verwendet, sondern nur in der Rentenphase, um stärkere Rentenkürzungen zu vermeiden. « Christof Quiring, Leiter betriebliche Altersvorsorge und Mitglied der Geschäftsführung Deutschland bei Fidelity International

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