Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

Vorwurf erhob Alex Edmans letztes Jahr in „The End of ESG“. Jan Anton van Zanten und Joop Huij ließen 2022 mit ihrem Paper „ESG to SDG: Do Sustainable Investing Ratings Align with the Sustainability Preferences of Inves- tors, Regulators and Scientists?“ aufhorchen, in dem sie dar- legten, dass ESG-Ratings die positiven und negativen Nach- haltigkeitsauswirkungen von Unternehmen nicht ange- messen messen würden. Tatsächlich messen ESG-Ratings im Allgemeinen, ob die Rentabilität eines Unternehmens auf- grund der ESG-Performance eines Unternehmens gefährdet ist, anstatt zu messen, wie Unternehmen zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit beitragen. Van Zanten und Huij argumentieren daher, dass die Bewertung des Ausma- ßes, in dem sich ein Unternehmen an den Zielen für nach- haltige Entwicklung (SDGs) ausrichtet, die praktisch nicht mit ESG-Ratings korrelieren, besser geeignet ist, die Nach- haltigkeit von Unternehmen zu messen. Die Ausrichtung von Unternehmen an den SDGs kann als neuartiges Signal für die Nachhaltigkeit von Unternehmen dienen, das eng mit dem von Alex Edmans geforderten rationalen Nach- haltigkeitsansatz zusammenhängt. Daher untersuchen Vasileva, van Zanten und Swinkels den Zusammenhang zwischen Unternehmensskandalen und Unternehmensnachhaltigkeit imHinblick auf die Aus- richtung an den SDGs. Sie analysieren einen großen Quer- schnitt von Unternehmen, die zwischen 2010 und 2022 in Industrie- und Schwellenmärkten börsennotiert waren, und kontrollieren umfassend den größten Teil der Unterneh- mensheterogenität und verwenden eine ganze Reihe von fixen Effekten in den Regressionsrechnungen. Ergebnisse Insgesamt stellt das Autorentrio fest, dass Unternehmen mit positiveren Beiträgen zu den SDGs eine geringere Wahr- scheinlichkeit aufweisen, in Skandale verwickelt zu werden. Dazu kommt, dass sie bereits heute in eine geringere Anzahl von Skandalen verwickelt sind und – so sie tatsächlich in Skandale involviert sind – diese weniger schwerwiegend aus- fallen und auch weniger kontroverse Themen und damit verbundene SDG-Verstöße betreffen.Die Tabelle „SDG-Scores und Skandale“ zeigt die Ergebnisse von diesbezüglichen Regressionsanalysen im gleichnamigen Kasten, wobei die abhängige Variable erstens der Skandal als solcher, zweitens die Anzahl der Skandale und drittens die Anzahl der schwe- ren Skandale ist. Erklärende Hauptvariable ist der SDG- Score von Unternehmen. Kontrolliert werden die Ergebnisse im Hinblick auf die Fundamentaldaten der Unternehmen wie Größe, Kapitalrentabilität, Investitionsausgaben, imma- terielle Vermögenswerte, Anzahl der Mitarbeiter und den ESG-Score nach MSCI sowie branchen-, sitz- und jahresfixe Effekte. Insbesondere deuten die wichtigsten Studienergebnisse darauf hin, dass jeder zusätzliche Punkt im SDG-Score, des- sen Spannweite von mindestens minus drei bis höchstens plus drei reicht, die Wahrscheinlichkeit, in einen Skandal ver- wickelt zu sein, um fast sechs Prozent verringert. Dies kann ungefähr mit einer Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines Skandals in der nächsten Zeitperiode von zwei Pro- zentpunkten verglichen werden. Was die Anzahl der Skan- dale betrifft, ist eine Erhöhung des SDG-Scores um einen Punkt mit einem Rückgang um elf Prozent verbunden, was 0,44 Skandalen weniger pro Unternehmen und Jahr ent- spricht. Bei der Erklärung schwerer Skandale ist der Effekt noch ausgeprägter. Jeder zusätzliche Punkt im SDG-Score geht mit einem Rückgang schwerer Skandale um 17 Pro- zent in der nächsten Periode einher.Darüber hinaus ist auch die Anzahl der durch Skandale tangierten Themen sowie spezifischer SDG-Verstöße bei nachhaltiger agierenden Unternehmen geringer. Der von den Autoren verwendete SDG-Score nach der Robeco-Methodik enthält auch eine Komponente im Zusammenhang mit der Beteiligung an kontroversem Verhalten, das in hohemMaße zeitgleich mit Skandalen korreliert. Um die Möglichkeit auszuschließen, dass die Studienergebnisse auf der Prognosekraft vergange- ner Skandale für zukünftige Skandale beruhen, ersetzen die Autoren den SDG-Score durch einen alternativen Core- SDG-Score, der die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens und seine Geschäftstätigkeit umfasst, aber seine Beteiligung an Kontroversen ausschließt. Vasileva, van Zanten und Swinkels bestätigen, dass vergangene Kon- Besser ausgerichtet Nachhaltigkeitsscores, die an den SDGs ausgerichtet sind, scheinen besser geeignet als ESG-Scores. Einen Nachhaltigkeitsscore an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs, Sustainable Development Goals) festzumachen, wie Robeco das tut, erscheint sinnvoller, als dafür ESG-Scores heranzuziehen. Quelle: bka.gv.at 146 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Aktienauswahl FOTO: © UNIVERSITÄT ZÜRICH » Unternehmen mit stärkerer SDG-Ausrich- tung haben eine geringere Wahrscheinlich- keit, in Skandale verwickelt zu sein. « Anna Vasileva, PhD-Kandidatin an der UZH mit Fokus auf Sustainable Finance  Fortsetzung auf Seite 148

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