Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
von Assets mit hohen Sharpe Ratios muss nicht unbedingt dazu führen, dass auch das Portfolio einen hohen Wert auf- weist.Darüber hinaus wird bei der Volatilität nicht zwischen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen unterschieden. Das ist ein Nachteil, da die Renditeverteilung vieler Hedgefonds- strategien asymmetrisch ist. Zudem ist der Wert der Sharpe Ratio nur sinnvoll, wenn ausreichend große Risiken einge- gangen werden. Als Beispiel nennt der Autor einen Fonds mit einer annualisierten Volatilität von nur 0,5 Prozent. Die- ser würde bei einer optisch sehr hohen Sharpe Ratio von 3 nur eine Überrendite von 1,5 Prozent erzielen. Es selbst besser wissen (wollen) Zwei weitere Fehler von Allokatoren sind die Auswahl von Managern mit ähnlichen Markteinschätzungen wie sie selbst und der Versuch des Timings der Strategien durch Umschichtungen. Der erste Fehler wird oft begangen, da man sich dann besser mit der Strategie identifizieren kann. Allerdings bedeutet das auch, Gebühren dafür zu zahlen, dass die eigenen Ansichten umgesetzt werden. Der Versuch des Timings ist dagegen meist vergeblich. Schließlich sollten die Hedgefondsmanager selbst die Experten auf ihren Märk- ten sein, auf Nachrichten reagieren und ihre Portfolios ent- sprechend anpassen. Ein „Timing der Market Timer“ zu ver- suchen bedeutet eigentlich, dass man die fraglichen Fonds gar nicht erst hätte auswählen dürfen. François-Serge Lhabi- tant empfiehlt Anlegern, sich darauf zu konzentrieren, hoch- wertige Fonds zu identifizieren, diesen strategisch Kapital zuzuweisen und taktische Entscheidungen den Managern zu überlassen. Short Vola als Tail-Risiko Die Renditen vieler Hedgefondsstrategien haben den Cha- rakter von Stillhalterstrategien mit Put-Optionen (Short Put) – und das obwohl die meisten von ihnen vordergründig gar nicht mit Derivaten handeln. Der Autor nennt Merger Arbitrage als Beispiel. Die Strategie zielt auf die Preisdiffe- renz zwischen Übernahmeangebot und Börsenkurs ab. Wird eine Übernahme erfolgreich abgeschlossen, fällt der Spread auf null, und es resultiert ein Gewinn. Scheitert eine Übernahme dagegen, kann sich die Differenz deutlich aus- weiten, was ein wesentlich höheres Verlustrisiko beinhaltet. Deshalb sind vor allem Bärenmärkte ein Problem, in denen dies häufiger geschieht. Es können also seltene, aber hohe Verluste anfallen, während das Potenzial in Bullenmärkten weitgehend gedeckelt ist. Das Ergebnis sind begrenzte Ge- winne, über denen ähnlich wie beim Short Put das Damo- klesschwert des Short-Vola-Tail-Risikos schwebt. Anders als bei Optionsstrategien ist dieser Charakter bei Strategien wie Merger Arbitrage aber nicht unbedingt offensichtlich. Des- halb ist auf Seiten der Investoren ein grundlegendes Ver- ständnis für potenzielle asymmetrische Risiken erforderlich. Der Fluch des Kuchendiagramms Investoren allokieren gern prozentuale Portfolioanteile nach einem Kuchendiagramm. Ganz so einfach darf man es sich bei Hedgefonds aber nicht machen. Denn laut François- Serge Lhabitant spiegelt ein fester Prozentsatz des Kapitals etwa für Long/Short Equity nicht genau die zugrunde liegenden Chancen und Risiken wider. Diese hängen in hohemMaße von der individuellen Strategie der jeweiligen Manager ab. Ein wirkliches Problem entsteht dann, wenn die Allokation laut Vorgabe noch „aufzufüllen“ ist, aber im jeweiligen Segment keine geeigneten Manager gefunden werden. Dann wird Kapital suboptimalen Managern zuge- wiesen, nur um eine Quote zu erfüllen. Dadurch kann das Potenzial des gesamten Portfolios verwässert werden. Statt fester Anteile ist es bei Hedgefonds deshalb besser, flexibel den individuellen Charakter der einzelnen Strategien zu berücksichtigen. Das erfordert ein Verständnis der spezifi- schen Chancen und Risiken sowie des Verhaltens gegenüber demMarkt. An der falschen Stelle gespart Last but not least sollten Investoren die operative Due Dili- gence im Auge behalten. Denn einer der häufigsten Fehler ist es, diese zu vernachlässigen, so der Autor. Obwohl sie wie langweiliger Papierkram erscheinen mag, der nur unnötig Geld kostet, ist die operative Due Diligence ein entschei- dender, vielleicht unterschätzter Schritt im Analyseprozess. Sie umfasst die Bewertung der nicht investitionsbezogenen Aspekte eines Hedgefonds. Dazu zählen etwa rechtliche Dokumente, interne Prozesse und Compliance sowie Hin- tergrundchecks der Mitarbeiter. Es geht es vor allem darum, wichtige rote Flaggen aufzuspüren, die grundsätzlich gegen ein Investment sprechen könnten. In der Praxis verlassen sich Investoren mitunter einfach auf Empfehlungen von Kollegen, ohne selbst gründliche Nachforschungen anzu- stellen. Dadurch können leicht kritische Warnzeichen über- sehen werden. DR. MARKO GRÄNITZ Gebührenproblem mit „2 and 20“ Vereinfachte Performance Fee für Bruttorenditen über zwei Prozent Ein Hauptkritikpunkt des traditionellen „2 and 20“-Modells war, dass Hedgefondsmanager trotz schwacher Performance deutlich mehr verdienen konnten als ihre Kunden. Erst bei Bruttorenditen von mehr als 5,4 Prozent erhielten Investoren einen höheren Anteil der erzielten Performance als die Manager. Quelle: Lhabitant, F.-S. (2024), Ten Common Mistakes Investors Make When Allocating to Hedge Funds, S. 4 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 12 % 11 % 10 % 9 % 8 % 7 % 6 % 5 % 4 % 3 % 2 % Anteil Manager Anteil Investor 136 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Hedgefonds Auf Seiten der Investoren ist ein grundlegendes Verständnis für potenzielle asym- metrische Risiken erforderlich.
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