Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
erreichen wollen und wie viel wir brauchen, um ein allge- mein akzeptiertes Modell anbieten zu können. Dabei war abzuwägen, dass das Modell auf der einen Seite attraktiv für die Beschäftigen ist und auf der anderen Seite die Unterneh- men nicht so hohe Zusatzkosten haben, dass zu viele sagen: „Dann bleibe ich lieber in der bekannten Welt!“Alle ande- ren Punkte waren Fachthemen, bei denen wir gemeinsam die beste Lösung gesucht und unterschiedliche Ideen abge- klopft haben, aber nicht, wo wir mit verschiedenen Inter- essen aufeinandergestoßen wären. Elvira Wittke: Mit dem BAVC besteht ja schon eine lange Sozialpartnerschaft. Insofern haben sich die Sozialpartner frühzeitig zusammengesetzt, um ein Sozialpartnermodell auf die Beine zu stellen. AmAnfang haben wir überlegt,wie der Tarifvertrag auszugestalten ist. Sollten wir einen eigen- ständigen Tarifvertrag machen, oder wird das integriert in den bereits bestehenden? Es wurde dann in den bestehen- den aufgenommen.Wir haben auch bewusst darauf geach- tet, die Regelungen aus der reinen Beitragszusage schlank zu halten, sodass sie leichter auch auf weitere Branchen über- tragbar sind. Es gab dann noch eine generelle Diskussion, ob die AT-Beschäftigten mitmachen dürfen, weil die eigent- lich aus demGeltungsbereich des Tarifvertrags ausgenommen sind. Die wollten wir natürlich auch gern mit dabeihaben. Dürfen die jetzt mit rein? Elvira Wittke: Ja, wir haben den persönlichen Geltungs- bereich für die AT-Beschäftigten abgeändert, sodass sie nun an der reinen Beitragszusage teilnehmen können. Die Höhe der strategischen Aktienquote war kein Streitpunkt? Lutz Mühl: Wir haben uns natürlich Empfehlungen und Modellrechnungen geben lassen und gemeinsam ange- schaut. Ich kann für uns sagen, dass wir vieles gut können, aber natürlich nicht DIE Experten in der Kapitalanlage sind. Daher haben wir geschaut: Welche Angebote gibt es? Welche möglichen Ergebnisse, Korridore und Schwankungs- breiten gibt es nach den entsprechenden Modellrechnun- gen? Auf dieser Basis haben wir uns als Sozialpartner dann – natürlich gemeinsam mit den Anbietern – hier für die Aktienquote von 45 Prozent bei der ZielrenteCHEMIE entschieden. Wie interessiert zeigen sich jetzt die Arbeitnehmer an der ZielrenteCHEMIE? Wollen die mitmachen? Elvira Wittke: Als Erstes sind es ja die Arbeitgeber, die die Entscheidung treffen, ob ein neues Modell eingeführt wird oder nicht. Sie müssen sich dann natürlich mit der Arbeit- nehmerseite abstimmen und dann gemeinsam eine Verein- barung schließen. Die Arbeitnehmer wollen eher beraten werden, weil sie etwas über ein SPM gehört haben. Sie wollen wissen, ob das gut für sie ist. Zur ZielrenteCHEMIE sind zuletzt schon einige Anfragen gekommen, insbesonde- re wenn ein Unternehmen gerade dabei ist, sowieso seine betriebliche Altersversorgung umzustellen. Bei der ZielrenteCHEMIE gibt es einen Steuerungsausschuss: Welche Themen werden dort behandelt? Lutz Mühl: Der Steuerungsausschuss basiert auf den gesetz- lichen Vorgaben für das SPM. Dabei geht es einerseits um Beraten, Empfehlen und Überwachen. Bei der Kapitalanlage überwacht der Steuerungsausschuss, ob das, was wir gemein- sam vereinbart haben, auch eingehalten wird, und schaut, ob die Leitplanken noch passen. Die Detailentscheidungen im täglichen Geschäft in der Kapitalanlage bleiben Aufgabe des Vorstands und der durchführenden Einrichtungen. Das ist auch der BaFin wichtig. Andererseits entscheidet der Steuerungsausschuss später einmal über Zeitpunkte und Umfang von Rentenanpassungen und die Verwendung des Sicherungsbeitragspuffers. Bis dahin müssen aber erst ein- mal die ersten Beschäftigten imModell in der Rentenphase sein. Wie oft trifft sich der Ausschuss? Lutz Mühl: Der Steuerungsausschuss trifft sich regelmäßig viermal pro Jahr, bei Bedarf natürlich auch ad hoc. Herr Rings, was waren für Sie als Vorstandsvorsitzenden der Höchster Pensionskasse die Learnings, als Sie die Zielrente- CHEMIE mit ins Leben gerufen haben? N o . 4/2024 | institutional-money.com 167 Roundtable ZielrenteCHEMIE | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © DR. ANETTE WALKER Der Sicherungs- puffer wird von Ge- werkschaftsseite als wichtiger zusätz- licher Faktor ange- sehen, damit die Beschäftigten Vertrauen in das System haben, das ohne Garantien aus- kommen muss. » Da das Risiko der Kapitalanlage bei der reinen Beitragszusage allein auf der Arbeitnehmerseite liegt, war es uns sehr wichtig, dass die Arbeitgeber durch den Sicherungsbeitrag entsprechend eine Kompensation für die Risikokomponente aufwenden. « Elvira Wittke, Tarifjuristin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE)
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