Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Jürgen Rings: Wir haben unsere zwei Pensionskassen in Frankfurt-Höchst.Das bedeutet, dass wir bis dato erstens aus- schließlich Garantietarife im Angebot hatten und zweitens bisher auch keine fondsgebundene Versicherung durchfüh- ren konnten.ImZuge der Einführung der ZielrenteCHEMIE mussten wir daher bei der BaFin die Sparte fondsgebunde- ne Lebensversicherung beantragen. Diese Spartenzulassung für die reine Beitragszusage haben wir jetzt. Dieser Prozess war neu für uns. Außerdem mussten wir unsere Satzung anpassen.Wir sind ein Versicherungsverein, haben also eine Vereinsstruktur, bei der die Unternehmen und deren Be- schäftigte Mitglieder sind. Entsprechend gibt es bei uns eine Vertreterversammlung, bei der über Jahresabschluss, Entlas- tung des Vorstands und des Aufsichtsrats und so weiter ab- gestimmt wird. Die reine Beitragszusage war dann in diese Organisations- und Statutenstruktur einzubauen. Sie sagten einmal, dass die ZielrenteCHEMIE niedrige Kosten hat. Wie niedrig sind sie denn? Jürgen Rings: Wir sind eine steuerbefreite soziale Einrich- tung. Das heißt, wir stellen lediglich Selbstkosten in Rech- nung.Wir haben über die Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe einen gemeinsamen Geschäftsbetrieb für unsere zwei Pensionskassen und eine Sterbekasse. Darüber hinaus verwalten wir auch Firmendirektzusagen der Träger- unternehmen.Der gesamte Geschäftsbetrieb hat ein Kosten- budget, das sachgerecht umgelegt wird. Gewinnzuschläge gibt es bei uns nicht. Wir haben zwölf Milliarden Euro an Kapitalanlagen und rechnen rund 80.000 Rentner monatlich ab.Wir sind also groß genug, um Skaleneffekte zu erzielen. Können Sie das ausdrücken in Form einer Reduction in Yield? Jürgen Rings: Bei der ZielrenteCHEMIE nehmen wir einen niedrigen Kostensatz auf die Beiträge und einen Promillesatz auf die Verwaltung der Anwartschaften und Renten. Das ist im technischen Geschäftsplan geregelt und damit auch von der BaFin genehmigt. Selbst wenn wir einmal einen zu hohen Kalkulationssatz nehmen und den am Ende nicht benötigen – das weiß man ja am Anfang nicht so genau –, fließt das wieder zurück an die Versicherten. Daher wird das jährlich vom Aktuar überprüft. Abschlussprovisionen fallen bei uns nicht an. Und was müssen Sie Fidelity bezahlen? Jürgen Rings: Dass das ein kosteneffizientes Produkt wird, war für uns ein wichtiger Aspekt. Daher findet die Anlage in ETFs statt. Es handelt sich dabei ja um ein Portfolio, das langsam wächst, weil am Anfang nur kleine Beiträge rein- kommen. Wir brauchten daher ein starkes Commitment von Fidelity, um das Produkt insbesondere in der Anfangs- phase nicht zu stark mit Kosten zu belasten. Insgesamt haben wir 40 bis 45 Basispunkte Kapitalanlagekosten. Ab bestimmten Volumina gibt es Anpassungen. Das ist eben- falls in den Verträgen enthalten. Wie läuft das, wenn ein Unternehmen außerhalb der engeren Chemiebranche mitmachen will, z.B. ein Metallunternehmen? Jürgen Rings: Die gehen erst mal zu ihren eigenen Tarifpar- teien. Lutz Mühl: Das Sozialpartnermodell funktioniert ja so, dass es immer eine tarifvertragliche Basis braucht.Das kann – wie bei uns – ein Flächentarifvertrag oder ein Haustarifvertrag sein. Nur damit kann das Unternehmen eine reine Bei- tragszusage erteilen. Wenn ein Unternehmen nicht tarif- gebunden ist, wird es schwierig. Wir haben die Zielrente- CHEMIE natürlich in erster Linie für unsere tarifgebun- denen Mitglieder, also für die Mitglieder der IGBCE und der Chemiearbeitgeberverbände und deren Beschäftigte, ent- wickelt.Wenn es im Einzelfall andere gibt, die auch Interesse haben, sprechen wir darüber und schauen, ob es rechtlich möglich ist und ob es passt.Wenn es aber ein Unternehmen ist, das in einem völlig anderen Tarifbereich organisiert ist und damit anderen Tarifverträgen unterliegt, die kein Sozial- partnermodell zulassen, dann ist auch der Weg in das Sozial- partnermodell der Chemie und die ZielrenteCHEMIE nicht möglich. 168 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable ZielrenteCHEMIE FOTO: © DR. ANETTE WALKER » Wichtig ist, dass wir nichts verkaufen. Wir erklären das neue Konzept und bringen es nahe. Entscheiden müssen dann die Unternehmen. « Jürgen Rings, Vorstandsvorsitzender der Höchster Pensionskasse
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