Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
T homas Alva Edison verdanken wir nicht nur den kommerziellen Durchbruch der Glühbirne, son- dern auch die Idee, kostengünstige Häuser aus Be- ton im industriellen Stil zu fertigen.Während sich aber sein strombetriebenes Leuchtmittel nach der Erfindung weltweit durchsetzte, scheiterte das gegossene Betonhaus einerseits an technischen Problemen, andererseits aber auch an der Skep- sis seiner Zeitgenossen. Das Ziel, die Errichtung von Gebäu- den zu beschleunigen und damit billiger zu machen, hat Bauunternehmer und Investoren auch nach Edisons Miss- erfolg nie mehr losgelassen. „Neu ist die Idee nicht; schon die Architekten des Bauhaus umWalter Gropius hatten mo- dulares Bauen im Sinn. Ein Bauhaus-Ziel war, bezahlbaren Wohnraum für jedermann zu schaffen. Dazu arbeitete das Bauhaus schon mit vorfabrizierten Bauelementen im Sinne eines Baukasten im Großen“, gibt Hendrik Staiger einen Blick in die Geschichte des Bauens. Er ist Vorstandssprecher der BEOS AG, eines Asset Managers und Projektentwicklers von Unternehmensimmobilien in Deutschland. Investoren mit hohen Immobilienallokationen rät er, sich dieses Thema näher anzuschauen, da es Effizienzvorteile bringt. Heute kommt das Thema zur Sprache, weil der Druck auf die Baukosten steigt und es eine Angebotslücke insbe- sondere für Wohnbauten gibt. Daher widmet auch das vom deutschen Bundesbauministerium (BMWSB) initiierte Bündnis für bezahlbaren Wohnraum dem „seriellen und modularen Bauen“ ein eigenes Kapitel – offenbar weil man sich damit Wege aus der Angebotslücke für leistbaren Wohnraum erhofft. „Durch modulares Bauen lassen sich sowohl Planungs- als auch Baukosten senken. Sind die Module einmal geneh- migt, können auch die Genehmigungsprozesse beschleunigt werden“, berichtet Staiger aus der Praxis. Für die meisten Bauherren sei Kostensicherheit ein wichtiger Punkt, und die Kosten bei einemmodular erstellten Bau lassen sich im Vor- feld ziemlich genau bestimmen. „Da setzen sich der Investor, der Nutzer und die Baufirma zusammen, planen das Objekt, und dann lässt sich der Preis exakt kalkulieren, weil es kaum mehr Überraschungen gibt“, so Staiger. Zur Kostensenkung trägt auch die schnellere Baufertig- stellung bei. „Wenn wir seriell bauen, liegen wir etwa zehn bis 15 Prozent unter den Kosten einer konventionellen Bau- weise, wenn man den gesamten Bauzyklus betrachtet“, sagt Stefan Anderl, Geschäftsführer des österreichischen Modul- bauspezialisten ELK TECH, der sich seit über 20 Jahren auf seriellen Neubau spezialisiert. „Wenn wir beispielsweise bei einem großen Neubauprojekt zwei Jahre früher fertig wer- den, hat der Bauherr zwei Jahre weniger Baufinanzierung beziehungsweise zwei Jahre früher Mieteingänge. Beim Bau ist Zeit Geld, insbesondere zu Zeiten hoher Bauzinsen.“ Bei einem seiner letzten Projekte mit 62 Wohnungen hat die Vorfertigung in der Fabrik vier Wochen gedauert, und seine Monteure hätten den Bau in weiteren fünf Monaten vor Ort montiert. „Natürlich muss dazu im Vorfeld das Gebäude präzise geplant sein“,merkt Anderl an. Sein Unter- nehmen ist auf seriellen Bau spezialisiert, wobei es hier zwei Bauweisen gibt. „Wir bauen zum einen nach der Holzrah- menbauweise, bei der Wände und Decken in der Fabrik vorbereitet werden. Auf der Baustelle muss dann noch der Innenausbau erfolgen, beispielsweise die Oberflächen oder die Bad- und Küchenobjekte“, so Anderl. Die andere Möglichkeit ist die Modulbauweise, wo im Werk bereits alles fertig montiert wird – vom Boden und den Wänden bis hin zu Küche und Bad. Modulares oder serielles Bauen könnte die Antwort auf ständig steigende Baupreise und die gleichzeitige Forderung nach leistbarem Wohnen sein. Das Konzept bietet zahlreiche Vorteile, in der Praxis gibt es aber noch etliche Vorbehalte. Immobilien vom Fließband 150 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Modulares Bauen FOTO: © COJANVANTOOR.NL » Wir bieten gleich bei der Angebots- erstellung die Rücknahme unserer Module mit einer Rückvergütung an, die von der Nutzungsdauer abhängig ist. « Dipl.-Ing. Architekt MA, Andreas Göbel, Head of Acquisition bei Daiwa House Modular Europe
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