Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
niederländischen Modulspezialisten Jan Snel übernommen und gehört jetzt zu den größten Anbietern modularer und nachhaltiger Baulösungen in Europa. „Unser Baupreis im Hochbau liegt derzeit bei etwa 2.000 Euro pro Quadratme- ter ab Bodenplatte zuzüglich Mehrwertsteuer, und außer- dem verringern wir die Bauzeit um die Hälfte“, so Göbel. In den Vordergrund rücken möchte er auch die Qualität, die sich beimmodularen Bauen erzielen lässt. „Auf der Baustel- le kommen fertige Module an, die unter Idealbedingungen imWerk gefertigt werden: optimale Temperaturen, trockene Hallen, Kräne und Werkzeug, dort wo man sie braucht. All das steigert die Qualität. Bei uns in den Fabriken regiert eher der Millimeter, nicht der Zentimeter“, sagt Göbel. Bei mehr als 90 Prozent liegt der Vorfertigungsgrad bei Daiwa und reicht bis zum vormontierten Spiegel im Bad und aufgebau- ten Einbaumöbeln. Zeigen ließe sich die saubere Bauquali- tät anhand der hochwertigen Wohnlösungen, die das Unter- nehmen vorweisen kann: „Ein Beispiel ist das höchste modulare Gebäude der EU in Bochummit 737 Studenten- apartments und einemMittelteil mit Gemeinschaftsflächen. Es wurde Mitte 2023 fertiggestellt – inklusive ,Klimaschutz- Fassade‘“, erklärt Göbel stolz. Auch Anderl von ELK TECH hebt die hohe Qualität des modularen Bauens hervor: „Wir arbeiten mit den halben Bautoleranzen des konventionellen Baus.“ Überprüfen kön- ne man das beispielsweise anhand eines Neubaukomplexes in Saarmund bei Potsdam, wo im Jahr 2023 ein Projekt mit 98 Wohnungen übergeben wurde. „Wir haben das Projekt im Standard Effizienzhaus 40 Plus auf einer großen Tief- garage errichtet. Flachdach, kompakte Grundrisse, großzügi- ge Fensterflächen und Balkone sowie Dachterrassen prägen die moderne Gestaltung des Gebäudes. Die gesamten Holz- elemente wurden in fünf Produktionswochen vorgefertigt, und die vier Geschosse in lediglich drei Monaten Montage- zeit aufgestellt. Die Gesamtdauer des Projekts betrug kaum mehr als ein Jahr“, berichtet Anderl. Nachhaltigkeit + Materialsparsamkeit Auch beim Thema Nachhaltigkeit brauche man beim modularen Bauen keine Abstriche zu machen, eher das Gegenteil, sind sich die Modulbauspezialisten einig. „Die präzise Vorfertigung ermöglicht nicht nur einen effizienten Materialeinsatz, sondern man weiß genau, welche Materia- lien verbaut werden. Das macht später auch die sortenreine Materialtrennung wesentlich einfacher“, sagt Staiger. Außer- dem gebe es weniger Nachbesserungen aufgrund von Män- geln, weil die Module imWerk unter optimalen Bedingun- gen hergestellt werden. Nachhaltigkeit – ESG – enthält auch den Buchstaben S, der für Soziales steht. „Natürlich sind die Klimaziele wichtig, aber trotz aller ökologischen Überlegungen muss Wohnen leistbar bleiben“, findet Anderl und kritisiert das Gold- plating: „In Österreich, Tschechien und den Niederlanden können wir sehr gut und preisgünstig bauen. Nur in Deutschland werden oft so hohe Standards vorgeschrieben, dass es dort schwierig ist, leistbarenWohnraum zu errichten“, meint Anderl. Um ein Beispiel zu geben, verweist er auf die Musterholzbaurichtlinie. „In Deutschland sind die Auflagen im Holzbau viel höher als anderswo. Daher können wir in Österreich je nach Bundesland bis zu fünf- oder gar sechs- geschossig mit recht kostengünstigen Elementen bauen, während in Deutschland bereits bei viergeschossigen Gebäu- den umfangreiche Brandschutzauflagen gelten“, so Anderl. Dabei werden seine Holzbauteile komplett in brandhem- mende Materialien verpackt. „In Deutschland müssen wir alle tragenden Bauteile kapseln – das ist der Goldstandard und kostet einfach viel“, meint Anderl. Zirkuläres Bauen Neben Umwelt- und sozialen Gesichtspunkten spielt im ESG-Kanon auch die Kreislaufwirtschaft eine Rolle. „Neu- lich wurde erstmals die Frage an uns herangetragen, ob wir unsere Module auch wieder zurücknehmen“, erzählt Stefan Anderl von ELK TECH. Ob das wirtschaftlich sinnvoll ist, müsse man prüfen. Bei Daiwa House, wo mit Hybridmodulen aus Beton- decken und Stahlskeletttragwerk gearbeitet wird, hat man Hoher Vorfertigungsgrad Hier wird das Badezimmer mit allen Anschlüssen in das Modul eingefügt. Auf der Baustelle kommen fertige Module an, die unter Idealbedingungen im Werk gefertigt wurden: optimale Temperaturen, trockene Hallen, Kräne und Werkzeug, dort wo man es braucht. Das erhöht die Qualität. Quelle: Daiwa House Modular Europe 152 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Modulares Bauen FOTO: © BEOS, DAIWA HOUSE MODULAR EUROPE Präzise Vorferti- gung ermöglicht eine hohe Bau- qualität und einen effizienten Materialeinsatz. » Die präzise Vorfertigung ermöglicht nicht nur einen effizienten Materialeinsatz, sondern man weiß genau, welche Materialien verbaut werden. « Hendrik Staiger, Vorstandssprecher von BEOS
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