Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

käufen und Arbitrage beinhalten. Angesichts dessen sind die linearen Regressionsmodelle zu einfach gestrickt. Sie kön- nen die Dynamik kaum abbilden.Wenn die Modellgrenzen aber außer Acht gelassen werden, so der Autor, kann der Alpha-Fokus zu verzerrten Einschätzungen und suboptima- len Anlageentscheidungen führen. Indizes sind problematisch Indizes sind in der Finanzwelt heute allgegenwärtig. Doch in der Hedgefondswelt muss man dabei teilweise große Abstriche machen, schreibt François-Serge Lhabitant. Zum einen ist das Hedgefondsuniversum nicht vollständig beob- achtbar. Man kann nur Daten über Hedgefonds sammeln, die sich bereit erklären, diese zu melden. Das erschwert die Erstellung eines repräsentativen Index. Zum anderen wur- den viele Hedgefondsindizes geschaffen, um gebühren- pflichtige Produkte darauf auf den Markt zu bringen. Diese messen also die durchschnittliche Performance einer aus- gewählten Gruppe von Fonds. Dabei ist „durchschnittlich“ gleich das nächste Problem. Die durchschnittliche Größe der Hedgefonds ist so gering, dass sie für viele große institu- tionelle Anleger überhaupt nicht infrage kommen (siehe Grafik „Wenige große Hedgefonds dominieren“) .Hinzu kommt eine ganz grundlegende Kritik: Hedgefondsindizes sind überdiversifiziert und weisen wenig oder kein Alpha auf. Denn während einzelne Fonds ein gewisses positives oder negatives Alpha sowie ein bestimmtes systematisches Beta aufweisen, ergibt die Masse von Hedgefonds eine uner- wünschte Diversifikation der spezifischen Alpha-Wetten bei gleichzeitiger Akkumulation des Beta.Demnach sind Index- konzepte in der Absolute-Return-Welt wenig zielführend. Trotzdem werden sie nach wie vor häufig verwendet. Diworsifikation Ähnlich ist der Effekt auch in den Portfolios der Investoren. Bei traditionellen Anlagen wie Aktien führt Diversifikation zu einer Minimierung des spezifischen Risikos, während das Marktrisiko erhalten bleibt. Bei Hedgefonds funktioniert das nicht, so der Autor. Sie sind keine Einzeltitel, sondern eigen- ständige Portfolios, die zum Beispiel Long- und Short-Posi- tionen in verschiedenen Anlageklassen beinhalten. Verschie- dene Fonds aus dem gleichen Bereich können dabei gleich- gerichtete, aber auch gegenläufige Positionen beinhalten. In der Folge wird das Alpha wie beschrieben unbeabsichtigt neutralisiert, während sich das Marktrisiko je nach Konstel- lation sogar erhöhen kann. Dies wird als „Diworsifikation“ bezeichnet. Und das bei zugleich hohen Gebühren. Emp- fehlenswert ist deshalb die strategische Auswahl weniger Hedgefonds, die sich nachweislich gegenseitig ergänzen. Die Sache mit den Gebühren Die meisten Hedgefonds haben deutlich höhere Gebühren als klassische Investmentfonds. Doch das bedeutet nicht, Hedgefonds mit den niedrigsten Gebühren zu selektieren. Laut François-Serge Lhabitant ist das eigentliche Problem die fehlende Performance.Niedrige Gebühren ziehen in der Regel weniger qualifizierte Manager an, die sich im Lauf der Zeit auch kaum verbessern. Umgekehrt sind die besten Hedgefonds aber sehr gefragt, obwohl sie in der Regel nicht über ihre Gebühren verhandeln. Eher im Gegenteil. Wäh- rend die Gebühren im Branchenmittel sanken, konnten die besten Hedgefonds zum Teil sogar Erhöhungen durch- setzen. Daher sind niedrigere Gebühren per se nicht unbe- dingt ein Pluspunkt. Andererseits zählt aber auch das Argu- ment, dass die Kunden das Kapital zur Verfügung stellen und die Risiken tragen. Sharpe-Ratio-Religion Die Sharpe Ratio ist ein Standardmaß in der Finanzindus- trie. Sie setzt die Überrendite ins Verhältnis zur Volatilität und gibt die risikobereinigte Performance an. Allerdings soll- te sie nur auf das gesamte Portfolio angewandt werden, nicht auf einzelne Komponenten. Denn eine Kombination Der Weg zum langfristigen Anlageerfolg mit Hedgefonds ist leider gespickt mit einer Vielzahl potenzieller Fehler, die man alle vermeiden muss. N o . 4/2024 | institutional-money.com 135 Hedgefonds | THEORIE & PRAXIS FOTO: © GMF | GENERIERT MIT KI, PIRANHA PHOTOGRAPHY | KEDGE CAPITAL » Es ist schwierig, einen repräsentativen Hedgefondsindex zu erstellen. « François-Serge Lhabitant, Visiting Associate Professor of Finance, Hong Kong University und CEO & CIO, Kedge Capital (Hedge Funds)

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